T-Mobile USA: Telekom nimmt wieder Anlauf
Nach dem gescheiterten Deal mit dem Wettbewerber AT&Tstartet die Deutsche Telekom einen neuen Versuch, T-Mobile USA mit einem amerikanischen Partner zu verbünden. Die US-Tochter soll nun mit dem kleineren Konkurrenten Metro PCS fusioniert werden. Dazu will der deutsche Konzern seine Tochter in die börsennotierte Metro PCS Communications einbringen und soll dafür 74 Prozent der Anteile an dem Unternehmen erhalten. Die restlichen Aktien sollen den Plänen zufolge bei den Metro PCS-Aktionären verbleiben, denen zusätzlich 1,5 Mrd. US-Dollar in bar gezahlt werden soll.
Bei den Kartellbehörden dürfte das Vorhaben auf deutlich weniger Widerstand stoßen als der geplatzte AT&T-Deal. Metro PCS hat in Nordamerika rund 9 Mio. Kunden, selbst nach der Fusion würde Metro PCS Communications mit etwas mehr als 40 Mio. Kunden noch deutlich hinter den Marktführern Verizon Wireless, AT&T (beide mit jeweils mehr als 100 Mio. Kunden) und der US-amerikanischen Nummer drei, Sprint Nextel mit 56 Millionen Kunden, zurückliegen. Gerade Sprint scheint der Plan aber ein Dorn im Auge zu sein: Das Unternehmen hatte bereits im Februar den Kauf von Metro PCS angepeilt, nun soll es nach Medieninformationen über ein erneutes Übernahmeangebot nachdenken – das dann den Gerüchten zufolge deutlich über dem Angebot der Telekom liegen könnte.
Für den Fall, dass sie ihr Vorhaben ungehindert fortsetzen kann, hat die Telekom die Personalfragen bereits gerklärt: Das kombinierte Unternehmen soll nach den derzeitign Plänen von John Legere, dem Vorstandssprecher der T-Mobile USA, geführt werden, als CFO ist J. Braxton Carter, derzeit Chief Financial Officer und Vice Chairman bei Metro PCS, vorgesehen. Der Konzern erwartet für den Deal in der ersten Jahreshälfte 2013 grünes Licht von den Behörden.
SAP schließt Milliardendeal
SAP hat die Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens Ariba erfolgreich über die Bühne gebracht. Nach den britischen Behörden in der vergangenen Woche haben nun auch die US-amerikanischen Kartellwächter dem Deal, der ein Gesamtvolumen von 3,4 Mrd. Euro hat, zugestimmt. Unternehmensangaben zufolge wurden alle ausstehenden Ariba-Aktien in Barausgleichsrechte von 45 US-Dollar je Aktie umgewandelt.
Mit der Übernahme steigt der Walldorfer Konzern zum weltgrößten Anbieter für Cloud-Computing-Software auf. SAP verspricht sich von der Akquisition, bis 2015 einen Umsatz von 2 Mrd. Euro mit Cloud-Programmen zu generieren und so als einer der ersten Anbieter in dem Segment überhaupt profitabel zu wirtschaften.
Weitere große Zukäufe plant SAP dafür nicht mehr ein, der Konzern setzt stattdessen auf organisches Wachstum: Zuletzt hätte Ariba Umsatzzuwächse im Bereich von 50 Prozent verzeichnet und man erwarte, dass sich dieser positive Trend fortsetze, sagte SAP Vize-CEO Jim Hagemann Snabe. Ariba betreibt eine Online-Beschaffungsplattform, auf der jährlich mehr als 700.000 Unternehmen zu einem Wert von rund 320 Mrd. Dollar einkaufen.
Weitere M&A-News und M&A-Deals der Woche
ThyssenKrupp hat ihre Tochter Tailored Blanks (Umsatz im Geschäftsjahr 2010/2011: 700 Mio. Euro) an die chinesische Wuhan Iron and Steel Corporation (Umsatz 2011: 26 Mrd. Euro) verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, die Regulierungsbehörden müssen noch zustimmen. ThyssenKrupp hatte im Mai 2011 eine Bereinigung des Konzernportfolios angekündigt. Dem Unternehmen zufolge wurden inzwischen für 95 Prozent der Geschäftsaktivitäten, von denen sich der Konzern trennen will, Verkaufsverträge unterzeichnet.
Der Automobilzulieferer SHW hat seinen 50-prozentigen Anteil am kanadischen Joint Venture STT Technologies für einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag verkauft. Zugleich wurde ein Schiedsverfahren mit dem Joint-Venture-Partner abgeschlossen. Die quotal in den Konzernabschluss der SHW AG einbezogene STT erzielte im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2012 einen Umsatzbeitrag von 31,2 Mio. Euro, das entspricht etwa 15 Prozent vom Konzernumsatz. Die Region Nordamerika soll künftig einen Schwerpunkt des Unternehmens bilden, das bereits Aktivitäten in China und Brasilien hat. SHW tätigt zurzeit 90 Prozent der Umsätze mit europäischen OEMs, sagte CFO Oliver Albrecht im Sommer im Talk mit FINANCE-TV.
Michael Fröhlich wechselt von Accenture zum Beratungsunternehmen Capco. Er wird Senior-Partner für den Bereich Banking und soll das Geschäft mit Post-Merger-Integrationen stärken.
Siemens möchte mit dem Erwerb der VRcontext International seine Position im Markt für Industriesoftware weiter ausbauen. Das belgische Unternehmen existiert seit dem Jahr 2000. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Der Chemiehersteller BASF und Purac, eine Tochter des Milchsäure-Spezialisten CSM, gründen ein Joint-Venture. Das Gemeinschaftsunternehmen soll BASF und Purac zu gleichen Teilen gehören und unter dem Namen Succinity GmbH firmieren. Succinity soll seinen Sitz in Düsseldorf haben und im kommenden Jahr seine Geschäftstätigkeit aufnehmen. Zweck des Joint Ventures ist die Herstellung und die Vermarktung von biobasierter Bernsteinsäure. BASF und CSM forschen schon seit drei Jahren im Rahmen einer Kooperation gemeinsam auf dem Gebiet der Bernsteinsäure.
Die spanische Distribuidora Internacional de Alimantación (DIA) übernimmt das operative Geschäft der insolventen Drogeriekette Schlecker in Spanien und Portugal. Der Deal umfasst ein Netz von mehr als 1.100 einzelnen Geschäften und vier Vertriebszentren. DIA wurde bei der Transaktion von Hengeler Müller begleitet.
Ein Joint Venture zwischen dem Hamburger Asset-Manager und Investor Redos Real Estate und Morgan Stanley Real Estate hat von der Marktkauf-Gruppe das so genannte „Tobago Portfolio“ übernommen. Das Portfolio umfasst elf Baumärkte, die an toom (Rewe-Gruppe) vermietet sind. Die Käuferin wurde von Latham & Watkins beraten, die zu Edeka gehörende Marktkauf-Gruppe wurde bei der Transaktion von White & Case unterstützt.
Das österreichische Unternehmen Lenzing hat dem Papierunternehmen Heinzel dessen Beteiligung an dem Faserhersteller Biocel Paskov abgekauft und ist nun Alleinaktionär des tschechischen Unternehmens. Lenzing war seit 2010 an Biocel Paskov beteiligt, Heinzel hielt bis zuletzt 25 Prozent der Anteile. Einzelheiten zum Kaufpreis wurden nicht bekannt.
Das Hamburger Unternehmen Velox hat das Composite-Geschäft der italienisch-französischen Azelis-Gruppe gekauft. Die Akquisition wurde mit Mezzanine-Kapital finanziert und von VR Equitypartner und CBG Commerz Beteiligungskapital unterstützt. Über weitere Details haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Die BNY Mellon hat von der WestLB-Rechtsnachfolgerin Portigondie verbliebenen 50 Prozent der Anteile des Joint Ventures WestLB Mellon Asset Management übernommen. Zum neuen Sprecher der Geschäftsführung ist der frühere Portigon-Vorstand Werner Taiber ernannt worden. Das 50:50 Joint Venture war 2006 von Portigon und der BNY Mellon gegründet worden. Heute verwaltet es ein Anlagevermögen mit einem Volumen von mehr als 25 Mrd. Euro und beschäftigt rund 170 Mitarbeiter. Weitere Einzelheiten zu der Transaktion wurden nicht genannt.
Der hessische Automobilzulieferer Ixetic gehört ab sofort zum Magna-Konzern. Magna International hat das Unternehmen, das bis 2006 Teil der Schaeffler-Gruppe war, für einen Kaufpreis von 396 Mio. US-Dollar von dem bisherigen Eigentümer, der Private-Equity-Gesellschaft Motion Equity Partners (früher Cognetas), übernommen. Ein Team der Kanzlei White&Case hat die Verkäuferseite bei der Transaktion beraten. Der Deal muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden.
Die geplante Übernahme von Artnet durch Redline Capital Management ist gescheitert. Vorstand und Aufsichtsrat von Artnet hatten den Preis für zu gering gehalten und deshalb ihren Aktionären empfohlen, das Angebot abzulehnen. Redline gelang in der Folge nicht, die Mindestannahmeschwelle von 56 Prozent des Artnet-Grundkapitals zu überschreiten, sodass das Angebot erlischt.
Die HBW-Gubesch Kunststoff-Engineering übernimmt die insolventen Firmen Manfred Jacob Kunststofftechnik, Jacob Deco Molding, Jacob Composite, Manfred Jacob Industrieformen sowie Jacob Plastics vom Insolvenzverwalter Joachim Exner aus der Kanzlei Dr. Beck & Partner. Der Kaufpreis wurde nicht bekanntgegeben. Die Unternehmensgruppe soll nun unter dem Namen HBW-Gubesch Thermoforming firmieren. Mummert & Company hat die Transaktion beraten.
Die private Investmentgesellschaft CoBe Capital hat den Küchenhersteller Warendorfer Küchen gekauft. Bisheriger Eigentümer war die Arbonia-Foster-Holding. Die Transaktion soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Ein Kaufpreis wurde nicht bekannt. Warendorfer Küchen entstand 2010 aus der Küchenmöbelsparte von Miele.
Das Kölner Verlagshaus Bastei Lübbe hat 50 Prozent des Werbemittelanbieters Präsenta Promotion International (PPI) übernommen. Die PPI erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 12 Millionen Euro, wie die Unternehmensberatung Conpair mitteilte, welche die Transaktion betreute.
Informatica Deutschland, eine Tochter der amerikanischen Informatica Corporation, will Heiler Software übernehmen. Dazu hat das Unternehmen den Aktionären ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot zum Kauf sämtlicher ausstehender Heiler-Aktien gemacht. Die Heiler-Aktionäre sollen 7,04 Euro pro Aktie erhalten. Informatica besitzt bereits 71,6 Prozent der Heiler-Aktien. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Heiler einen Umsatz von 17,4 Mio. Euro. Es waren durchschnittlich rund 11,55 Mio. Aktien im Umlauf. Die Kanzlei Hengeler Mueller hat die Käuferin bei dem Deal begleitet.
VR Leasing hat seine Tochtergesellschaft VR Bauregie an die Düsseldorfer AIP Consulting Gruppe verkauft. Der Verkauf der Baumanagement-Tochter ist Teil der strategischen Neuausrichtung von VR Leasing mit Fokus auf den Finanzdienstleistungssektor. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Sämtliche Mitarbeiter der VR Bauregie sollen von der VR Leasing übernommen werden.
Penta Investments hat 75 Prozent der Anteile am Automobilzulieferer Gehring Technologies erworben. Verkäufer ist die Investmentgesellschaft Stargate Capital, die mit 25 Prozent investiert bleibt. Der Deal wurde auf Käuferseite von der Kanzlei Baker & McKenzie beraten. Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen.
alina.bartscher[at]finance-magazin.de
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