NEUZur Serie: Top-Dealmaker

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Linde plant Zukauf, VW holt sich Porsche

Linde

Linde bietet für Lincare

Der M&A-Markt hofft weiter auf einen Megadeal mit deutscher Beteiligung. Nachdem Fresenius bei Rhön Klinikum gescheitert ist, hat nun die Linde Group eine 4,6 Milliarden US-Dollar (rund 3,6 Milliarden Euro) schwere Übernahme angekündigt. Der Technologiekonzern plant den Kauf des US-Homecare-Unternehmens Lincare Holdings. Linde bietet 41,50 Dollar pro Aktie in bar, das Closing soll im dritten Quartal erfolgen.

Den Deal finanziert Linde über einen Akquisitionskredit über 4,5 Milliarden US-Dollar sowie aus laufenden Mitteln. Den Akquisitionskredit wird Linde unter anderem über eine Anleihe refinanzieren, bis zu 1,5 Milliarden Euro will das Unternehmen zudem über eine Kapitalerhöhung einsammeln. Der Rest des Darlehens wird über Fremdkapital refinanziert.

Porsche gehört schon bald zu VW

Am Ende ging es dann doch schneller als gedacht: Bereits vom 1. August an soll Porsche vollständiger Teil von Volkswagen sein, teilten die Wolfsburger mit. Die Vollkonsolidierung des „hochprofitablen Automobilgeschäfts“ von Porsche werde voraussichtlich ab dem 1. August dieses Jahres einen positiven Einfluss auf das Konzernergebnis von Volkswagen haben, hieß es weiter. Im operativen Ergebnis würden die anfänglich hohen Abschreibungen aus der Kaufpreisallokation den Ergebnisbeitrag aber wohl weitestgehend ausgleichen. Für die fehlenden 50,1 Prozent an der Porsche AG zahlt VW rund 4,46 Milliarden Euro an die Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE zuzüglich einer Volkswagen Stammaktie.

Weil die Unternehmen ein Schlupfloch in der Steuergesetzgebung nutzen, sparen sie Abgaben an den Staat ein, zugleich ging die Fusion deutlich schneller vonstatten als erhofft.

Talanx wächst in Polen

Der Versicherungskonzern Talanx hat in dieser Woche die Übernahme des polnischen Versicherers Warta von der belgischen KBC-Gruppe abgeschlossen. Talanx’ japanischer Partner Meiji Yasuda Life Insurance Company wird wiederum 30 Prozent der Warta-Anteile von Talanx International erwerben. Im Geschäftsjahr 2011 verzeichnete die Warta-Gruppe Talanx zufolge nach lokaler Rechnungslegung ein Bruttoprämienvolumen von umgerechnet etwa 1,15 Mrd. Euro (Lebensversicherung: 603 Mio. Euro, Kompositversicherung: 552 Mio. Euro). Der Gewinn nach IFRS betrug circa 42 Mio. Euro. Warta hat etwa 1,5 Millionen Kunden. Früheren Angaben zufolge zahlte Talanx 770 Millionen euro für das Unternehmen.

Talanx will in den Zielmärkten Mittel- und Osteuropa sowie Lateinamerika stärker wachsen, der Auslandsanteil der im Konzern erzielten Bruttoprämie aus der Erstversicherung (Industrieversicherung sowie Firmen- und Privatversicherung) soll langfristig die Hälfte der gesamten Erstversicherungsbruttoprämie ausmachen.

Das erste Halbjahr in Zahlen

Der deutschsprachige M&A-Markt brachte es Mergermarket-Daten zufolge im ersten Halbjahr 2012 auf ein Volumen von 76,2 Milliarden Euro – allerdings sind darin 40,3 Milliarden Euro für den Glencore/Xstrata-Deal enthalten. Die League Tables der Finanzberater führt die Deutsche Bank an, sie erreichte mit 66,5 Milliarden Euro den höchsten Transaktionswert und führte mit ihrer Beteiligung an 19 Transaktionen auch die Liste nach Dealanzahl im deutschsprachigen Raum an. Der zweite Platz geht jeweils an Morgan Stanley, den dritten Platz nach Volumen sicherte sich Goldman Sachs, nach Dealanzahl Deloitte.

Bei den Rechtsberatern führt Clifford Chance die Liste nach Dealvolumen mit 60,8 Milliarden Euro an, vor Freshfields Bruckhaus Deringer und King & Wood Mallesons. Bei der Dealanzahl liegt Freshfields mit 36 Deals vor CMS und Hengeler Mueller. Freshfields hat zuletzt unter anderem EQT bei der Übernahme von BSN Medical beraten und berät Xstrata bei der beabsichtigten Übernahme durch Glencore.

Weitere News und Deals der Woche

Die KKR-Holdinggesellschaft Finedining Capital hat am heutigen Freitag ein freiwilliges Barangebot für sämtliche Anteile am Besteckhersteller WMF angekündigt. KKR will den Mehrheitsanteil der Capvis-Tochter Crystal Capital über gegenwärtig etwa 52% der Stammaktien und 5% der Vorzugsaktien übernehmen. Der mit Capvis vereinbarte Preis liegt bei 47,00 EUR pro Stammaktie, zu diesem Pries können auch übrige Aktionäre ihre Aktien andienen. Vorzugsaktien werden zu mindestens 31,70 Euro angedient. KKR will das Unternehmen WMF international vorantreiben, insbesondere in Asien und den USA. Capvis wurde von Latham & Watkins beraten.

Nach dem gescheiterten Übernahmeangebot für Rhön Klinikum muss sich Fresenius eine neue Strategie überlegen. Die bisher angedienten 84,3 Prozent der Anteile einzusammeln, um im Nachgang auf die angestrebten 90 Prozent aufzustocken, sei auf Grund der Gestaltung des Übernahmeangebots nicht möglich, bestätigte das Unternehmen gegenüber FINANCE. Das Erreichen der 90-Prozent-Schwelle sei unabdingbare Voraussetzung für das Angebot über 22,50 Euro gewesen. Da das Ziel verfehlt wurde hat Fresenius keine andere Möglichkeit, als alles wieder auf Null zu stellen. Für einen neuerlichen Versuch müsste Fresenius ein neues Angebot unterbreiten. Innerhalb der kommenden zwölf Monate wäre dies nur mit Zustimmung der Finanzaufsicht und des Rhön-Vorstandes möglich.

Das Solarunternehmen Q-Cells hat die nächste Phase auf der Suche nach neuen Investoren erreicht. Wie das Unternehmen mitteilt, hat der in dieser Woche ernannte Insolvenzverwalter Henning Schorisch „eine Reihe von Interessenten“ zur Due Diligence eingeladen. Weitere Details würden nicht bekannt gegeben, da sich alle Parteien umfangreich zur Verschwiegenheit verpflichtet hätten. Parallel werde die Option geprüft, das Unternehmen über einen Insolvenzplan zu sanieren. Gerüchten zufolge soll der südkoreanische Mischkonzern Hanwha Interesse an Q-Cells bekundet haben.

Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Capvis hat die hessische Ondal-Gruppe, einen Hersteller von Tragesystemen für die Medizintechnik, von Findos Investor gekauft. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Hengeler Mueller hat Capvis bei der Transaktion beraten.

Der Chemiedistributeur Brenntag (Umsatz 2011: 8,7 Mrd. Euro) hat die ISM/Salkat-Gruppe mit Sitz in Australien und Neuseeland übernommen. Hinter der Übernahme steht dem Unternehmen zufolge das strategische Ziel, sich im asiatisch-pazifischen Raum zu etablieren. Die ISM/Salkat-Gruppe rechnet für das Jahr 2012 mit einem Jahresumsatz von 117 Mio. AUS-Dollar. Einen Kaufpreis nannte Brenntag nicht.

Um einen Teil der Bonita-Übernahme zu finanzieren, hat Tom Tailor eine Kapitalerhöhung gegen Barleinlage abgeschlossen. Über eine Privatplatzierung wurden 1,65 Mio. neue Aktien zu 12,50 pro Aktie ausgegeben. Der Bruttoemissionserlös in Höhe beträgt rund 20,7 Millionen Euro.

Die Blackstone Group hat Jan Weidner als Senior Managing Director ins Frankfurter Büro des Blackstone Advisory Partners Netzwerk berufen. Weidner arbeitet seit 25 Jahren im M&A-Geschäft (weitere Infos hier).

Die geplante milliardenschwere Fusion zwischen Bergbaukonzern Xstrata und Rostoffhändler Glencore ist immer noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Zwar haben die australischen Wettbewerbshüter die Übernahme genehmigt, Xstrata hat jedoch die für den 12. Juli geplante außerordentliche Aktionärsversammlung verschoben. Die Fusion ist gefährdet, weil der an Xstrata beteiligte Golfstaat Katar gegenüber Glencore bessere Verkaufskonditionen durchsetzen will.

Dr. Henning Walf übernimmt von Köln aus die Leitung des Bereichs M&A und operative Aktivitäten in Nord- und Mitteleuropa bei der Investmentgesellschaft CoBe Capital. Er war zuletzt Partner bei Goetzpartners Management Consultants, zuvor arbeitete er mehrere Jahre für McKinsey sowie für das brasilianische Entwicklungsministerium.

US-Vermögensverwalter BlackRock will das europäische Private-Equity-Geschäft und das Infrastruktur-Dachfonds-Geschäft des Rückversicherers Swiss Re übernehmen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.  Swiss Re Private Equity Partners verwaltete Ende Mai ein Vermögen von rund 7,5 Milliarden US-Dollar.

Der Schweizer Molkereikonzern Emmi hat Beteiligungen im Ausland aufgestockt. Emmi steigerte seine Anteile an der spanischen Kaiku (Umsatz 2011: 278 Mio. Euro) von 42,6 auf 66 Prozent, die Anteile am französischen Verpackungsunternehmen Diprola auf 63 Prozent. Bei Diprola war der Molkereikonzern bereits über ein Gemeinschaftsunternehmen mit der italienischen Ambrosi mit 25 Prozent beteiligt. Finanzielle Details zu beiden Transaktionen wurden nicht genannt. Emmi will mittelfristig die Hälfte seines Umsatzes im Ausland erzielen, zuletzt waren es knapp 30 Prozent. Der Zuwachs soll sowohl organisch als auch durch Zukäufe erfolgen.

Nach dem gescheiterten Verkauf an einen asiatischen Investor hat der Delbrücker Sportwagenhersteller Artega Automobil Insolvenz angemeldet. Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter sucht das Unternehmen nach Investoren für einen Verkauf aus der Insolvenz heraus.

Die Bayer-Pflanzenschutztochter Bayer CropScience hat das amerikanische Unternehmen AgraQuest zu einem Kaufpreis von 425 Mio. US-Dollar (340 Mio. Euro) übernommen. Darüber hinaus wurden Meilensteinzahlungen vereinbart. AgraQuest entwickelt Produkte für Pflanzenschutz.

Der Saatguthändler KWS Saat hat das brasilianische Saatgutunternehmen Semilia Genética e Melhoramento über seine lokale Tochtergesellschaft KWS Brazil Participações übernommen. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Im Geschäftsjahr 2011/12 erwartet die KWS Group mit ihren 60 Tochtergesellschaften einen Umsatz von etwa 980 Mio. Euro. Clairfield International hat Semilia beim Verkauf beraten.

Der Verkauf des Wäscheproduzenten Schiesser an die israelische Delta Galil Gruppe wurde in dieser Woche abgeschlossen. Delta Galil hat Schiesser mit Finanzmitteln über 68 Mio. Euro ausgestattet, die Gläubigerforderungen aus dem Insolvenzplan können einer Mitteilung zufolge voll befriedigt werden. Den Vorstand der Schiesser AG bilden unverändert Rudolf Bündgen als Vorstandsvorsitzender sowie Karl-Achim Klein als CFO und Johannes Molzberger.

Die Beiersdorf-Tochter Tesa hat ihre Schweizer Tochtergesellschaft Tesa Bandfix an den Private-Equity-Investor Palero Capital mit Sitz in München verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Tesa wurden von der Anwaltssozietät Clifford Chance beraten.

sabine.reifenberge[at]finance-magazin.de

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