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M&A-Deals: Rheinmetall, Krones, Roche

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Mit dem Kauf von Naval Vessels Lürssen steigt Rheinmetall in den Marinebau ein. Foto: nmann77 - adobe.stock.com
Mit dem Kauf von Naval Vessels Lürssen steigt Rheinmetall in den Marinebau ein. Foto: nmann77 - adobe.stock.com

Rheinmetall steigt in den Schiffsbau ein

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat sich mit der Unternehmensgruppe Lürssen auf die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) und ihrer Tochtergesellschaften geeinigt. Mit dieser Akquisition erweitert Rheinmetall das Portfolio um den Marineschiffbau. Die Düsseldorfer wollen so ihre Position als Anbieter von Verteidigungstechnologie in Europa weiter stärken. Die Transaktion soll Anfang 2026 abgeschlossen werden, vorbehaltlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden. 

NVL beschäftigt an vier Werften in Norddeutschland rund 2.100 Mitarbeiter und erzielte 2024 einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro. Im Zuge der Übernahme hofft der Rüstungskonzern, Synergien mit der Fahrzeugproduktion zu nutzen und die industrielle Basis in Norddeutschland zu erweitern. Einen Kaufpreis nannten beide Parteien nicht. Auf Verkäuferseite beriet die Kanzlei Hogan Lovells.

Zwei Transaktionen für Krones

Krones gibt zwei Zukäufe bekannt. Die Übernahme von 60 Prozent der Anteile an GHS Separationstechnik aus Landshut ermöglicht Krones den Zugang zu Dekanterzentrifugen, die in der Fest-Flüssig-Trennung eingesetzt werden. GHS beschäftigt rund 25 Mitarbeitende und erzielte 2024 einen Umsatz von etwa 10 Millionen Euro. Berater bei diesem Deal war die Kanzlei Müller & Partner.

Zudem übernimmt das Unternehmen aus Neutraubling die Can Systems Worldwide Holding aus den Niederlanden. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Maschinen für das Handling von Dosendeckeln und beliefert internationale Kunden aus der Bier-, Getränke- und Nahrungsmittelindustrie. Mit 35 Mitarbeitenden erzielte CSW 2024 einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro. CSW wird weiterhin als eigenständige Einheit operieren. Die Transaktion wurde von der Kanzlei Schmidt & Kollegen begleitet.

Roche kauft in den USA ein

Das Schweizer Unternehmen Roche übernimmt das Biopharma-Unternehmen 89bio. Roche zahlt 14,50 US-Dollar je 89bio-Aktie in bar, das sind insgesamt rund 2,4 Milliarden Dollar (rund 2 Milliarden Euro). Zudem erhalten die Aktionäre des amerikanischen Unternehmens ein spezielles Zusatzzahlungsrecht von bis zu 6 Dollar pro Aktie, wodurch der Gesamtwert des Zukaufs auf bis zu 3,5 Milliarden Dollar (rund 3 Milliarden Euro) steigen könnte.

89bio leistet laut Roche Pionierarbeit bei der Entwicklung innovativer Therapien zur Behandlung von Leber- und kardiometabolischen Erkrankungen. Die Schweizer erhoffen sich deshalb von der Übernahme, ihr Portfolio im Bereich Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen zu stärken. Außerdem eröffne der Zukauf die Möglichkeit für künftige Kombinationstherapien.

Weitere M&A-Deals

Vectron Systems veräußert sämtliche Aktien der Acardo Group an die Verve Group für 24,5 Millionen Euro plus Anpassungen. Der Verkauf erfolgt im Rahmen eines strukturierten Bieterprozesses und unterstützt Vectrons strategische Neuausrichtung nach der Übernahme durch die US-amerikanische Shift4-Gruppe. Acardo ist ein Anbieter im Couponing- und Loyalty-Marketing. Die Kanzlei Heuking beriet Vectron rechtlich.

Die Mainzer Unternehmensgruppe Aareon Group hat den britischen Anbieter des KI-Assistenten „Aidenn“, Help me Fix, übernommen. Der KI-Assistent ermöglicht Immobilienunternehmen, Instandsetzungen effizienter durchzuführen. Dies soll zur Reduzierung von Umweltbelastungen und zur Steigerung der Mieterzufriedenheit beitragen. Grant Thornton unterstützte die Transaktion mit Financial und Tax Due Diligence.

Subtiel Kontor und Subtiel International wechseln den Besitzer. Das Dresdener Unternehmen Brainwood übernimmt alle Anteile des Gründers Jurg van Deijk. Subtiel Kontor und die Tochtergesellschaft sind im Fachhandel für Ofenbau und Ofenzubehör tätig und kommen aus der Nähe von Dresden. Die rechtliche Beratung der Gesellschafter übernahm ein Team von Grant Thornton in Deutschland.  

Das Bundeskartellamt hat den Erwerb von Ceconomy durch JD.com genehmigt. Der größte Einzelhändler Chinas sei bisher nur geringfügig in Deutschland aktiv, was zu wenigen wettbewerblichen Berührungspunkten führe. Sicherheitspolitische Aspekte werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geprüft. Ceconomy ist vor allem durch die Marken Media Markt und Saturn bekannt und ist zudem im Bereich Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte tätig. JD.com ist hingegen hauptsächlich im Onlinehandel aktiv.

Die Tönnies Holding Premium Food Group darf die The Family Butchers-Gruppe übernehmen. Nachdem die Absicht der Übernahme im Juli dieses Jahres bekannt geworden war, hat das Bundeskartellamt der Transaktion nun grünes Licht gegeben. Damit schluckt Deutschlands größter Wursthersteller die Nummer zwei am Markt.

Deals in Verhandlung

Baloise und Helvetia haben eine weitere Genehmigung für ihren geplanten Zusammenschluss im Dezember 2025 erhalten. Die Aktionäre beider Versicherungsunternehmen stimmten der Fusion bereits im Mai 2025 zu. Die neuen Helvetia Baloise-Aktien sollen ab dem 8. Dezember 2025 gehandelt werden.

M&A-Gerüchteküche

Volkswagen soll Goldman Sachs und JPMorgan Chase mit der möglichen Veräußerung von Everllence beauftragt haben, wie Bloomberg News berichtet. Das Tochterunternehmen stellt Schiffsmotoren und Kraftwerksturbinen her. Der Wert der Tochter könnte über 5 Milliarden Euro liegen. Private-Equity-Investoren zeigen Interesse, während Volkswagen strategische Optionen prüfe. Everllence erzielte 2024 einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro. Der Verkauf der Gasturbinensparte von Everllence China wurde 2023 aus Sicherheitsgründen blockiert. 

M&A-Berater-News

Gestern wurde der Start von 7oceans bekannt gegeben, einer internationalen Allianz, die führende M&A-Beratungshäuser aus verschiedenen Ländern vereint. Der Grundgedanke von 7oceans ist die Gründung eines Netzwerks mit Partnern, die sich auf Mandanten in ähnlichen Größenklassen fokussieren. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Taurus Advisory aus Deutschland, Ramus & Company aus der Schweiz, Adviso Partners aus Frankreich, Provantage aus dem Vereinigten Königreich, Stepstone Corporate Finance+ aus den Niederlanden, Nash Advisory aus Italien und CKS Finance aus Irland. Das Netzwerk sucht weitere ambitionierte Mitgliedsunternehmen in Europa, Nordamerika, Asien, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Afrika.

Die Investec Bank hat ihre Beteiligung an Capitalmind erhöht und hält nun die Mehrheit der Aktien. Die auf M&A spezialisierte Gesellschaft wird unter der Investec-Brand firmieren und in das europäische Beratungsgeschäft integriert. Dies unterstreicht die Strategie von  Investec, das Beratungsgeschäft in Europa auszubauen. Bereits 2023 übernahm die Bank Capitalmind in Benelux, Frankreich, Deutschland und den nordischen Ländern.

Die Investmentbank Lincoln International übernimmt Marshberry. Mit dieser Übernahme stärkt Lincoln seine Position im Bereich Financial Services und erweitert sein Angebot für Private-Equity-Firmen und strategische Käufer. Marshberry ist in mehreren US- und europäischen Städten präsent. Die Integration fokussiert sich auf Know-how-Transfer und Kundenergebnisse.

Info

Frederic Haupt ist Redakteur bei FINANCE und betreut schwerpunktmäßig die Themen Private-Equity und M&A. Er hat Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Media University (ehemals HMKW) studiert. Nach dem Studium hat er sein Volontariat bei F.A.Z. Business Media absolviert und dabei neben FINANCE für weitere Publikationen des Verlags gearbeitet, unter anderem für die Personalwirtschaft und das Wir-Magazin.