Kaum eine Woche nach der Meldung, dass SAP einen möglichen Käufer für Qualtrics gefunden hat, ist der Deal in trockenen Tüchern: Der US-Finanzinvestor Silver Lake und der Canada Pension Plan Investment Board (CPP Investments) übernehmen die SAP-Anteile an der US-Marktforschungstochter. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnet SAP, vorbehaltlich der üblichen behördlichen Genehmigungen, in der zweiten Jahreshälfte 2023.
Silver Lake zeigt schon länger Interesse an Qualtrics. Noch vor dem Teil-Börsengang Anfang 2021 hatte der Finanzinvestor im Rahmen einer Privatplatzierung Qualtrics-Aktien im Wert von 550 Millionen US-Dollar gekauft. Für den Finanzinvestor war das ein guter Deal, denn die Aktie notierte zunächst deutlich über dem von Silver Lake gezahlten Preis.
Auch nach dem Börsengang 2021 lagen mehr als 80 Prozent der Aktien und wegen spezieller Bedingungen 98 Prozent der Stimmrechte bei SAP, Silver Lake hielt fast 5 Prozent der Anteile und 0,6 Prozent der Stimmrechte. Der Streubesitz lag nach dem IPO bei etwa 11 Prozent.
SAP erhält 7,7 Milliarden US-Dollar
Das soll sich nun ändern. Silver Lake und CPP Investments wollen sämtliche Aktien erwerben, die Silver Lake nicht bereits besitzt, einschließlich der 423 Millionen Aktien von SAP. Pro Aktie zahlen die Investoren 18,15 US-Dollar, so dass SAP für den Verkauf seiner Mehrheitsbeteiligung rund 7,7 Milliarden US-Dollar (7,2 Milliarden Euro) erhält.
Dieser Preis bedeutet einen Aufschlag von 73 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen 30-Tage-Handelskurs vor der Ankündigung von SAP im Januar, einen Verkauf zu prüfen, sowie einen Aufschlag von 62 Prozent Aufschlag gegenüber dem unbeeinflussten Schlusskurs vom 25. Januar 2023.
Bereits nach Bekanntwerden der Verkaufsabsichten war der Aktienkurs von rund 10 Euro auf 14 Euro gesprungen und liegt mittlerweile bei 16,30 Euro. Qualtrics wird inklusive Schulden mit einem Unternehmenswert von rund 12,5 Milliarden Dollar bewertet.
Die Investoren bezahlen den Verkauf größtenteils mit dem Eigenkapital von Silver Lake und seinen Co-Investoren. 1,75 Milliarden US-Dollar stammen von CPP Investments und 1 Milliarde US-Dollar finanzieren die Investoren mit Fremdkapital.
Silver Lake plant Delisting von Qualtrics
Qualtrics und SAP haben dem Verkauf bereits zugestimmt. Eine weitere Zustimmung der Aktionäre ist daher nicht erforderlich. Nach Abschluss des Verkaufs wollen die Investoren die Stammaktien von Qualtrics von der Börse nehmen.
Der Konzern soll künftig ein unabhängiges, in Privatbesitz befindliches Unternehmen bleiben. Auch der bisherige CEO Zig Serafin bleibt auf seinem Posten. Silver Lake will künftig weiter in „allen Bereichen des Unternehmens“ investieren, so der Co-CEO Egon Durban. Dazu gehöre etwa die „KI und die anderen leistungsstarken Technologien.“
Eine vollständige Trennung von SAP wird der Deal jedoch nicht, denn die Softwareschmiede und Qualtrics wollen künftig „enge Markt- und Technologiepartner bleiben, um gemeinsame Kunden zu betreuen“, so SAP-CEO Christan Klein. Sein Vorgänger Bill McDermott hatte Qualtrics im Jahr 2018 für acht Milliarden US-Dollar gekauft. Die Zahl der Unternehmen und Marken, die Qualtrics-Software nutzen, ist seitdem laut SAP von 10.000 auf mehr als 18.000 gestiegen.
Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.