Delivery Hero, die international agierende Konzernmutter der deutschen Lieferdienste Lieferheld und pizza.de, hat eine neue M&A-Rekordmarke in der Branche gesetzt: Für insgesamt 589 Millionen US-Dollar (rund 530 Millionen Euro) übernimmt die Online-Bestellplattform das profitable türkische Pendant Yemeksepeti. Der Mitgründer und bisherige Geschäftsführer von Yemeksepeti soll das Unternehmen weiterhin leiten und zudem in den Aufsichtsrat von Delivery Hero einziehen.
Der Kaufpreis hat laut Unternehmensangaben zwei Komponenten: Ein Teil wird zunächst in bar beglichen, gleichzeitig erhalten die Anteilseigner von Yemeksepeti durch einen Aktientausch Anteile an Delivery Hero. Dazu gehört unter anderem das amerikanische Private-Equity-Haus General Atlantic, das in Deutschland bei Mein Fernbus und Flixbus sowie dem Axel Springer Verlag und der Saxo Bank investiert ist. Rocket Internet bringt nicht nur seinen 11,4-Prozent-Anteil an Yemeksepeti in Delivery Hero ein, sondern schießt darüber hinaus auch nochmal 61,3 Millionen Euro Cash in Delivery Hero ein. Damit baut Rocket seinen Anteil an Delivery Hero von 30 auf 40 Prozent aus.
Delivery Hero steigt zum globalen Branchenprimus auf
Auch bei früheren Transaktionen, wie dem Erwerb von Pizza.de im August vergangenen Jahres, hatte Rocket Internet schon Geld in den Lieferdienst gepumpt. Insgesamt haben die Samwer-Brüder schon mehr als eine halbe Milliarde Euro in Delivery Hero gesteckt.
Durch die Übernahme von Yemeksepeti steigt Delivery Hero nach eigenen Angaben zum globalen Branchenprimus auf, der monatlich rund 10 Millionen Essensbestellungen abwickelt. Die unter dem Konzerndach versammelten diversen Lieferhelden beliefern inzwischen hungrige Kunden in Asien, Australien, Europa und Lateinamerika.
Mit Yemeksepeti stärkt Delivery Hero seine Marktposition im Mittleren Osten, wo das Unternehmen seit kurzem auch den Lieferdienst Talabat kontrolliert, den Rocket Internet in die Holding eingebracht hat. Parallel zu Yemeksepeti schlucken die Berliner auch den griechischen Marktführer e-Food. Über den Kaufpreis dieses Deals machte das Unternehmen keine Angaben, er dürfte aber erheblich unter dem Wert des türkischen Neuzugangs liegen.
Rocket-Internet-Chef Samwer: „Es wird jede Menge Wachstum geben“
Der Essen-Lieferservice bleibt für Venture-Investoren eine interessante Branche: Neben Rocket Internet und General Atlantic sind unter anderem auch Insight Venture Partners, Kiete Ventrues, Team Europle, ru-Net, Tengelmann Ventures, Point Nine Capital und Vostok Nafta bei Delivery Hero investiert.
Rocket Internet sieht in den kommenden Jahren enormes Potential: „Es wird dort jede Menge Wachstum geben“, ist sich Rocket-Chef Oliver Samwer sicher. Die Essens-Engagements bündelt das Unternehmen seit neuestem in dem eigens dafür geschaffen Geschäftsbereich Food & Grocery. Dieser enthält HelloFresh und die Global Online Takeaway Group, die neben Delivery Hero unter anderem auch das Investment in den Bringdienst Foodpanda umfasst. Der Food & Grocery Bereich wächst zwar stark, profitabel sind derzeit aber weder HelloFresh noch Foodpanda und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht Delivery Hero.
Als globaler Marktführer in einem aufstrebenden Online-Segment gilt Delivery Hero aber spätestens seit heute als ernstzunehmender Börsenaspirant. Das Marktumfeld für Börsengänge ist in Deutschland derzeit gut, wie die beiden laufenden Börsengänge von Sixt Leasing und dem Online-Shop für Babyprodukte Windeln.de zeigen. Die Aktien von Windeln.de sollen schon morgen an die Börse gehen. Mit gut 100 Millionen Euro Umsatz dürfte Windeln.de kleiner als Delivery Hero sein.
Die heutige Übernahme der profitablen Yemeksepeti dürfte die Equity-Story von Delivery Hero weiter aus der Venture-Ecke herausholen. Ist die Integration der zahlreichen Zukäufe abgeschlossen, könnte Rocket Internet schon in wenigen Monaten theoretisch die Möglichkeit haben, Delivery Hero an die Börse zu bringen. Dass der Markt aufnahmefähig ist für E-Commerce-Stories zeigt der IPO von Windeln.de