Die Private-Equity-Investoren Hellman & Friedman und Blackstone haben ihr Übernahmeangebot für Scout24 gestartet. Die Scout24-Aktionäre haben nun bis zum 9. Mai Zeit, die Offerte anzunehmen. Die Investoren bieten wie erwartet 46 Euro pro Aktie. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 50 Prozent plus einer Aktie sowie weiteren üblichen Bedingungen, teilt Scout24 mit.
Damit ist der Startschuss für die möglicherweise größte PE-Übernahme in Deutschland aller Zeiten gefallen. Bislang ist das der Stada-Deal mit einem Volumen von knapp 5,6 Milliarden Euro. Das Angebot von Hellman & Friedman und Blackstone entspricht einem Eigenkapitalwert von 4,9 Milliarden Euro und inklusive Nettofinanzverschuldung einem Unternehmenswert von 5,7 Milliarden Euro. Der Preis entspricht einer Prämie von 27 Prozent auf den Aktienkurs vom 13. Dezember. Dies war der letzte Tag, bevor Übernahmegerüchte begannen, den Scout24-Kurs in die Höhe zu treiben. Nach Angaben der Deal-Parteien entspricht die gebotene Summe dem 28-fachen des für 2019 erwarteten Cashflows pro Aktie.
Neben der Größe des Deals ist auch der Verlauf der Übernahme ungewöhnlich: Scout24 ist erst im Herbst 2015 an die Börse gegangen und gehörte zuvor zwei Jahre lang eben jenem PE-Konsortium um Hellman & Friedman und Blackstone, das den Plattformbetreiber nun zurückkaufen will.
Scout24 an mobile.de interessiert
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die früheren Eigentümer mit ihrem Rückkehrversuch Erfolg haben werden. Zum einen hat sich in den vergangenen Wochen kein konkurrierender Bieter aus der Deckung gewagt. Zum anderen haben Hellman & Friedman und Blackstone die Unterstützung der Scout24-Führung. Diese Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat sicherten sich die beiden PE-Investoren, indem sie ihr erstes indikatives Angebot von 43,50 Euro pro Aktie auf 46 Euro anhoben.
Als strategischer Partner wollen die Investoren Scout24 dabei helfen, das organische und anorganische Wachstum voranzutreiben, teilt der Konzern mit. Ein erster möglicher Großzukauf zeichnet sich bereits ab: Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Scout24 an dem Ebay-Portal mobile.de Interesse hat. Die Kleinanzeigen-Sparte des US-Konzerns Ebay sei „ein konkretes Beispiel, was wir uns vorstellen könnten“, zitierte die Nachrichtenagentur „Reuters“ Scout24-Vorstandschef Tobias Hartmann. Für seine anorganische Wachstumsstrategie hat sich der Konzern im Juli 2018 im Rahmen eines neuen Finanzierungspakets extra eine M&A-Hunting-Linie über 500 Millionen Euro gesichert.
Rekordergebnis für Scout24
Scout24 lockt die Investoren mit einem soliden Geschäftsmodell, das sowohl organisch als auch durch Zukäufe wächst. Der Umsatz des Betreibers von Online-Plattformen wie „Immobilien-Scout“ oder „Auto-Scout“ stieg 2018 um 12,5 Prozent auf 531,7 Millionen Euro. Daran hatte auch die Übernahme von Finanzcheck.de einen Anteil. Ohne Berücksichtigung dieses Deals wuchs der Umsatz aber immer noch um 9,9 Prozent.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg um 15,3 Prozent auf 291,5 Millionen Euro. Auch für das laufende Geschäftsjahr gibt sich Scout24 optimistisch: Ein Umsatzwachstum zwischen 15 und 17 Prozent ist avisiert.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.