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Dax-Pensionslücke verringert sich auf Zehn-Jahres-Tief

Der Ausfinanzierungsgrad der Dax-Unternehmen ist auch 2017 weiter gestiegen. Die niedrigste Pensionslücke hat die Deutsche Bank.
Deutsche Bank

Die Lage bei den Pensionsverpflichtungen hat sich etwas entspannt. Hatten die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen 2016 noch ein neues Rekordhoch erreicht, sind die Verpflichtungen 2017 leicht zurückgegangen. Gleichzeitig sind die Pensionsvermögen gestiegen – das hat zur niedrigsten Pensionslücke seit zehn Jahren geführt. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Dax-Geschäftsberichte durch das Beratungsunternehmen Willis Towers Watson.

Konkret sind die Pensionsverpflichtungen 2017 um 4,1 Prozent auf 381 Milliarden Euro zurückgegangen. Der Grund für den leichten Rückgang der Pensionsverpflichtungen ist ein Anstieg des Rechnungszinses, mit dem die Pensionsverpflichtungen diskontiert werden. Dieser Zins, der sich an der Rendite hochwertiger Unternehmensanleihen orientiert, ist zuletzt wieder um 10 Basispunkte auf 1,9 Prozent angestiegen.

Unter den Dax-Unternehmen hat Volkswagen mit 43,8 Milliarden Euro die mit Abstand höchsten Pensionsverpflichtungen. Es folgt Siemens mit Pensionsverpflichtungen von 36,9 Milliarden Euro, dahinter liegen Daimler (32,9 Milliarden Euro), BASF (26,9 Milliarden Euro) und RWE (25,3 Milliarden Euro).

Siemens hat das höchste Planvermögen

Während die Pensionsverpflichtungen gesunken sind, haben die Pensionsvermögen etwas zugelegt. Sie umfassen die Summe, die die Dax-Unternehmen für die spätere Bezahlung ihrer Pensionäre zurücklegen. Das Pensionsvermögen ist 2017 gegenüber 2016 um 3,2 Prozent auf 258 Milliarden Euro gestiegen. Das höchste Planvermögen hat demnach Siemens (27,7 Milliarden Euro), gefolgt von Daimler (27,2 Milliarden Euro), BASF (20,6 Milliarden Euro), RWE (20 Milliarden Euro) und der Deutschen Bank (18,2 Milliarden Euro).

Ein Grund für den Anstieg der Pensionsvermögen: Die Unternehmen haben es offenbar geschafft, ihre Planvermögen gut anzulegen, erklärt Thomas Jasper, Leiter Retirement Westeuropa bei Willis Towers Watson. Die Rendite lag zuletzt bei 5,2 Prozent. Dabei haben die Unternehmen größtenteils in Anleihen (49 Prozent) und Aktien (22 Prozent) investiert.

Allerdings investieren sie auch zunehmend in alternative Produkte, wie beispielsweise Hedgefonds, Private Equity oder Infrastruktur. Inzwischen machen diese bereits 26 Prozent der Investments aus, 2010 waren es noch 10 Prozent. „Das unterstreicht die Suche der Unternehmen nach höherer Rendite in der aktuellen Niedrigzinsphase“, so Jasper.

Deutsche Bank mit niedrigster Pensionslücke

Der zweite Grund für den Anstieg der Pensionsvermögen ist, dass Unternehmen ihre Dotierungen erhöht und reihenweise Geld nachgeschossen haben. Über alle Dax-Unternehmen aufsummiert sind 2017 rund 13,1 Milliarden Euro hinzugekommen. Im Vorjahr waren es noch 10,6 Milliarden Euro.

Die höchste Summe in das Pensionsvermögen hat Daimler mit 3,7 Milliarden Euro zugeschossen, gefolgt von der Deutschen Lufthansa (2 Milliarden Euro), BASF (1,1 Milliarden Euro), Siemens (900 Millionen Euro) und Bayer (700 Millionen Euro).

Die Kombination aus gesunkenen Pensionsverpflichtungen und gestiegenen Planvermögen hat dazu geführt, dass der Ausfinanzierungsgrad 2017 so hoch liegt wie seit zehn Jahren nicht. Über alle Dax-Unternehmen hinweg beträgt dieser jetzt im Durschnitt 68 Prozent und lag zuletzt 2008 mit 71 Prozent etwas höher. Schaut man sich allerdings die einzelnen Unternehmen an, gibt es große Unterschiede bei der Pensionslücke. Den höchsten Ausfinanzierungsgrad haben die Deutsche Bank (98 Prozent) sowie SAP und die Commerzbank (beide 90 Prozent). Zwischen 80 und 90 Prozent ihrer Pensionsverpflichtungen haben Henkel, HeidelbergCement, Linde, Daimler und BMW ausfinanziert.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Unternehmen, die eine besonders hohe Pensionslücke aufweisen. Die Deutsche Telekom, Volkswagen und ThyssenKrupp haben jeweils nur zwischen 20 und 30 Prozent der Verpflichtungen ausfinanziert. Vonovia hat sogar nur 4 Prozent der Verpflichtungen gedeckt und der Medienkonzern ProSiebensat.1 hat zurzeit sogar gar nichts ausfinanziert, allerdings sind die Pensionsverpflichtungen des Medienunternehmens auch äußerst gering.

Deckungsgrad im Mittelstand gestiegen

Ein niedriger Ausfinanzierungsgrad bedeutet nicht, dass Unternehmen ihre Pensionsverpflichtungen nicht zahlen könnten, betont Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson. Vielmehr seien die Verpflichtungen dann durch andere Bilanzposten gedeckt. Deutsche Unternehmen nutzen in diesen Fällen einen Gestaltungsspielraum, den ihnen das deutsche Betriebsrentenrecht bietet. In anderen Ländern ist es Gesetz, dass die Verpflichtungen voll ausfinanziert sein müssen.

Zum zweiten Mal seit 2015 hat Willis Towers Watson auch nicht-börsennotierte Mittelständler zu ihren Pensionsverpflichtungen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass immerhin 45 Prozent der Unternehmen ein Vermögen zur Deckung der Versorgungsverpflichtungen reserviert haben. Dabei erreicht ein Fünftel der Unternehmen einen Deckungsgrad von weniger als 25 Prozent (2015: Ein Drittel der Befragten). 43 Prozent hingegen haben inzwischen über 75 Prozent ausfinanziert. Das sind fast doppelt so viele Mittelständler wie noch 2015.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.