Haben Bilanzfehler Sporttotal in die Insolvenz getrieben?

Der Anbieter von Sport-Streaming Sporttotal ist insolvent. Die Kölner haben einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, wie sie am gestrigen Donnerstagnachmittag bekanntgegeben haben. Von dem Verfahren betroffen sind sechs Gesellschaften: Sporttotal.tv, Sporttotal Event, Sporttotal Content Marketing, Sporttotal Technology, Sporttotal Ventures und Forty10. Sie werden „ebenfalls unverzüglich“ Insolvenzantrag stellen. Nicht betroffen sind die beiden Einheiten Sporttotal Venues sowie die US-Gesellschaft Staidium. Sporttotal war zuletzt Anfang Dezember 2024 in die Schlagzeilen geraten, damals hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) mehrere Bilanzfehler bei den Kölnern moniert. Unter anderem wurde ein aufgegebener Geschäftsbereich nicht korrekt ausgewiesen, auch im Konzernanhang hatte die Bafin Unzulänglichkeiten gefunden. In der Folge musste das Unternehmen seine Jahresprognose kappen, es gab einen Prüferwechsel und der Aktienkurs rauschte ab. Nun die Insolvenz. Gibt es einen Zusammenhang mit den Bilanzfehlern? Verschobenes Großprojekt ist Hauptgrund für Insolvenz Als Gründe für die Insolvenz führen die Kölner zwei wesentliche Gründe an. Erstens sei es „zuletzt nicht mehr gelungen, Kapitalmaßnahmen umzusetzen, die eine Finanzierung der Sporttotal Gruppe hätten sicherstellen können“. Und zweitens hätten „mehrfach verschobene Großprojekte im internationalen Projektgeschäft zu einer nicht mehr abzuwendenden Zahlungsunfähigkeit geführt“, heißt es in der Unternehmensmitteilung. „Ein großes internationales Projekt, das nun schon mehrfach verschoben wurde, ist der Hauptgrund für die Antragstellung“, ergänzt Sebastian Blaschke, Senior Vice President Finance & Administration bei Sporttotal, auf Nachfrage von FINANCE. Entsprechend fehlten dem Unternehmen finanzielle Mittel aus dem Projekt, was die Liquiditätslage der Kölner verschlechterte. Mehr zum Thema Nach Bilanzfehler: Neuer Prüfer und Jahresverlust für Sporttotal Die Bafin hat Bilanzfehler bei Sporttotal festgestellt. Nun muss das Medienunternehmen seine Jahresprognose kappen. Künftig wird ein anderer Prüfer den Abschluss prüfen. Mehr lesen Bilanzfehler von Sporttotal indirekt für Insolvenz verantwortlich Damit lässt sich die Insolvenz indirekt auf die Bilanzfehler zurückführen, nämlich über die fehlenden Kapitalmaßnahmen: Denn infolge der Bafin-Mahnung musste Sporttotal die Jahresprognose für 2024 nach unten korrigieren, sowohl bei der Umsatzerwartung als auch bei dem erwarteten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), das nach der Korrektur sogar ins Minus reichen sollte. Die veröffentlichten Bilanzfehler drückten den Aktienkurs deutlich, nach Bekanntwerden der Fehler Anfang Dezember halbierte er sich von gut 0,40 Euro auf rund 0,20 Euro. Angesichts des niedrigen Kurses waren Bestandsinvestoren, mit denen Sporttotal „intensive Gespräche“ über Kapitalmaßnahmen geführt hatte, nicht bereit, weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen, erläutert Finanzer Blaschke. Gepaart mit dem weiterhin ausstehenden Großprojekt sah sich Sporttotal sodann gezwungen, Insolvenz zu beantragen. Sporttotal will sich sanieren Die Kölner geben sich nun aber zuversichtlich, dass das Geschäft „durch eine Sanierung und Restrukturierung in einem Insolvenzverfahren“ weiterbetrieben werden kann. Wachstumschancen und positive Erträge erwartet Sporttotal speziell in der Ausstattung von Rennstrecken mit Spezialelektronik, wo sich das Unternehmen als ein Weltmarktführer sieht, sowie beim Ausbau des Streaming-Geschäfts für Live-Sport-Events. Einschränkungen für Kunden will Sporttotal vermeiden.

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