Der chinesische Handtaschenhersteller Powerland, dem die WP-Gesellschaft BDO in der vergangenen Woche das Testat für den Jahresabschluss 2012 verweigerte, gerät unter Druck von Seiten aktivistischer Investoren. Der in den Niederlanden registrierte Hedgefonds Exchange Investors ist mit 2,2 Prozent bei Powerland eingestiegen und hat sich außerdem Stimmrechte anderer Aktionäre in Höhe von weiteren 4,2 Prozent gesichert.
Exchange geht mit der Kommunikationsstrategie des Powerland-Managements und des Aufsichtsrats um den früheren Deutsche-Börse-Manager Volker Potthoff hart ins Gericht und bezeichnet die schnelle Liquidation des Unternehmens als „probaten nächsten Schritt“. Alternativ sei ein Going Private zu „überdenken“. Den aktuellen Liquidationswert von Powerland beziffert der Hedgefonds auf 9,30 Euro je Aktie. Nach dem Eingeständnis, das Testat nicht zu erhalten, war die Powerland-Aktie von 5 Euro auf 1,50 Euro abgestürzt. In den beiden vergangenen Handelstagen, in den Exchange seine Position akkumulierte, stieg das Papier wieder auf über 2 Euro an.
Wie FINANCE erfahren hat, plant Powerland, innerhalb der nächsten beiden Wochen die von BDO beanstandeten Punkte zu veröffentlichen und dazu Stellung zu nehmen. FINANCE-Informationen zufolge soll BDO Unregelmäßigkeiten im Exportgeschäft von Powerland vermuten, wo offenbar auch eine Reihe von Frachtbelegen fehlen. In den vergangenen Wochen haben Spezialisten von BDO eine intensive forensische Untersuchung bei Powerland-Exportpartnern in Südafrika vorgenommen und dabei auch Lagerhäuser untersucht, in denen von Powerland exportierte Lederprodukte gelagert sein sollen. Offenbar wollte BDO auch die Kunden der Powerland-Kunden prüfen, um den weiteren Weg der Exportware zu verfolgen. Dies sollen die Vertriebspartner des chinesischen Handtaschenherstellers jedoch verweigert haben.
Powerland ist nicht das erste Ziel von Exchange Investors
Exchange Investors ist mit einem Anlagevolumen von 260 Millionen Euro ein vergleichsweise kleiner Hedgefonds. Dafür war Exchange in den vergangenen Jahren bei einer Reihe aufsehenerregender Krisenfälle mit von der Partie. Aktuell führt Exchange eine Klage gegen die Bundesrepublik Deutschland, um eine höhere Abfindung für die Altaktionäre der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE) zu erstreiten. Auch bei dem Solarunternehmen Solarworld, das aktuell mit seinen Gläubigern um einen Schuldenschnitt ringt, mischt Exchange mit.
Bei Powerland steht den aktivistischen Aktionären der Unternehmensgründer Shunyuan Guo gegenüber, der mit einem Anteil von 58 Prozent den Aktionärskreis dominiert. Der Streubesitz der Powerland-Aktie beträgt lediglich 36,5 Prozent.
Info
Welche zum Teil grotesken Skandale die anderen Unternehmen aus dem Reich der Mitte beuteln, lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu China-Aktien.