Schlechte Nachricht für K+S-Aktionäre: Der Salz- und Düngemittelkonzern muss rund 2 Milliarden Euro abschreiben. Betroffen sind Vermögenswerte der operativen Geschäftseinheit Europe+, in der K+S sein europäisches Geschäft und das kanadische Salzwerk bündelt.
Der Abschreibungsbedarf wurde im Rahmen eines Wertminderungstests festgestellt, den der Konzern aufgrund von Bilanzierungsvorschriften (IFRS) regelmäßig durchführen muss. Der Konzern begründet die Milliardenabschreibung zum einen mit gestiegenen Kapitalkosten, zum anderen mit niedrigeren Kalipreisen. Das MDax-Unternehmen rechnet zwar weiterhin mit steigenden Preisen, muss aber seine Annahmen für die langfristige Preisentwicklung nach unten korrigieren.
K+S-Aktie leidet
Auf strukturelle Probleme im Kalimarkt, die K+S langfristig zu schaffen machen könnten, wiesen Analysten von Berenberg bereits im Februar hin. Und auch die gestiegen Kapitalkosten waren abzusehen, da sich die hochverschuldete K+S überwiegend über Anleihen refinanziert. Die Höhe der Zinsen hängt dabei stark von der Bonität von K+S ab. Bereits im Februar lag das Rating von Standard & Poors’s mit BB- im spekulativen Bereich und ist Ende Mai sogar noch weiter auf Single-B gesunken.
Die Sonderabschreibung, die wegen dieser Gemengelage nun fällig ist, wird einmalig und nicht zahlungswirksam im dritten Quartal verbucht. Cash fließt also direkt nicht ab. Deshalb hält K+S auch an den Prognosen zum Free Cashflow und Ebitda für das Jahr 2020 fest. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen rechnet K+S für dieses Jahr mit einem Gewinn von rund 480 Millionen Euro. Der bereinigte Free Cashflow betrug Ende Juni 161 Millionen Euro – rund 50 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum – und soll zum Jahresende um den Break-Even-Punkt liegen.
Die Aktionäre reagieren trotzdem verschnupft: Die Aktie gab am gestrigen Mittwoch um rund 4 Prozent auf 5,70 Euro nach.
K+S steuert auf milliardenschweren Verlust zu
Die Sonderabschreibung hat signifikante Auswirkungen auf Bilanzkennzahlen von K+S. Sie wird sowohl das Konzernergebnis nach Steuern als auch den Return on Capital Employed (ROCE) belasten. Da K+S zum Halbjahr bereits 71,7 Millionen Euro Verlust schrieb, ist davon auszugehen, dass die Q3-Zahlen und vermutlich auch das Jahresergebnis tiefrot sein werden. Mit der Abschreibung steuert K+S auf einen milliardenschweren Verlust zu. Der ROCE betrug Ende Juni bereits ohne die Abschreibung lediglich 0,8 Prozent.
Darüber hinaus wird die Sonderabschreibung die Eigenkapitalquote von K+S verschlechtern. Das Eigenkapital betrug Ende Juni 2020 rund 4,3 Milliarden Euro, was einer Eigenkapitalquote von 42,5 Prozent entsprach. Wie hoch sie am Jahresende ausfällt, dürfte letztendlich auch von einem kurz bevorstehenden M&A-Deal abhängen.
K+S muss sein US-Geschäft verkaufen
Denn an anderer Stelle konnte K+S kürzlich einen Befreiungsschlag vermelden: Vor einem Monat gab der Konzern bekannt, beim geplanten Verkauf des US-Geschäfts auf der Zielgeraden zu sein. Die Geschäftseinheit ist 3,2 Milliarden Dollar wert, was umgerechnet rund 2,7 Milliarden Euro entspricht.
Wird der Deal abgeschlossen, blieben K+S nach Abzug von Schulden und Transaktionskosten deutlich über 2 Milliarden Euro übrig, wie ein Unternehmenssprecher damals gegenüber FINANCE sagte. Mit Blick auf die angespannte Eigenkapitalsituation durch die Sonderabschreibung kann K+S die frischen Mittel und die Buchgewinne aus der Transaktion dringend brauchen, auch wenn der Konzern sich damit von einer profitablen Sparte trennt.
Bis Ende 2021 will K+S seine Verschuldung um mehr als 2 Milliarden Euro senken. Neben Verkauf des US-Geschäfts soll dafür auch das Europageschäft restrukturiert werden, um Kosten um 30 Prozent zu senken, was ab 2021 jährlich 60 bis 140 Millionen Euro seien.