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Prokon-Insolvenzverwalter: „Reine Phantasiezahlen“

Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin greift Prokon-Gründer Carsten Rodbertus wenige Tage vor der Gläubigerversammlung mit deutlichen Worten an.
Thinkstock / Getty Images

Eine Woche vor der Gläubigerversammlung geht Prokon-Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin in die Offensive. In einem Brief greift der Jurist Prokon-Gründer Carsten Rodbertus scharf an und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund: Die Ermittlungen hätten „viele Anhaltspunkte für pflichtwidriges Verhalten“ von Rodbertus ergeben, die darauf hindeuten, dass dieser unbesicherte und ungeprüfte Millionenkredite vergeben habe. Angesichts dieser Ermittlungsergebnisse geht Penzlin davon aus, dass die Anleger noch in diesem Jahr „eine umfangreiche Schadensersatzklage“ erheben werden.

Besonders drastische Worte findet der Verwalter mit Blick auf die Darstellung der Lage von Prokon durch Rodbertus: „Reine Phantasiezahlen“ seien die Behauptungen zur Ertragsfähigkeit von Prokon, wettert Penzlin. Rodbertus hatte unter anderem die Prognose abgegeben, dass Prokon im kommenden Jahr liquide Mittel von mehr als 158 Millionen Euro erwirtschaften könne, nach Ansicht von Penzlin ist ein Plus von rund 67 Millionen Euro realistisch.

Prokon: Insolvenzverwalter duelliert sich mit Gründer Rodbertus

Auch in der Buchführung der Vergangenheit finden sich nach Einschätzung von Penzlin derart schwere Mängel, dass der Abschluss von 2012 seiner Einschätzung nach nichtig sein müsste. Große Teile des Anlagevermögens seien dort nicht richtig erfasst worden.

Der Frontalangriff ist ein unverhohlener Versuch des Sanierers, die Anleger vor der Gläubigerversammlung am Dienstag hinter sich zu bringen. Gründer Rodbertus hintertreibt seit geraumer Zeit die Arbeit des Insolvenzexperten – er fürchtet, dass nach dem Sanierungsplan kein Weg an einer Zerschlagung seines Lebenswerks vorbeiführe. Diese Annahme bügelt Penzlin allerdings klar ab. Die Sanierung stünde klar im Vordergrund seiner Bemühungen. Die Gläubiger sollten deshalb nicht auf Rodbertus‘ „Vereinfachungen“ hereinfallen und so ihr Vermögen gefährden.

Wie bereits gestern bekannt wurde, ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Lübeck gegen Rodbertus und weitere ehemalige Prokon-Manager wegen möglicher Insolvenzverschleppung. Zusätzlich steht auch der Verdacht des Anlagebetrugs im Raum.

sarah.nitsche[at]finance-magazin.de

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