Hamburger SV, 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt: Es steht nicht gut um die Traditionsvereine in der Bundesliga. Aber das ist alles nur ein Klacks gegen die neueste Schlammschlacht beim 1. FC Kaiserslautern. Was in der Pfalz abgeht, ist ganz großes Kino, oder – um im Bild zu bleiben – eine nicht enden wollende Partie Fußballtennis zwischen zwei Spielern, die zwar beide de facto so gut wie bankrott sind, der eine aber noch ein bisschen liquider als der andere.
Rund 100 Millionen Euro an verdeckten Subventionen sollen die Stadt Kaiserslautern und das Land Rheinland-Pfalz in den letzten neun Jahren in den FCK gepumpt haben, lautet der Vorwurf, den der Steuerzahlerbund erhebt. Die Stimmung ist so explosiv, dass sogar eine Klage vor der EU-Kommission in der Luft liegt. Und wenn die Millionenspritzen für den FCK in einem solchen Verfahren tatsächlich als unerlaubte Beihilfe eingestuft werden sollten, könnte es ganz eng werden für die Roten Teufel.
„Es gibt recht wenige Steuerverschwendungsfälle in Rheinland-Pfalz, die damit mithalten können“, meint der Geschäftsführer des Steuerzahlerbunds Rheinland-Pfalz, René Quante. Das ist eine harte Aussage angesichts des Geisterflughafens Hahn und des Fun-Parks am Nürburgring.
Griechische Verhältnisse in der Pfalz
Kein Zweifel: Der FCK trägt eine Mitschuld an der Eskalation, so offensichtlich, wie der Klub auf die Gelder der öffentlichen Hand zurückgreift. Jüngster Fall: Der Rückkauf des Trainingszentrums Fröhnerhof durch den FCK für 2,6 Millionen Euro. 2002 hatte die Stadt dem Klub für das Gelände noch 6 Millionen gezahlt. Laut FCK sei der Grundstückswert der gleiche geblieben, aber der Wert der damals ganz neuen Gebäude habe sich von 2002 bis heute von 4 Millionen auf 600.000 Euro reduziert. Einen solchen Wertverzehr bei Immobilien erlebt man nicht alle Tage, nicht einmal in der strukturschwachen Pfalz – Pech für die Stadt.
Zweiter Anlass der Aufregung ist die abermalige Senkung der jährlichen Stadionpacht von 3,2 auf 2,4 Millionen Euro, solange der FCK in der Zweiten Liga spielen muss. Der FCK gibt vor, die höhere Summe nicht mehr bezahlen zu können. Zum dritten Mal in vier Jahren steht der FCK vor der bilanziellen Überschuldung. Doch die 2,4 Millionen decken nicht einmal die Zinskosten, die die Stadt seit dem 65 Millionen Euro teuren Kauf des Stadions im Jahr 2006 berappen muss.
Es soll sogar schon Volkswirte geben, die mit einer gewissen Faszination verfolgen, was da gerade in der Pfalz passiert. Offensichtlich tobt nicht nur in Griechenland und Spanien die Deflation, auch die Pfalz steckt in ihrem Würgegriff.
Es gibt aber auch eine viel profanere Erklärung für die prekäre Lage des Traditionsvereins. Seitdem die Vereinsikone Stefan Kuntz 2008 in Kickschuhen vom Olymp auf den Betzenberg hinabstieg, um den FCK zu retten, hat der Klub laut FAZ 104 neue Spieler geholt und 98 wieder in die Wüste geschickt. Allein dadurch verbrannte Kuntz fast 8 Millionen Euro.
Der FCK reagiert wenig souverän auf die Angriffe des Steuerzahlerbunds und beklagt den „Imageschaden“, den ihm der Kontrahent zufüge. Zahlen zu seiner vermeintlichen Entlastung wollte Kuntz anfangs nicht vorlegen. Erst als der Druck zu groß wurde, verteidigte er sich. Früher vor dem Tor hat er nicht so lange gefackelt.
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