Gut zwei Wochen nach der Freigabe des Franken-Kurses durch die Schweizer Nationalbank (SNB) hält die Unruhe in den Finanzmärkten an. Nachdem die SNB in der vergangenen Woche Negativzinsen für große Guthaben von Geschäftsbanken eingeführt hat, beginnen die Finanzinstitute nach und nach, diese an ihre Kunden weiterzureichen.
Erst gestern teilte die UBS mit, dass sie künftig individuelle Gebühren für große Guthaben von Firmenkunden und juristischen Körperschaften erheben will. Zwar zahlt die Großbank aufgrund einer Freigrenzenregelung der SNB selbst noch keine Negativzinsen, wappnet sich damit aber für weitere Turbulenzen. Auch andere Institute wie die Zürcher Kantonalbank und Credit Suisse haben bereits Gebühren für Guthaben von Großkunden angekündigt.
Durchwachsene Lage für Schweizer Unternehmen
Bei Schweizer Unternehmen sind die Sorgen nach der Aufwertung des Franken groß. Die Schweizer Konjunkturforschungsstelle (KOF) korrigierte heute ihre Prognose für 2015: Statt des vor der Franken-Freigabe erwarteten Wachstums von 1,4 Prozent rechnet die KOF mittlerweile mit einem Rückgang des BIP um 1,5 Prozent. Schon vor einigen Tagen hatte eine Befragung von 140 Schweizer Managern durch die Beratungsfirma Horváth & Partner gezeigt, dass viele Unternehmen eine deutlich negative Entwicklung von Kosten und Erlösen erwarten.
Auch Euler Hermes rechnet mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen – als Verlierer der Franken-Aufwertung gelten nach einer aktuellen Einschätzung des Kreditversicherers in erster Linie margenschwache Unternehmen aus der Holz-, Textil- und Stahlindustrie.
Entwarnung geben die Analysten dagegen für Unternehmen aus der renditestarken Chemie- und Pharmabranche sowie der Medizintechnik. Diese seien auf den Weltmärkten positioniert und wiesen überdurchschnittlich hohe Margen auf, begründet Thomas Krings, Risikovorstand für die DACH-Region bei Euler Hermes, die Einschätzung.
Roche: Gelassenheit trotz Franken-Aufwertung
Auch der Basler Pharmakonzern Roche blickt gelassen in die Zukunft. Die (begrenzte) Franken-Freigabe, schließlich greift die SNB in den Währungsmarkt noch immer ein, hätte nur eingeschränkte Auswirkung auf das laufende Geschäft des Konzerns, zitierte die Nachrichtenagentur dpa Roche-Chef Severin Schwan, der nach der Vorlage der Jahreszahlen in einer Telefonkonferenz Entwarnung gab.
Im Hinblick auf das Geschäftsvolumen sei der US-Dollar doppelt so wichtig wie der Euro, 82 Prozent der Kosten würden ohnehin außerhalb der Schweiz anfallen. Die Schweiz bleibe ein geeigneter Stammsitz des Konzerns, in Europa, Asien und Nordamerika verfüge Roche jeweils über komplette Wertschöpfungsketten.