Newsletter

Abonnements

Verrechnungspreise: „Datenaufbereitung kann völlig ausufern“

CFOs müssen beim Umgang mit Verrechnungspreisen umdenken, sagt Frank Schöneborn von Merck.
Merck

Herr Schöneborn, US-Konzerne wie Apple oder Starbucks haben Schlagzeilen gemacht, weil sie durch konzerninterne Verrechnung Gewinne in Niedrigsteuerländer verschoben haben. Aber auch abseits von solch gezielten Verschiebungen wird für CFOs der Umgang mit Verrechnungspreisen immer schwieriger. Woran liegt das?
Gezielte Gewinnverlagerungen sind den Finanzverwaltungen natürlich ein Dorn im Auge. Um solche Strukturen auf internationaler Ebene erstmals offenzulegen und künftig zu erschweren, hat die OECD im vergangenen Jahr eine Initiative gestartet. Gestaltungsmöglichkeiten enden künftig dort, wo bisher Land für Land legale Verrechnungspreise global nicht zu fremdüblichen Gewinnverteilungen führen. Das ist besonders dann der Fall, wenn hohe Gewinne in Ländern auftauchen, in denen keine adäquate unternehmerische Substanz vorhanden ist. Und das soll ja gerade in den sogenannten Steueroasen öfters der Fall sein. In diesem September hat die OECD dazu die finale Fassung für ein „Country-by-Country“-Reporting (CbCR) vorgestellt, das künftig für alle Unternehmen verbindlich sein soll.

Was kommt dadurch auf die Finanzabteilungen zu?
Eine ganze Menge. Internationale Konzerne müssen dann jährlich im Länderaufriss nicht nur Umsätze, Personalzahlen und Vermögenswerte, sondern auch die globale Gewinnverteilung sowie die Steuerzahlungen gegenüber allen Finanzverwaltungen offenlegen. Das gilt für jedes einzelne Land, in dem der Konzern aktiv ist.

Das klingt nach einem enormen Zusatzaufwand.
Ja, viele Unternehmen dürfen sich wohl auf eine Menge zusätzlicher Arbeit einstellen, sobald die ersten Länder Gesetzesvorgaben dazu erlassen. Konsequenzen mit Blick auf die Datensammlung, zusätzlich notwendig werdende Länderkonsolidierungen oder gar separate Reporting-Systeme sind bisher aber allenfalls am Rande diskutiert worden. Auch wenn die OECD bemüht ist, diesen Aufwand durch flexible Regelungen einzugrenzen, ist für die Unternehmenspraxis noch nichts geklärt. Denn noch kennt kaum ein Finanzexperte außerhalb der Steuerabteilung das CbCR-Thema. Deshalb muss sich zeigen, ob es erst auf dem Radarschirm erscheint, wenn das manuelle Einsammeln und Aufbereiten von Daten mit Excel in den Unternehmen völlig ausufert.

sarah.nitsche[at]finance-magazin.de

Info

Ob CFOs das Thema Verrechnungspreise in Zukunft weiterhin nur der Steuerabteilung überlassen können und wie ein effizienter „Operational Transfer pricing“-Prozess aussehen sollte, beschreibt Dr. Frank Schöneborn ausführlich in der aktuellen FINANCE.