Der alles entscheidende Faktor ist die richtige Partnerwahl für die Finanzierung, denn in der Praxis sind Unternehmen von Private-Debt-Investoren noch stärker abhängig und noch intensiver im Kontakt als mit Gläubigerbanken. „Der CFO sollte deshalb eine ausführliche Due Diligence machen, mit mindestens zwei bis drei verschiedenen Investoren sprechen und darf sich nicht durch günstige Konditionen blenden lassen“, warnt Grund.
Bei der Suche sehen sich CFOs drei verschiedenen Investoren-Charakteren ausgesetzt: Der erste Typ finanziert zu einem akzeptablem Preis und hält das Engagement bis zum Ende der Laufzeit, ohne sich weiter einzumischen. Der zweite Typ besitzt zusätzliche Expertise in einem Fachgebiet und bringt diese in das Unternehmen mit ein. Er verfolgt jedoch nicht das Ziel, am Ende der Laufzeit sein Fremd- in Eigenkapital zu tauschen – im Gegensatz zum dritten Typ: Dieser Investor ist aggressiv, mischt sich in die strategischen Angelegenheiten ein, möchte über den Kredit einen Fuß ins Unternehmen bekommen und es am Ende übernehmen (Loan-to-Own-Strategie). Solche Investoren kaufen sich meist uneingeladen in Kredittranchen ein, während die ersten beiden Geldgeber nur selten auf den Plan treten, ohne vorab eng mit dem Management in Kontakt zu treten.
„Ein CFO muss aber immer vorsichtig sein. Fordert der Investor zum Beispiel die Vereinbarung einer Wandlungsoption der Anleihe oder des Kredits in Eigenkapital, kann das ein Hinweis für eine Loan-to-Own-Strategie sein“, warnt Grund. Aber auch Private-Equity-artige Private-Debt-Fonds bestehen manchmal auf einem so genannten „Equity Kicker“. Diese Optionen sind jedoch eng begrenzt und eröffnen dem Investor ein zusätzliches Wertpotential, ohne dass sich daraus eine Hintertür zu einer feindlichen Übernahme öffnet.
CFOs sollten sich nicht unter Druck setzen lassen, auch wenn die Zeit für die Finanzierung drängt. Denn der Finanzchef eines gesunden Unternehmens hat gegenüber Debt-Investoren eine gute Verhandlungsbasis – die Konkurrenz ist groß, wenn das Unternehmen nicht mit dem Rücken zur Wand steht. Wichtig ist eine gute Vorbereitung und dass der CFO verschiedene Angebote einholt. Gleich zu Beginn der Verhandlungen sollte sich der Finanzchef über etwaige Vertragsstrafen schlau machen, sollte er ein Engagement kurzfristig absagen.