EnBW hat zwei grüne Anleihen mit einem Volumen von insgesamt 1,2 Milliarden Euro begeben. Die erste Anleihe hat ein Volumen von 650 Millionen Euro bei einer Laufzeit von sieben Jahren und einem Kupon von 3,5 Prozent. Die Zweite über 550 Millionen Euro läuft über zwölf Jahre und wird 2036 fällig. Bei dieser liegt der Kupon bei 4,0 Prozent.
Die beiden grünen Anleihen sind weitere Bausteine, mit denen der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand Thomas Kusterer die Energiewende des Energieversorgers finanzieren will. EnBW will bis 2030 rund 40 Milliarden Euro in erneuerbare Energien, moderne Netze und Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität stecken. „Unsere Strategie ist klar auf Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung, also die Umsetzung der Energiewende, ausgerichtet. Das gilt entsprechend auch für unsere Investitionen und deren Finanzierung“, sagt Kusterer.
Bislang hat EnBW grüne Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 6,7 Milliarden Euro begeben. Aktuell ist etwa die Hälfte der ausstehenden Anleihen des Energiekonzerns grün. Bis 2030, so der Plan, soll der grüne Anteil bei mehr als 85 Prozent liegen.
EnBW: bis zu 3 Milliarden Euro pro Jahr vom Kapitalmarkt
„Unsere guten operativen Erträge steuern nur einen Teil zur Finanzierung unserer Investitionen bei. Rund 18 Milliarden Euro dürften aus dem Verkauf von Minderheitsanteilen an unseren Wind- und Solarparks kommen. Und 2,5 bis 3 Milliarden Euro müssen wir uns pro Jahr am Kapitalmarkt besorgen“, erläuterte CFO Kusterer im April bei FINANCE-TV die Strategie.
Davor hatte EnBW im abgelaufenen Geschäftsjahr von den stark gestiegenen Strompreisen profitiert. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei mehr als 6 Milliarden Euro.
EnBW stockt Kreditlinie auf 2 Milliarden Euro auf
Mit den beiden nun begebenen grünen Anleihen kann Kusterer seine fürs Gesamtjahr 2024 geplante Kapitalmarktfinanzierung abschließen. Barclays, BNP Paribas und ING fungierten bei der Emission als globale Koordinatoren. Commerzbank, Crédit Agricole CIB, DZ Bank und LBBW ergänzten neben den Dreien die Riege der Joint Bookrunners.
Nahezu parallel hat der Energiekonzern auch seine Kreditfinanzierung aufgestockt: Eine neue syndizierte Kreditlinie von 2 Milliarden Euro, die um weitere 500 Millionen Euro erhöht werden kann, ersetzt eine bestehende Linie aus dem Jahr 2020 in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Dabei sicherte sich EnBW auch günstigere Konditionen durch einen größeren Bankenkreis und nahm zudem erstmals die Scope-3-CO2-Emissionen als Nachhaltigkeitsziel auf. Mehr dazu erfahren Sie bei der FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer.
Aktualisiertes Green Financing Framework
Die Erlöse der soeben begebenen beiden grünen Anleihen sollen gemäß dem hauseigenen Green Financing Framework ausschließlich für die Finanzierung EU-Taxonomie-konformer Projekte genutzt werden. Diese müssen gleichzeitig auch auf mindestens eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), einzahlen. Im Falle von EnBW sind das die Ziele 7 (bezahlbare und saubere Energie), 9 (belastbare und nachhaltige Industrie, Innovation und Infrastruktur), 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden) sowie 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz).
Der Energiekonzern hatte sein Green Financing Framework im Oktober 2018 aufgesetzt und kürzlich aktualisiert. So wurden die bestehenden Projektkategorien Wind- und Solarprojekte, Strom-Verteilnetze, Smart Meter und Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität erweitert. Nun können grüne Finanzierungen auch für Wasserkraftwerke sowie für Strom-Übertragungsnetze infrage kommen.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.
