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AEG Power prüft Haircut bei Mittelstandsanleihe

Schwere Finanzierungskrise bei AEG Power Solutions: Den Inhabern der Mittelstandsanleihe droht ein kräftiger Haircut, den illustren Aktionären der Totalverlust.
AEG Power Solutions

Nur wenige Tage nach dem Ausfall der FFK-Mittelstandsanleihe droht dem Mini-Bond-Markt der nächste Rückschlag: Der Elektronikkonzern AEG Power Solutions, einer der größten Emittenten am Markt für Mittelstandsanleihen, steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten und muss eine Gläubigerversammlung einberufen. Es ist absehbar, dass den Inhabern der Mittelstandsanleihe mit einem Nennwert von 100 Millionen Euro tiefe Einschnitte bevorstehen. Der Bond ist von der Holding des Unternehmens, der „3W Power Solutions“, begeben worden und notiert an den Börsen Frankfurt und Stuttgart. In diesem Jahr musste auch schon der Solarhersteller Centrosolar seine Mittelstandsanleihe im Zuge eines Debt-Equity-Swaps restrukturieren.

Der absehbare Forderungsverzicht ist nur ein Bestandteil des umfassenden Rettungskonzepts, an dem laut Unternehmensangaben gerade „externe Finanz- und Rechtsberater“ arbeiten. Sie sind damit beauftragt worden, „den Businessplan, die Liquiditätslage und die Ertragsaussichten“ zu begutachten. Explizit nennt der Solarzulieferer in diesem Zusammenhang die Kapitalstruktur, bei der möglichweise „Anpassungen erforderlich“ seien. Es kündigt sich eine Restrukturierung an.

Es trifft auch Roland Berger und Thomas Middelhoff

Auf nähere Details müssen die Gläubiger der Mittelstandsanleihe freilich noch warten, AEG Power stellt einen ersten „Statusbericht über die gegenwärtigen Initiativen“ für Ende November in Aussicht. Dann will das börsennotierte Unternehmen auch seine Quartalszahlen veröffentlichen. Den ursprünglichen Termin am 12. November kann das Management wegen der Prüfung durch die externen Berater nicht mehr einhalten.

Die Börse reagiert geschockt. Der Kurs der Mittelstandsanleihe bricht um mehr als ein Drittel auf einen Kurs von 23 ein – vor wenigen Tagen hatte das Papier noch bei Kursen nahe 60 notiert. Die Aktie kollabiert um mehr als 20 Prozent.

Größter Aktionär ist der PE-Investor Ripplewood mit einem Anteil von 29 Prozent. Zum illustren Aktionärskreis zählen aber auch die Unternehmer Roland Berger und Thomas Middelhoff, die AEG Power Solutions 2009 im Rahmen einer „Spac“-Transaktion an die Börse gebracht hatten.

Im vergangenen Geschäftsjahr musste AEG Power Solutions einen Umsatzrückgang von 8,6 Prozent auf 368 Millionen Euro hinnehmen. Der operative Gewinn (Ebitda) brach auf 18 Millionen Euro ein, umfangreiche Wertberichtigungen sorgten für einen Nettoverlust von nahezu 180 Millionen Euro. Doch das war noch nicht der Tiefpunkt: In der ersten Hälfte des laufenden Jahres hatte sich die Lage mit weiteren zweistelligen Umsatzeinbrüchen und dem Abrutschen in die operative Verlustzone noch weiter verschärft.

AEG Power Solutions verhandelt auch mit den Banken

Neben den Anleihegläubigern müssen bei der Restrukturierung womöglich auch die Banken bluten. Verhandlungen über zusätzliche Finanzierungen hätten bereits begonnen, teilt AEG Power mit. Mit ausstehenden Forderungen in Höhe von rund 10 Millionen Euro (Stand: 30. Juni) machen die übrigen Finanzverbindlichkeiten jedoch nur ein Zehntel der Anleiheschulden aus. Flankiert werden die Bankverhandlungen durch Bemühungen, „liquide Mittel aus Vermögenswerten außerhalb des Kerngeschäfts zu generieren“. Damit stehen offenbar auch Verkäufe von Tochtergesellschaften und Beteiligungen auf dem Sanierungsplan des Managements.

Offen ist, ob die Aufdeckung der prekären Finanzlage im Zusammenhang mit dem Abgang des langjährigen Vorstandschefs Horst Kayser steht, der AEG Power im Frühjahr verlassen hatte, um zu seinem alten Arbeitgeber Siemens zurückzukehren. Für Kayser war das ein smarter Schachzug, denn der neue Siemens-Chef Joe Kaeser hat ihm nichts weniger als die Leitung der Konzernstrategie angeboten. Diesen Posten hatte Kayser schon bis 2008 inne gehabt, bis ihn der damalige Siemens-Chef Peter Löscher auf einen weniger prestigeträchtigen Posten nach Großbritannien versetzen wollte.