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Centrosolar: Nächste Mittelstandsanleihe fällt aus

Centrosolar-Chef Alexander Kirsch kann die Mittelstandsanleihe nicht zurückzahlen. Den Bondinvestoren stehen hohe Verluste ins Haus.
FINANCE-TV

Die Misere der Solarbranche bringt das Marktsegment der Mittelstandsanleihen immer stärker unter Druck, insbesondere das Anleihesegment BondM der Börse Stuttgart. Mit Centrosolar und Solen – der früheren Payom Solar – haben binnen weniger Stunden gleich zwei Solarfirmen einen Zahlungsausfall für ihre Mittelstandsanleihen angekündigt. Beide Papiere sind an der Börse Stuttgart notiert, deren Marktsegment BondM schon vorher zwei Ausfälle verzeichnet hat. Erst vor wenigen Wochen musste der Solarzulieferer SiC Processing Gläubigerschutz beantragen und einräumen, dass er eine Mittelstandsanleihe im Volumen von 80 Millionen Euro nicht zurückzahlen kann. Die Gläubiger werden wahrscheinlich leer ausgehen.

Im vergangenen Jahr musste bereits der BondM-Emittent Solarwatt Insolvenz anmelden. Vor einem Jahr hatte die Börse Stuttgart ihre damals 20 gelisteten Mittelstandsanleihen einer Risikoklassifizierung unterzogen und acht davon der höchsten Risikoklasse zugeordnet, darunter Solen/Payom Solar. Für diese acht Papiere wurde die Wahrscheinlichkeit für einen Totalausfall binnen eines Jahres auf 23 Prozent beziffert.

Massive Verwässerung bei Centrosolar

Die beiden jüngsten Zahlungsausfälle summieren sich zusammen auf ein ähnliches Niveau. Die Besitzer der insgesamt 50 Millionen Euro schweren Mittelstandsanleihe von Centrosolar sollen ihre Anleihen in Eigenkapital wandeln, wie das Münchner Unternehmen bekanntgab. Für die Anleiheinvestoren bedeutet das einen gravierenden Wertverlust, zumal Centrosolar neben dem Debt-Equity-Swap eine weitere Kapitalerhöhung in nicht genannter Höhe anstrebt, damit die bestehenden Aktionäre eine Verwässerung ihrer Anteile vermeiden können – freilich nur, wenn sie bereit sind, in erheblichem Umfang Geld nachzuschießen.

Die besicherten Centrosolar-Gläubiger – vor allem Banken und Leasingspezialisten – sind laut Unternehmensangaben dazu bereit, einen Sanierungsbeitrag zu leisten, indem sie Zinsen und Tilgungen stunden. Dem Unternehmen wollen sie zumindest bis Ende 2014 die Stange halten.

Centrosolar ist nach Zahlen, die das Unternehmen gestern kurz vor Mitternacht vorlegte, 2012 bei einem Umsatzeinbruch von 22 Prozent auf 228 Millionen Euro tief in die roten Zahlen gerutscht. Centrosolar-Vorstand Alexander Kirsch, der bereits im Juli vergangenen Jahres im Interview bei FINANCE-TV von schweren Problemen des Solarkonzerns gesprochen hatte, erwartet einen operativen Verlust (EBITDA) zwischen 18 und 23 Millionen Euro. Obwohl der Umsatzeinbruch erhebliche Mengen Working Capital freigesetzt haben dürfte, stieg die Nettoverschuldung im Verlauf des vergangenen Jahres von 69 auf 90 Millionen Euro, die liquiden Mittel sanken von 25,9 auf 18,3 Millionen Euro.  

Solen kann angeblich zahlen, will aber nicht

Nur wenige Stunden zuvor hatte der Solar-Projektentwickler Solen (früher Payom Solar) angekündigt, seine Anleiheinvestoren im Rahmen einer Gläubigerversammlung über einen 75-prozentigen Zinsverzicht abstimmen zu lassen. Damit scheint ausgemacht, dass die Inhaber der 27,5 Millionen Euro schweren Mittelstandsanleihe nicht mehr mit der Anfang April fälligen Zinszahlung in Höhe von 2,07 Millionen Euro rechnen können. Die Solen-Führung behauptet zwar, dass genügend Geld dafür vorhanden sei, räumt aber zugleich ein, dass eine Zinszahlung eine „ernsthafte Gefährdung der laufenden Restrukturierung und künftigen Zahlungsfähigkeit“ darstelle.

Die Anleihe der Solen AG, bei der sich der Zinsausfall bereits seit Längerem abgezeichnet hatte, notiert unverändert bei einem Kurs von 16, wohingegen die Mittelstandsanleihe der Centrosolar bei hohen Volumina um fast 25 Prozent auf Kurse von nur noch knapp über 30 einbricht.