Creditshelf hat einen Meilenstein erreicht: Der Frankfurter Online-Finanzierer hat im September erstmals Kreditanfragen im Volumen von 100 Millionen Euro vermeldet. „Wir freuen uns natürlich darüber und liegen in unserem Plan“, sagt Daniel Bartsch, Gründungspartner und Geschäftsführer des Unternehmens, gegenüber FINANCE.
Creditshelf will mit seinen Krediten das klassischen Bankangebot ergänzen und stellt über sein Online-Portal Betriebsmittelfinanzierungen zur Verfügung, die Unternehmen dabei helfen sollen, kurz- und mittelfristige Liquiditätsbedarfe zu decken. Dabei werben die Frankfurter damit, dass sie das Geld schneller und unkomplizierter zur Verfügung stellen könnten als ein klassisches Geldhaus.
Creditshelf vermittelt Kredite bis 2,5 Millionen Euro
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Es ist kein Zufall, dass Creditshelf die 100-Millionen-Euro-Marke im September erreicht hat: „Wir haben traditionell ein starkes viertes Quartal, was sich oft schon im September ankündigt“, sagt Bartsch. Denn in der Industrie spielt zu diesem Zeitpunkt das Jahresendgeschäft eine entscheidende Rolle, weshalb die Unternehmen die vorhandene Betriebslinien ausschöpfen und sich nach alternativen Finanzierungen umschauen.
Bartsch beschreibt den klassischen Creditshelf-Kunden als etablierten Mittelständler. Die Kreditnehmer seien über die verschiedenen Branchen in etwa gleich verteilt. „Der Umsatz liegt im Schnitt bei 10 Millionen Euro. Wir haben aber auch schon Firmen mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro bedient“, gibt Bartsch einen Einblick in die Kundenstruktur. Die einzelnen Kredittickets liegen zwischen 100.000 und 2,5 Millionen Euro.
Bot der Mittelstandsfinanzierer bis März dieses Jahres eine maximale Laufzeit von zwölf Monaten, liegt diese mittlerweile bei 36 Monaten. „Wir helfen zwar oft bei saisonalen Spitzen, bedienen mittlerweile aber auch das Grundrauschen, das über das Jahr anfällt“, erklärt Bartsch. Die Unternehmen nutzen das Angebot: Die durchschnittliche Kreditlaufzeit liegt mittlerweile bei 18 Monaten – und damit deutlich über der vorherigen Maximalzeit von zwölf Monaten.
Creditshelf lehnt neun von zehn Unternehmen ab
Vor allem bei der Risikobewertung der Kreditnehmer sieht sich Creditshelf gegenüber Banken und Debt-Fonds im Vorteil. „Wir erstellen das Risikoprofil zunächst mit Hilfe von Datenbanken und vom Unternehmen hochgeladener Dokumente komplett automatisiert“, sagt Bartsch. Danach schaut ein Kreditanalyst über den Bericht und verifiziert die angegebenen Zahlen.
Der schlanke Kreditprozess ermöglicht es Creditshelf, in einem Bereich aktiv zu sein, wo die Konkurrenz nicht hinkommt. „Bei Banken ist die Aufstockung einer Kreditlinie mit hohem Aufwand verbunden. Alternative Finanzierer wie Private-Debt-Fonds hingegen tun sich bei Finanzierungen unter 10 Millionen Euro sehr schwer, da die Stückkosten sehr hoch sind“, sagt Bartsch. Vom ersten Kontakt bis zur Auszahlung des Geldes vergeht laut Bartsch in der Regel etwas mehr als eine Woche, bei Banken könne das mitunter Monate dauern. „Bei Finanzierungen bis zu 5 Millionen Euro sehen wir ausreichend Platz für uns.“
Debt-Fonds tun sich bei Finanzierungen unter 10 Millionen Euro sehr schwer.
Creditshelf siebt trotzdem kräftig aus: „Derzeit lehnen wir von 100 Kreditanfragen zwischen 90 und 95 ab“, sagt der Creditshelf-Manager. Die Kupons je Kredit startet bei 6 Prozent und liegen am oberen Ende im unteren zweistelligen Prozentbereich. Das durchschnittliche Rating liege gemessen an einer Standard & Poor’s-Skala zwischen BB und B im spekulativen Bereich – entsprechend ist Vorsicht geboten, um die Investoren nicht zu verschrecken. Denn Ausfälle müssen diese selbst abfedern.
Daniel Bartsch: „Banken lernen von uns“
Für die kommenden Monate peilt Creditshelf kräftiges Wachstum an: Bis 2020 soll sich das Kreditvolumen auf 500 Millionen Euro verfünffachen. „Der Markt verdoppelt sich derzeit jedes Jahr. Im angelsächsischen Bereich sehen wir, dass das Produkt sehr gut angenommen wird. Die institutionellen Investoren zeigen aufgrund der Renditeaussichten bei relativ kurzen Laufzeiten zudem hohes Interesse“, kommentiert Bartsch die ambitionierten Wachstumsziele.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.