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Deutsche Wohnen geht erstmals an den Bondmarkt

Die Deutsche Wohnen ersetzt große Teile ihrer Bankverbindlichkeiten durch eine Anleihe. Damit liegt sie bei den Immobilienkonzernen voll im Trend.
Deutsche Wohnen

Deutschlands zweitgrößte Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen hat ihre erste Unternehmensanleihe begeben und sammelte bei Investoren 500 Millionen Euro ein. Das Papier läuft bis Mitte 2020 und ist mit einem jährlichen 1,375-Prozent-Kupon ausgestattet. Begleitet wurde die Emission von der Deutschen Bank, der Société Générale und von Goldman Sachs. Bookrunner waren die Schweizer UBS und die italienische Uni Credit.

Der niedrige Zinssatz dürfte hauptsächlich durch die hohe Nachfrage seitens institutioneller Investoren zustande gekommen sein. Laut Unternehmensangaben interessierten sich rund 130 von ihnen für das Papier, das Orderbuch soll mit knapp 2 Milliarden Euro gefüllt gewesen sein. Die Rating-Agenturen Moody’s und Standard & Poor’s verliehen der Anleihe mit den Rating-Noten A3 und BBB+ zudem den Investment-Grade-Status.

Deutsche Wohnen schließt Umschuldung ab

Die Unternehmensanleihe ist das letzte Puzzelstück in den Umschuldungsplänen von CFO Andreas Segal, der sich sehr zufrieden zeigt: „Die Deutsche Wohnen verfügt mit Abschluss der Refinanzierung nun über eine optimale Kapitalstruktur.“

Bereits im Oktober vergangenen Jahres refinanzierte Segal Verbindlichkeiten im Wert von 1,76 Milliarden Euro vorzeitig durch zwei neue Kredite und eine Wandelschuldverschreibung. Durch die Umschuldung sinkt die durchschnittliche Zinslast für die Deutsche Wohnen nach eigenen Angaben von rund 2,4 Prozent auf unter 1,9 Prozent. Die durchschnittliche Laufzeit der Darlehen wird von bisher 8,6 Jahren auf 10 Jahre ausgedehnt. Der Free Cashflow soll in diesem Zusammenhang um rund 54 Millionen Euro steigen. Der Verschuldungsgrad (Loan-to-Value-Ratio) sinke durch die im Mai durchgeführte fast 1 Milliarde Euro schwere Kapitalerhöhung und die Umschuldungsmaßnahmen von 50,4 Prozent auf 45 bis 40 Prozent.

Immobilienkonzerne zapfen verstärkt Kapitalmarkt an

Die Ablösung von Bankverbindlichkeiten durch Unternehmensanleihen entwickelt sich bei den großen europäischen Immobiliengesellschaften zum Trend, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der deutschen Rating-Agentur Scope zeigt. Für die zehn größten europäischen Immobiliengesellschaften, zu denen auf deutscher Seite die Deutsche Annington und die Deutsche Wohnen gehören, würden alternative Finanzierungsquellen immer wichtiger.

Betrug der Anteil der bankfinanzierten Verbindlichkeiten laut Scope im Jahr 2009 noch 54 Prozent, machten diese 2014 nur noch 37 Prozent aus. Absolut betrachtet schrumpfte das Volumen von 26,4 Milliarden auf 19,4 Milliarden Euro. Parallel habe sich das Volumen der von Immobilienkonzernen begebenen Schuldverschreibungen von 1,3 Milliarden auf 8,5 Milliarden Euro mehr als versechsfacht.

Immobilien-Anleihen sind beliebt wie nie

Wie beliebt Anleihen von Immobiliengesellschaften derzeit bei Investoren sind, zeigt auch die Deutsche Annington. Deutschlands größter Wohnungskonzern tummelt sich derzeit mit zehn Anleihen auf dem Kapitalmarkt. Die Investoren akzeptieren dabei nahezu alle Konditionen. Die Kupons reichen von 0,875 Prozent für eine 2020 fällige Anleihe, bis hin zu 4,625 Prozent für eine 2074 auslaufende Hybrid-Anleihe.

Scope begründet dies zum einen mit dem Renditehunger von Versicherern, Pensionskassen und institutionellen Investoren, aber auch mit Banken, die ihr Immobiliengeschäft seit der Finanzkrise deutlich zurückfahren. Neben der Anleihe seien für die Konzerne derzeit insbesondere Darlehen von Versicherern und Kreditfonds sowie mittelfriste Schuldverschreibungen, Wandelschuldverschreibungen und Commercial Papers interessant.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de