Die Gläubigerversammlung hat laut der Rechtsanwaltskanzlei Wittmann & Schmitt neue brisante Details rund um die Insolvenz des Personaldienstleisters HKW Personalkonzepte zutage befördert.
Es wird immer deutlicher, in welchem Umfang offenbar schon lange vor der Emission der Mittelstandsanleihe im Oktober 2012 die Bücher frisiert worden sind. Dem Anschein nach hat der Unternehmer und Ex-HKW-Chef Gerrit Brunsveld für die Übernahme der HKW im Jahr 2011 ein Darlehen in Höhe von 5,9 Millionen Euro bei der Rabobank aufgenommen. Die Finanzierung lief LBO-ähnlich über das verkaufte Unternehmen, doch in der Bilanz von HKW tauchte der Rabobank-Kredit nie auf. Von diesem Kredit soll angeblich selbst Dieter Kick, der zweite Gesellschafter und Geschäftsführer von HKW, nichts gewusst haben.
HKW-Chef Gerrit Brunsveld hat Bankdarlehen verschwiegen
Das Darlehen war offenbar komplett durch die Kundenforderungen besichert, die das operative Geschäft der HKW generierte. Im Fall eines Zahlungsausfalls hätte die Rabobank also direkten Zugriff auf Zahlungen aus Lieferung und Leistungen gehabt.
Allerdings hat diesen Anspruch nicht nur die niederländische Bank. Wie nun bekannt wurde, hat Brunsveld offenbar zwei weitere Finanzierungen durch das operative Geschäft der HKW besichert – eine bei der Unicredit und eine bei dem Factoringanbieter Eurofactor. Die Schulden bei der Rabobank hat Brunsveld offenbar nicht nur dem Geschäftsführer, sondern auch diesen beiden Gläubigern verschwiegen.
Auch in Hinblick auf die Mittelstandsanleihe brachte die Gläubigerversammlung brisante Details zutage: Anders als angegeben, konnte das Papier im Wert von 10 Millionen Euro und einem Kupon von 8,25 Prozent offenbar doch nicht vollständig platziert werden – die Anzeichen deuten darauf hin, dass 15 bis 20 Prozent der Emission durch Brunsveld nahestehende Gesellschaften übernommen wurden. Und auch die geschätzten Emissionskosten scheinen nicht wie im Prospekt beschrieben 600.000 Euro, sondern 800.000 Euro betragen zu haben.
Hoffnung für Gläubiger der HKW-Mittelstandsanleihe?
Und auch in Bezug auf die Mittelverwendung sind neue Details zu den dubiosen Vorgängen ans Licht gekommen: Nach Feststellung des Insolvenzverwalters soll nur ein geringer Teil für Unternehmenszukäufe genutzt worden sein, was laut Emissionsprospekt jedoch der eigentliche Zweck der Bondfinanzierung hätte sein sollen. Ein Großteil des Emissionserlöses sei stattdessen an Brunsveld nahestehende Unternehmen in den Niederlanden gegangen.
Rund 3,6 Millionen Euro hat Brunsveld offenbar für die teilweise Tilgung des Rabobank-Kredits genutzt. Die Gelder flossen scheinbar im Zuge ungesicherter Darlehen aus dem Konsolidierungskreis der HKW heraus. Die Empfänger sind möglicherweise Brunsveld zuzuordnen. Dieser habe aber – so die Schilderung der Kanzlei Wittmann & Schmitt aus der Gläubigerversammlung – auf Anfrage des Insolvenzverwalters nur mit den Achseln gezuckt und behauptet, er könne die Forderungen nicht bezahlen.
Für die Anleihegläubiger steigen mit diesen neuen Details die Chancen für eine erfolgreiche Prospekthaftungsklage. Die Rechtsanwaltskanzlei Wittmann & Schmitt will nun versuchen, gegen die früheren HKW-Chefs Brunsvick und Kick einen dringlichen Arrest durchzusetzen. Die Hoffnung ist, dass aus dem Privatvermögen der beiden Unternehmer noch Gelder für die Insolvenzmasse oder die Begleichung möglicher Schadensersatzforderungen eingebracht werden können.
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