Bei René Lezard steht ein Schuldenschnitt an. Der kriselnde Mini-Bond-Emittent hat für die Restrukturierung einen Finanzinvestor an Bord geholt, der die gesamten Bankkredite des Konzerns übernehmen will. Bedingung für die Vereinbarung ist, dass die Mehrheit Anleihegläubiger des Unternehmens einer Restrukturierung der Mittelstandsanleihe zustimmt. Den Plan dafür hat René Lezard ebenfalls vorgelegt.
Bei dem nicht genannten Finanzinvestor soll es sich FINANCE-Informationen zufolge um ein klassisches deutsches Private-Equity-Haus handeln, das die besicherten Bankverbindlichkeiten des Unternehmens von den Banken mit einem Abschlag übernehmen will. Wie groß der Verzicht der Banken sein wird, ist nicht bekannt. Der Finanzierungsrahmen der Banken – also das Volumen der Kredite, die der Investor kaufen will – beläuft sich auf 8,8 Millionen Euro.
Pläne des Finanzinvestors bei René Lezard nicht bekannt
Die Schwierigkeiten bei der Modekette begannen bereits während der Finanzkrise, die zu starken Umsatzeinbrüchen führte. Die darauf folgenden Restrukturierungsmaßnahmen zeigten nur kurzzeitig Wirkung, danach stieg wieder die Sorge um eine Insolvenz bei den Investoren. Für das Geschäftsjahr 2015/2016 erwartet René Lezard einen Verlust von 2,6 Millionen Euro bei einem Umsatz von 44,6 Millionen Euro. Das negative Eigenkapital wird sich auf -3,1 Millionen Euro belaufen. Die Banken hatten dem Unternehmen eine Finanzierungszusage bis März 2017 gegeben.
Was der neue Investor genau bei der Modekette plant und ob er möglicherweise Anteile an dem Unternehmen kaufen will, ist nicht bekannt. Ob sich an den bisherigen strategischen Restrukturierungsmaßnahmen etwas ändern wird, ist ebenfalls noch offen. Die Kette hatte in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben unrentable Geschäfte geschlossen, die Kollektion verkleinert sowie die Kosten gesenkt.
Klar ist, dass der Investor neben den Bankkrediten noch mehr Geld in die Firma stecken will. So plant er etwa, René Lezard einen neuen Kredit zur teilweisen Refinanzierung der Mittelstandsanleihe zu gewähren. Außerdem wird er dem Unternehmen Working Capital zur Verfügung stellen.
Anleihegläubiger müssen Restrukturierungsplan zustimmen
Ob der Plan von René Lezard und dem Finanzinvestor so umgesetzt werden kann, hängt jetzt von den Anleihegläubigern ab. Zwischen dem 17. und 20. Oktober müssen die Bondholder über den geplanten Schuldenschnitt abstimmen. Die Gläubiger sollen auf 40 Prozent des ausstehenden Nominalbetrags verzichten. Außerdem will René Lezard die Laufzeit der Anleihe bis 2050 verlängern und die Zinszahlungen reduzieren. Bis 2025 soll es gar keine Zinsen geben, danach 5 Prozentpunkte über dem Euribor. Bisher wurde der Bond mit 7,25 Prozent verzinst.
Im Gegenzug erhalten die Gläubiger immerhin 35 Prozent ihrer Bonds zurückgezahlt. Die Teilrückzahlung soll im Januar 2017 erfolgen. Danach soll es voraussichtlich weitere Teilrückzahlungen geben, allerdings zu schlechteren Konditionen für die Gläubiger.
Bei einem aktuellen Bondkurs von weniger als 28 Prozent des Nennwerts ist eine Rückzahlung von mindestens 35 Prozent für die Anleihegläubiger kein schlechter Deal – zumindest im Vergleich zu anderen Opfern des Mini-Bond-Segments. Auch den Gläubigern des Modehauses Laurèl wurde heute ein Restrukturierungsplan für ihre Mini-Bonds vorgeschlagen. Die Gläubiger sollen ihre Forderungen auf 22 Prozent des Nennwerts reduzieren. Das Unternehmen soll an einen chinesischen strategischen Investor verkauft werden. Ebenfalls bereits pleite sind die mit Mini-Bonds finanzierten Modehäuser Wöhrl, Rene Lange und Strenesse.
Info
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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.