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H.C. Starck ringt um die Refinanzierung

Verfahrenstechnischen Zentrum des Chemieunternehmens H.C. Starck in Goslar (Niedersachsen).
Julian Stratenschulte/dpa/Picture Alliance

Bewegte Zeiten für Matthias Schmitz: Der CFO des Spezialchemiekonzerns H.C. Starck verhandelt nach wie vor mit den Gläubigern über die in diesem Frühjahr auslaufenden Kreditlinien. H.C. Starck möchte die bestehende Finanzierung in Höhe von 697 Millionen Euro verlängern. Schmackhaft will das Unternehmen den Gläubigern den Deal durch höhere Margen sowie einmalige Verlängerungsgebühren machen. Diese sollen FINANCE-Informationen zufolge  bei den jeweiligen Tranchen zum Teil immerhin 3 Prozent des Kreditvolumens betragen.

Konkret geht es um eine revolvierende Kreditlinie über 60 Millionen Euro, einen langfristigen Kredit über 375 Millionen Euro sowie ein Second-Lien-Darlehen über 130 Millionen Euro. Hinzu kommt noch ein Mezzanine-Kredit über 132 Millionen Euro. Diese Finanzierungen sollen zu den neuen Konditionen bis 2020 verlängert werden. Das Mezzanine würde dabei in eine Holding verlagert werden, um das operative Geschäft zu entlasten, berichtet der Nachrichtendienst LTC News. Ein vergleichbares Modell hatte auch schon der Autozulieferer Schaeffler gewählt, um seine hohen Zinsbelastungen in den Griff zu bekommen.

Kreditverlängerung: H.C. Starck hofft auf Erholung des Geschäfts

H.C. Starck hofft, dass sich das operative Geschäft bis 2020 deutlich erholt. Die Planzahlen sind ehrgeizig: CFO Schmitz stellt den Gläubigern in Aussicht, dass sich der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von zuletzt rund 82 Millionen Euro bis zum Jahr 2020  auf 145 Millionen Euro erholen soll. Der Umsatz  im vergangenen Jahr nach FINANCE-Informationen auf 830 Millionen Euro gestiegen (2014: 786 Millionen Euro).

Aktuell gehen unternehmensnahe Kreise noch davon aus, dass sich beide Seiten bis zur morgen Nacht ablaufenden Deadline einigen werden. Falls das nicht gelingt, könnte H.C. Starck den Weg eines „Scheme of Arrangements“ wählen. Mit diesem Vergleichsverfahren nach englischem Recht, das qualifizierte Mehrheitsentscheidungen zulässt, hatte sich in jüngerer Vergangenheit beispielsweise der Parkhausbetreiber Apcoa  mit seinen Gläubigern geeinigt. Aktuell versucht sich auch der Schrottrecycler Scholz mit diesem Schachzug zu retten.

Dass die Eigentümer von H.C. Starck, die beiden PE-Investoren Advent International und Carlyle, im Zweifelsfall bereit sind, frisches Eigenkapital nachzuschießen, ist eher zweifelhaft. Gegenüber FINANCE waren beide Häuser nicht zu einem Kommentar bereit.

H.C. Starck-Schulden stammen aus Buy-out durch Advent und Carlyle

Die strukturierte Finanzierung von H.C. Starck stammt aus der Übernahme durch Advent und Carlyle. Die beiden Investoren hatten H.C. Starck dem Bayer-Konzern zum Jahreswechsel 2006/07 für 1,2 Milliarden Euro abgekauft. Bayer nutzte den Erlös damals zur teilweisen Refinanzierung der Schering-Übernahme.

In den vergangenen Jahren wollten Advent und Carlyle den Spezialchemiekonzern mehrfach veräußern, entweder an einen strategischen Investor oder via Börsengang. Allerdings scheiterten diese Bemühungen, die beim bislang letzten Anlauf von der Investmentbank Rothschild begleitet wurden, immer wieder an unterschiedlichen Preisvorstellungen.„Advent und Carlyle haben sich beim M&A-Prozess verspekuliert“, kommentiert ein Frankfurter Restrukturierungsspezialist.

Eine Amend&Extend-Transaktion der damaligen Finanzierung hatte H.C. Starck bereits 2013 unter Leitung der Commerzbank durchgeführt. Ob die Verlängerung der Kredite jetzt erneut funktioniert, wird sich am morgigen Freitag zeigen.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Update am 8. Februar:

Die Annahmefrist für das Angebot an seine Gläubiger hat H.C. Starck dem Vernehmen nach bis Dienstag, den 9. Februar verlängert. Nach FINANCE-Informationen liegt die Annahmequote über alle Finanzierungsklassen hinweg derzeit zwischen 90 und 95 Prozent.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.