Vor Joh. Friedrich Behrens liegen die Monate der Wahrheit: Im kommenden halben Jahr muss das Unternehmen seine gesamte Finanzverschuldung über rund 40 Millionen Euro refinanzieren. Ende Dezember läuft zunächst der Konsortialkredit des Herstellers von Werkzeugmaschinen und Nägeln mit einem aktuellen Volumen von 7,3 Millionen Euro aus. Im kommenden März wird dann die 30-Millionen-Euro große Mittelstandsanleihe aus dem Jahr 2011 fällig.
Dieses zeitliche Zusammenfallen fast sämtlicher Fälligkeiten lässt hellhörig werden. Schließlich war Behrens erst im vergangenen Juli erheblich in Bedrängnis geraten, weil die Refinanzierung des damals auslaufenden Konsortialkredits tagelang gefährdet zu sein schien. Das hatte bei den Investoren Panik ausgelöst, der Kurs der Mittelstandsanleihe war zwischenzeitlich auf 56 Prozent eingebrochen, notiert inzwischen aber wieder leicht über par.
Mittelstandsanleihe und Schuldschein: Refinanzierung muss gelingen
Das Unternehmen will offenbar aus seinen Fehlern lernen und lässt den Kapitalmarkt nun zumindest teilhaben an den Plänen des Managements: Laut dem gerade veröffentlichten Halbjahresbericht soll der Bond bis November durch die Ausgabe einer neuen Mittelstandsanleihe refinanziert werden.
Parallel zur Mittelstandsanleihe soll das Unternehmen auch an der Emission eines Schuldscheindarlehens arbeiten. Marktgerüchten zufolge hat Joh. Friedrich Behrens hier bereits mit der Investorenansprache begonnen.
Mit dieser zweigleisigen Strategie will das Unternehmen wohl sicherstellen, dass die Refinanzierung der Mittelstandsanleihe in jedem Fall gelingt. Denn aus dem Cash zurückzahlen könnte der Werkzeugmaschinenhersteller die Anleihe nicht: Zum 30. Juni verfügte er gerade einmal über liquide Mittel in Höhe von 198.000 Euro.
Dass eine Anleiheplatzierung angesichts des in Verruf geratenen Minibond-Segments gelingt, ist aber alles andere als sicher. Nach zahlreichen Ausfällen – zuletzt kündigte das Modeunternehmen Laurel an, seine Mittelstandsanleihe zu restrukturieren – sind die Investoren vorsichtiger geworden. Gleichzeitig öffnet sich aber der Schuldscheinmarkt für schlechtere Bonitäten. Behrens verfügt seit dem Auslaufen des BB- Ratings von Creditform im Jahr 2012 nicht mehr über ein Rating, befindet sich FINANCE-Informationen derzeit aber mit einer namhaften Ratingagentur im Gespräch.
Joh. Friedrich Behrens will Laufzeiten staffeln
Das Unternehmen wollte sich auf FINANCE-Anfrage nicht zu konkreten Refinanzierungsplänen äußern. Ein Investor-Relations-Sprecher bestätigte lediglich, dass man die Finanzierung künftig auf drei Säulen stützen wolle: „Wir planen künftig mit drei verschiedenen Finanzierungsinstrumenten, um die Laufzeiten besser staffeln zu können“, sagte IR- und Finanzierungsberater Andreas Uelhoff. Künftig müsste dann nicht mehr die gesamte Verschuldung zeitgleich refinanziert werden. Ziel sei es außerdem, die Verschuldung mittel- bis langfristig herunterzufahren. Uelhoff war bei der Hauptversammlung in der vergangenen Woche auch in den Aufsichtsrat von Joh. Friedrich Behrens gewählt worden.
Die dritte Säule ist demnach die Verlängerung die Konsortialkredits. Er läuft Ende des Jahres aus und reduziert sich bis dahin von ursprünglich 10 auf 5 Millionen Euro. Zum 30. Juni lag das Volumen bei 7,3 Millionen Euro. Auf diese Summe soll sich offenbar auch der neue Kredit belaufen, der noch im dritten Quartal abgeschlossen werden soll. Mit dem Konsortialführer – FINANCE-Informationen zufolge handelt es sich dabei um die Commerzbank – befinde man sich in guten Gesprächen, heißt es aus dem Unternehmen.
Hilfreich für die Verhandlungen dürfte sein, dass das Unternehmen im ersten Halbjahr 2015 eigenen Aussagen zufolge die Covenants des Kredits – Verschuldungsgrad, Eigenkapitalquote und Zinsdeckungsgrad – einhalten konnte. Im ersten Halbjahr 2014 hatte Behrens sie noch gerissen. Auch die operativen Zahlen entwickeln sich gut: Der Umsatz legte von Januar bis Juni um 5,5 Prozent auf 53 Millionen Euro zu, das Ebit um 15 Prozent auf 3,2 Millionen Euro.
Aufgrund der besseren Zahlen verspricht sich das Unternehmen auch eine Zinsersparnis von der Refinanzierung. Der Kupon der Mittelstandsanleihe liegt bei 8 Prozent.
Tauschangebot für Mittelstandsanleihe ab 15. September denkbar
Die Gläubiger der Mittelstandsanleihe sollten sich ab dem 15. September auf ein Rückkauf- beziehungsweise ein Tauschangebot einstellen – ab diesem Datum darf Behrens gemäß Anleihebedingungen die Call-Option zu 100 Prozent des Nennwertes ziehen zuzüglich der am 14. März fälligen letzten Kupon-Zahlung in Höhe von 8 Prozent. Vorher würden 101 Prozent fällig. Derzeit notiert der Bond bei 101,5.