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Kalles Finanzierungkrise wohl bald gelöst

Kann der Wurstpellenhersteller Kalle bald aufatmen? Ein Ergebnis der Kreditverhandlungen ist in Sicht.
dpa/Picture Alliance/Jens Büttner

Aufatmen in Wiesbaden: Nach FINANCE-Informationen aus mehreren unterschiedlichen Quellen steht der Wurstpellenhersteller Kalle kurz davor, mit seinen Gläubigern eine neue Finanzierung abzuschließen. Dazu musste allerdings der Eigentümer Clayton, Dubilier & Rice (CD&R) starke Zugeständnisse machen.

Die Private-Equity-Gesellschaft muss neues Eigenkapital bei Kalle einbringen, um die Banken von einer Verlängerung der Kredite („Amend and Extend“) zu überzeugen. Zu den Gläubigern sollen die Bank of Ireland, BNP Paribas, Crédit Agricole, die HSBC, ING, Société Générale, SMBC und die Unicredit zählen.

Hintergrund: CD&R hatte den Kalle-Gläubigern bereits im Sommer dieses Jahres ein Angebot unterbreitet, wie FINANCE in seiner Printausgabe September/Oktober berichtete. Demnach bot der Kalle-Eigentümer an, 20 Millionen Euro neues Eigenkapital nachzuschießen und den Gläubigern einen neuen Liquiditäts-Covenant einzuräumen.

Neben der Verlängerung des Akquisitions- und des Betriebsmittelkredits forderte CD&R für Kalle eine zweijährige Aussetzung der Covenants („Covenant Holiday“) und 25 Prozent Spielraum für die Abweichung von den Kreditklauseln in der Zeit danach. Was das genaue Verhandlungsergebnis sein wird, ist FINANCE allerdings noch nicht bekannt.

Silverfleet verkaufte Kalle für saftigen Preis

Die aktuellen Schulden von Kalle rühren aus dem Kauf durch CD&R. Der US-Fonds kaufte den Wurstpellenhersteller im Frühjahr 2016 dem Investor Silverfleet ab, der Kalle 2009 erworben hatte. Damals war es bereits der vierte Verkauf an einen Finanzinvestor.

Silverfleet soll sein Kapital beim Verkauf um den Faktor 3,5 vermehrt haben. Clayton, Dubilier & Rice zahlte nach FINANCE-Informationen damals zwischen 450 und 500 Millionen Euro für das Unternehmen.
 
Der US-Fonds CD&R, dem einst auch der Autovermieter Hertz gehörte, hat Kalle im Juni 2016 branchenüblich hohe Schulden aufgeladen. Dazu zählten langfristige Kredite über 145 Millionen Euro und 88,8 Millionen US-Dollar sowie nachrangige Second-Lien-Darlehen von Oaktree über 38,5 Millionen Euro und 27 Millionen US-Dollar. Hinzu kamen eine Betriebsmittellinie über 50 Millionen Euro und eine Akquisitionslinie über 25 Millionen Euro.

Doch die Situation von Kalle hat sich seither eingetrübt: Lag die Verschuldung beim Kauf noch etwa bei dem sechsfachen Gewinn vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern, ist dieser Wert nach Medienberichten inzwischen auf das über zehnfache angeschwollen. Die Finanzierung wackelte wegen der schlechten operativen Performance der ehemaligen Hoechst-Tochter Kalle.

Happy End wie bei Mauser noch nicht in Sicht

Für Clayton, Dubilier & Rice ist Kalle nicht das erste Kriseninvestment in Deutschland. Die Amerikaner verspekulierten sich etwa beim Kauf von Fairchild Dornier, den CD&R gemeinsam mit Allianz Capital Partners im Jahr 2000 für 1,2 Milliarden US-Dollar übernommen hatte. Zwei Jahre später war der Flugzeugbauer pleite, das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Oberpfaffenhofen stellte Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit.

Zuletzt war das Glück allerdings auf Seiten der Amerikaner. Beim Verkauf des Verpackungsherstellers Mauser hatte sich das Private-Equity-Haus im Jahr 2016 letztlich gegen den Börsengang in den USA und für einen Verkauf an die Industrieholding Stone Canyon Industries (SCI) entschieden. SCI zahlte 2,15 Milliarden Euro, CD&R hatte Mauser im April 2014 für 1,7 Milliarden Dollar erworben.

Ein derart gutes Ende ist für Kalle noch nicht in Sicht. Allerdings besteht jetzt wenigstens die Hoffnung darauf, weil CD&R zumindest sein Investment retten kann. Darum kümmern sich jetzt der neue Vorsitzende der Geschäftsführung Hans-Peter Schaefer (ehemals Mauser) und Alix-Partners-Sanierungsspezialist Jan Kantowsky als CFO.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Spannende News über die Deals von Finanzinvestoren finden Sie auf der Themenseite Private Equity, über Sanierungen können Sie sich auf der Themenseite Restrukturierung auf dem Laufenden halten.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.