Der Bremssystemhersteller Knorr-Bremse hat erstmals nach 14 Jahren den Bondmarkt angezapft und eine Anleihe über 500 Millionen Euro begeben. Dabei profitiert Knorr-Bremse von den niedrigen Zinsen. Wie die Münchener mitteilten, ist das Papier mit einem festen Zinssatz von 0,5 Prozent ausgestattet und läuft über fünf Jahre.
„Wir haben den Bond 45 Basispunkte über den Midswaps platziert. Wir sind sehr zufrieden“, sagt Sigurd Dahrendorf, Leiter des Bereichs Treasury und Investor Relations bei Knorr-Bremse, gegenüber FINANCE. Die Marktlage sei günstig gewesen, weshalb sich die Münchener dafür entschieden haben, die Anleihe jetzt herauszugeben. Weil Knorr-Bremse die Anleihe unter Par platziert hat, zahlt das Unternehmen seinen Investoren eine Rendite von 0,57 Prozent.
Zeichnungsstart war am gestrigen Donnerstag. Die Platzierung habe vier Stunden gedauert, die Nachfrage lag bei über 2,2 Milliarden Euro. Insgesamt haben 168 Geldgeber in den Benchmark-Bond investiert. Die größten Tickets lagen Knorr-Bremse zufolge im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Deutsche Bank, Commerzbank und Uni Credit haben die Emission als Joint Bookrunner begleitet. Die Anleihe ist Teil des Debt Issuance Programm von Knorr-Bremse im Volumen von 1 Milliarde Euro. Standard & Poor’s bewertet die Anleihe mit einem glatten A.
Knorr-Bremse plant weitere M&A-Deals
In den vergangenen Wochen hatte sich Knorr-Bremse mit dem Konkurrenten ZF Friedrichshafen einen heißen Bieterwettstreit um die schwedische Haldex geliefert. Erst am gestrigen Donnerstag hatte Konkurrent ZF angekündigt, seine bereits erworbenen Haldex-Aktien Knorr-Bremse anzudienen. Am kommenden Montag endet die Angebotsfrist für das Angebot von Knorr-Bremse an die Haldex-Aktionäre. Dann wird sich zeigen, ob es Knorr-Bremse gelungen ist, die Mehrheit der Aktien der Schweden an sich zu ziehen.
Bei dem Verwendungszweck für das Geld hält sich Knorr-Bremse indes bedeckt. „Mit der Emission schaffen wir uns über die im Konzern vorhandene Liquidität hinaus Handlungsspielraum, um auf sich ergebende externe Wachstumschancen schnell und effizient reagieren zu können“, lässt sich CFO Lorenz Zwingmann zitieren.
Für die Haldex-Übernahme sei das Geld aus der Anleihe nicht explizit eingeplant. „Wir planen den Deal auch ohne Anleiheemission aus unserem Cash-Bestand zu zahlen“, sagt Treasurer Dahrendorf.
Ende 2015 verfügte Knorr-Bremse laut Geschäftsbericht über 1,4 Milliarden Euro an liquiden Mitteln. Die Bankverbindlichkeiten belaufen sich auf 160 Millionen Euro, verfügt also netto über 1,2 Milliarden Euro Cash. Knorr-Bremse verfügt entsprechend über ein ausreichendes finanzielles Polster. Dieses wird das Unternehmen wohl in naher Zukunft nutzen: FINANCE-Informationen zufolge hat Knorr-Bremse noch weitere Targets im Blick, die beim Kaufpreis im dreistelligen Millionenbereich liegen. Auch ein weiterer Zukauf in der Größenordnung von Haldex (das Angebot von Knorr-Bremse bewertet die Schweden mit 580 Millionen Euro) ist dem Vernehmen nach denkbar. Knorr-Bremse wollte diese Informationen nicht kommentieren.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.