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Mittelstandsanleihe von Travel24 stürzt ab

Die Travel24-Anleihe ist derzeit stark unter Druck, was zu Großen Teilen an den Refinanzierungssorgen der Investoren liegen düfte. Ein unfertiges Hotel spielt eine wesentliche Rolle.
meinzahn / iStock / Thinkstock / GettyImages

Die Mittelstandsanleihe des Reiseportals Travel24 schwächelt immer stärker und notiert derzeit nur noch bei rund 45 Prozent. Offenbar mehren sich die Zweifel der Investoren, dass Travel24 den 25 Millionen Euro schweren Bond im Herbst 2017 zurückzahlen kann. In rund einem Monat wird der 7,5-Prozent-Kupon in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro fällig.

Angesichts der Bilanzdaten ist sogar die Kuponzahlung schon ein Thema unter Investoren. Laut des noch nicht testierten Geschäftsberichts 2014 betrug der operative Cashflow für das abgelaufene Geschäftsjahr lediglich 725.000 Euro. Ende 2014 wies die Unister-Tochter eine Cash-Position von nur 1 Million Euro aus, die im Lauf des ersten Quartals 2015 auf rund 1,5 Millionen Euro angestiegen ist. Travel24 versicherte im Geschäftsbericht 2014, dass die notwendige Liquidität für das Jahr 2015 sichergestellt sei.

Doch die Aussichten haben sich seitdem eingetrübt. Anfang Juli kassierte Travel 24 die Gewinnprognose für das Jahr 2015 ein. Statt eines operativen Gewinns (Ebit) von 2,8 bis 3 Millionen Euro – 10 bis 20 Prozent unter Vorjahresniveau – rechnet Travel 24 jetzt nur noch mit 2,5 Millionen Euro. Der Umsatz wird wohl von 25 auf 23 Millionen Euro zurückgehen.

Bilanz von Travel24 ist schwach

Dies schürt die Unsicherheit, wie Travel24 im September 2017 die Mittelstandsanleihe ablösen will. Laut Geschäftsbericht 2014 setzt das Unternehmen dazu – neben dem operativen Cashflow – auf den Verkauf seiner Kölner Hotel-Immobilie. Dafür bestehe auch schon ein Kaufvertrag, in der Bilanz ist die Immobilie bereits unter dem Posten „zur Veräußerung gehaltenen Vermögensgegenstände“ mit rund 10 Millionen Euro angesetzt. Abgeschlossen ist der Deal aber immer noch nicht.

Um die Differenz zu der Fälligkeit von 25 Millionen Euro zu überbrücken, soll außerdem noch die zweite Hotel-Immobilie in Leipzig verkauft werden. Der Haken: Das Gebäude befindet sich noch im Bau und soll frühestens nächstes Jahr die ersten Gäste empfangen. Nicht verkaufsfördernd dürfte sein, dass das gesamte Hotel-Segment von Travel24 bisher noch kein operatives Geschäft betreibt.

Geringe Eigenkapitalquote lässt wenig Spielraum

Viel Spielraum für Abweichungen bietet die Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 11,4 Prozent per Ende 2014 nicht. Immerhin aber sind neben den Bondgläubigern keine anderen wesentlichen Geldgeber engagiert, was erwarten lässt, dass im Falle eines Ausfalls zumindest ein Teil der Anleiheforderungen noch bedient werden könnte.

Eine wichtige Rolle für die Zukunft der Travel24-Anleihe spielt die Muttergesellschaft Unister. Gegen diese hat Travel24 nennenswerte Forderungen offen. Ein Großteil der Ende des ersten Quartals ausgewiesenen Forderungen gegenüber nahestehenden Unternehmen in Höhe von 3,4 Millionen Euro dürfte sich auf Unister beziehen.

Unruhe auch bei Unister

Doch bei Unister herrscht derzeit ebenfalls Unruhe. Laut Medienberichten arbeiten die beiden Vorstände Daniel Kirchhof und Thomas Wagner massiv gegeneinander. Auch trennte sich Unister kürzlich von der Marke Geld.de. Auch ein Verkauf von Travel24 ist offenbar eine der Möglichkeiten, die Unister erwägt, um die eigene Cash-Position zu stärken.

Zwar besitzt die Anleihe keine Change-of-Control-Klausel, ein weißer Ritter dürfte die Investoren dennoch beruhigen. Dass Travel24 das aus eigener Kraft schafft, bezweifelt der Markt: Der Bond notiert bei einem Kurs von rund 45 Prozent.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Travel24 ist nicht die einzige Mittelstandsanleihe, die wackelt. Das Modeunternehmen Laurèl kündigte an, seinen Bond zu restrukturieren. Die weiteren Wackelkandidaten unter den Mini-Bonds finden Sie in unserer Bildergalerie.