Nach nur wenigen Monaten im Amt hatte Axel Mau bereits seine erste große Prüfung zu bestehen. Der neue CFO von Jack Wolfskin, der erst im März dieses Jahres die Nachfolge von Christian Brandt angetreten hat, musste bereits anstrengende Verhandlungen mit den Gläubigerbanken hinter sich bringen, wie der Nachrichtendienst Debtwire Analytics berichtet.
Offenbar ist es dem Management von Jack Wolfskin dabei gelungen, das finanzielle Korsett deutlich zu lockern: So soll die Laufzeit der Betriebsmittellinie, der sogenannten Revolving Credit Facility (RCF), von August 2017 auf Mai 2018 verlängert worden sein. Außerdem wurde der Leverage-Covenant über die gesamte Laufzeit auf 6,4x gesetzt. Damit gewinnt Jack Wolfskin deutlich mehr Spielraum für Ebitda-Abweichungen, lag der Covenant zuvor doch in der Größenordnung des 5fachen. Auf Anfrage von FINANCE wollte sich Jack Wolfskin dazu nicht äußern.
Blackstone schießt 75 Millionen Euro nach
Um dieses Verhandlungsergebnis zu erreichen, musste der PE-Investor Blackstone allerdings tief in die Tasche greifen. 75 Millionen Euro soll der Eigentümer von Jack Wolfskin nachgeschossen haben. Das Geld soll dazu dienen, einen Teil der Kredittranche B zu par zurückzuzahlen. Dazu kam es allerdings erst, nachdem Blackstone seine Offerte nachgebessert hatte. Zunächst hatte der PE-Investor lediglich 25 Millionen Euro bieten wollen, was den Gläubigern als zu gering erschien. „Hätte Blackstone kein frisches Geld nachgeschossen, wäre es ein zweiter Fall Klöckner Pentaplast geworden“, vermutet ein Frankfurter Banker. Vor rund drei Jahren musste Blackstone den Folienhersteller aus Montabaur nach einem Schuldendrama an den Fonds Strategic Value Partners abgeben.
CFO Axel Mau muss nun auch höhere Margen akzeptieren: Neben der Kapitalspritze steigen die Margen der revolvierenden Kreditfazilität um 50 Basispunkte auf 500 Basispunkte plus Euribor. Zusätzlich bezahlt Jack Wolfskin sogenannte Waiver-Fees – Gebühren für die Genehmigung der Neuregelung.
Obwohl Jack Wolfskin bisher seine Covenants einhalten konnte, sehen Gläubiger das Bekleidungsunternehmen zunehmend kritisch. Hintergrund ist die schwierige Geschäftslage: Der Händler muss Abnehmern preisliche Zugeständnisse machen, um seine Ware zu verkaufen. Händler fahren die Auslage wegen der Zurückhaltung der Kunden herunter, wie einzelne gegenüber der Lebensmittelzeitung berichteten. Durch die Schwierigkeiten im Absatz kommt besonders das operative Ergebnis unter Druck, die Einhaltung der Covenants war zunehmend in Gefahr. Laut Debtwire werden Kredite bereits unter par auf dem Sekundärmarkt gehandelt. Auch wegen verstärkten Investitionen, die beinhalten, dass Franchise-Shops in eigene Läden umgewandelt werden sollen, wird das Ebitda von 75 Millionen Euro (2014) auf 61 Millionen Euro fallen.
Blackstone hat Jack Wolfskin 2007 übernommen
Blackstone hat dem Bekleidungsunternehmen aus Idstein im Taunus beim Kauf eine hohe Schuldenlast aufgebürdet. Rund 700 Millionen Euro soll der Finanzinvestor den Vorbesitzern Quadriga und Barclays Private Equity (heute Equistone) gezahlt haben, fast 500 Millionen Euro davon fremdfinanziert. Damals haben verschiedene Geldhäuser wie die Bank of America Merrill Lynch, IKB, Morgan Stanley und UBS die Übernahmefinanzierung arrangiert. Zu den Krediten zählt laut Debtwire ein siebenjähriges Darlehen über 350 Millionen Euro, eine Betriebsmittellinie über 80 Millionen Euro sowie ein Second-Lien-Darlehen über 45 Millionen Euro, die mit stolzen 9,5 Prozent (plus Euribor) verzinst wird.
Unter Druck steht auch die im November 2014 angetretene Jack-Wolskin-Chefin Melody Harris-Jensbach. Sie hat jüngst neue Managerinnen ernannt, um den Outdoor-Spezialisten wieder auf Kurs zu bringen. Imen Wong ist seit Mitte Juli neue Vice President Product Development, Jutta Brenneisen übernimmt die Positionen als Vice President Apparel.
Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.