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Rena schickt Tochtergesellschaften der SH+E Gruppe in Insolvenz

Nach der Insolvenz: Droht Rena jetzt ein Haircut?
Rena

Der Maschinenbauer Rena schickt eine Reihe von Tochtergesellschaften in die Insolvenz. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, kommt die Rena-Geschäftsführung mit CEO Jürgen Gutekunst und CFO Eckhard Rau zu dem Schluss, dass eine „weitere Finanzierung der nach jüngsten Analysen teilweise defizitären und mit höheren Risiken behafteten Projekte bei den Tochtergesellschaften der SH+E Gruppe nicht mehr“ durchführbar ist. Um die Restrukturierung der Rena Gruppe nicht zu gefährden, will der Maschinenbauer nun die im Anlagenbau tätigen SH+E GmbH in einem separaten Insolvenzverfahren sanieren.

Einen entsprechenden Antrag haben CEO Gutekunst und CFO Rau bereits beim zuständigen Amtsgericht in Waldshut-Tiengen gestellt. Der Antrag schließt nach Unternehmensangaben auch die Tochtergesellschaften Stulz-Planaqua, Hager+Elsässer, Stulz GTA, H+E Packtec, H+E Protec, H+E S-Tec und LimnoTec Abwasseranlagen ein, für die jeweils einzeln ein Insolvenzantrag gestellt wurde. Mit diesen Gesellschaften gibt es nach Unternehmensangaben Geschäftsbeziehungen und Verträge. Wie diese konkret aussehen, wollte Rena auf Anfrage von FINANCE nicht näher erläutern. Dieser Schritt ist „derzeit die beste Option, um die eingeleitete Restrukturierung im Interesse von Gläubigern, Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern erfolgreich abzuschließen und so den Fortbestand zu sichern“, sind CEO Gutekunst und CFO Rau überzeugt. Die Gespräche mit den Finanzpartnern laufen weiter.

Jede Gesellschaft ist in der Insolvenz allein

Rechtlich gesehen ist die Rena GmbH als Muttergesellschaft nicht dazu verpflichtet, ihre Tochtergesellschaften weiter zu finanzieren. „Da wir noch kein Konzerninsolvenzrecht in Deutschland haben, ist jede Gesellschaft insolvenzrechtlich für sich eigenständig“, sagt ein Rechtsanwalt gegenüber FINANCE. „In der Insolvenz ist jeder für sich allein.“

Schon andere Unternehmen haben ihre Töchter in die Insolvenz geschickt. Der angeschlagene Konzern AEG Power, der mit einer Mittelstandsanleihe über 100 Millionen Euro am Markt ist, hat seine französische Tochter zu Beginn des Jahres in die Insolvenz geschickt. Auch der Recyclingspezialist Scholz hat im vergangenen Jahr als eine der ersten operativen Maßnahmen der Sanierung seine Geschäftsbeziehungen zu der in Australien und Asien aktiven Beteiligung CMA (47,8 Prozent), die schon 2012 restrukturiert wurde, abgeschnitten. „Die laufenden Geschäftsbeziehungen und sämtliche Handelsaktivitäten werden aufgegeben. Dies ist integraler Bestandteil des Restrukturierungskonzepts“, teilte der Metallverarbeiter Scholz damals auf FINANCE-Anfrage mit.

Rena zieht nach eineinhalb Jahren bei SH+E wieder die Reißleine

Doch Renas Abstoßen der Töchter wirkt drastisch. Der Maschinenbauer hatte die im kapitalintensiven Anlagenbau tätige SH+E Gruppe erst im Sommer 2012 übernommen. 2012 erwirtschaftete Rena einen Umsatz von 386,5 Millionen Euro und ein EBITDA von 45,8 Millionen Euro. Stulz erwirtschaftete im zum 30. Juni 2011 endenden Geschäftsjahr mit 914 Mitarbeitern eine Gesamtleistung von 240,7 Millionen Euro und ein EBITDA von 20,1 Millionen Euro. Zu den 2013er-Zahlen wollte sich das Unternehmen noch nicht äußern. Auf die Frage, ob die Gesellschaften nach der Sanierung weiterhin zum Konzern gehören sollen, erklärte ein Unternehmenssprecher: „Das hängt davon ab, wie sich der weitere Verlauf des Verfahrens gestaltet. An den Gesellschaftsverhältnissen hat sich bislang aber nichts geändert.“

Tobias Hoefer ist bereits zum vorläufigen Insolvenzverwalter der SH+E Gruppe ernannt worden. Zuvor war Hoefer Chief Restructuring Officer (CRO) von Centrotherm Photovoltaics. Der Solartechnologie-Konzern hatte im Juli 2012 Insolvenz anmelden müssen und danach eine rund einjährige Sanierungsphase im Schutzschirmverfahren durchlaufen.

Rena-Mittelstandsanleihen auf Talfahrt

Für die Anleihegläubiger der beiden Mittelstandsanleihen hat die Insolvenz der sieben Tochtergesellschaften rechtlich gesehen erst einmal keine unmittelbaren Auswirkungen, da die Rena GmbH die Emittentin der beiden Anleihen ist. CEO Gutekunst und CFO Rau sind der Mitteilung zufolge auch „zuversichtlich, wie bisher den Kapitalmarktverpflichtungen weiterhin nachkommen zu können“.

Wie schon zuvor bei Strenesse hat der Markt auch bei Rena die aktuellen Entwicklungen vorweg genommen. Bereits seit einigen Tagen befinden sich die Kurse der beiden Rena-Mittelstandsanleihen auf Talfahrt. Die bis 2015 laufende Anleihe im Volumen von 75 Millionen Euro fiel in den vergangenen Tagen von über 80 auf 61 Prozent. Heute notiert sie mit 49 Prozent vom Nennwert sogar noch weiter unter pari. Die bis 2018 laufende Anleihe über nominal 13 Millionen Euro stürzte sogar auf 45 Prozent ab, vor einigen Tagen notierte sie noch bei 52 Prozent.

Bei Strenesse soll Medienberichten zufolge die BaFin inzwischen Ermittlungen wegen möglicher Insidergeschäfte aufgenommen haben.

sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.