Newsletter

Abonnements

Rückschlag für Heckler & Koch

Schlechte Nachrichten für Heckler & Koch - die Finanzlage bessert sich durch den Verlust eines Großauftrags nicht.
Bernd Weissbrod/Picture Alliance/dpa

Wieder eine Hiobsbotschaft für Heckler & Koch. Jetzt steht endgültig fest, dass der Waffenhersteller einen Großauftrag für das Sturmgewehr G36 verliert. Das Verteidigungsministerium will die Waffe ausmustern, wie in dieser Woche bekannt wurde. Die Bundeswehr soll sich eine neue Generation von Sturmgewehren beschaffen, bis 2019 soll die neue Waffe das alte Sturmgewehr nach und nach ablösen. Wie Heckler & Koch kurz danach mitteilte, will sich das Unternehmen an der neuen Ausschreibung beteiligen.

Die Nachricht aus Berlin ist ein weiterer Rückschlag für den Waffenhersteller. Zwar haben Instandhalten und Ersatzteile für das G36 der Bundeswehr in den vergangenen Jahren weniger als 2,5 Prozent des Konzernumsatzes ausgemacht (Umsatz 2013: 235 Mio. Euro). Doch der Verlust des Auftrags trifft ein Unternehmen, dass schon länger einen finanziellen Drahtseilakt vollzieht. Die Anleihe der baden-württembergischen Waffenschmiede (Kupon: 9,5 Prozent) notiert derzeit bei 78 Prozent und liegt im stark ausfallgefährdeten Bereich, Moody’s bewertet den Bond inzwischen mit einem hochspekulativen Caa3. Die aktuelle Entscheidung hat den Kurs allerdings nicht mehr stark beeinflusst. Die wesentliche Reaktion darauf haben die Anleger bereits im April vorweggenommen, als das Verteidigungsministerium erstmals seine Pläne bekanntmachte. Zwischenzeitlich sackte der Anleihekurs auf seinen bisherigen Tiefstand von  68 Prozent ab.

Britischer Fonds leiht Heckler & Koch Geld

Erst im vergangenen November griff den Oberndorfern ein unbekannter Geldgeber unter die Arme, wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtete. Vor dem Zinstermin im vergangenen November hat der Geldgeber offenbar eine besicherte Betriebsmittellinie über 30 Millionen Euro eingeräumt. Nach FINANCE-Informationen handelt es sich um einen britischen Fonds, wie ein mit der Materie Vertrauter berichtet.

Inzwischen ist klar: Eigentümer Andreas Heeschen kauft sich mit immer neuen Fremdfinanzierungen Zeit. Das Eigenkapital gilt zwar als ausgelöscht, doch noch gehen seine Pläne auf: Im Mai 2011 gelang es den Oberndorfern, eine Anleihe über 295 Millionen Euro zu platzieren. Citigroup und die Close Brothers Seydler Bank (heute Oddo Seydler) begleiteten die Emission. Damals schon wendete der Waffenhersteller die Befürchtung ab, die Refinanzierung könnte scheitern. Im Juli desselben Jahres lief eine Hochzinsanleihe über 120 Millionen Euro aus, die mit dem Emissionserlös getilgt wurde. Außerdem musste ein im April 2013 endfälliges PIK-Darlehen (Payment in Kind) der Holdinggesellschaft HKB über 170 Millionen Euro zurückgezahlt werden.

Der finanzielle Drahtseilakt führt dazu, dass die Gesellschaft seit Jahren kaum in das eigene Geschäft investieren kann, weil die operativen Gewinne in die hohen Zinszahlungen fließen. Ein  ähnlicher Kurs lässt sich nicht ewig durchhalten, wie das Beispiel der Autowerkstattkette A.T.U zeigt. Der PE-Investor KKR kam letztlich nicht um eine Restrukturierung der Schulden herum – und verlor dabei sein Portfoliounternehmen.

Müller Finanzchef von Heckler & Koch

Der aggressive Kurs führt auch zu Frustration unter den Führungskräften, Managerwechsel sind die Folge. Erst im Februar dieses Jahres kündigte Geschäftsführer Niels Ihloff fristlos. Anfang Juni hat der ehemalige Rheinmetall- und ThyssenKrupp-Manager Nicola Marinelli  übernommen.

Für die Finanzen des Waffenherstellers ist seit gut einem Jahr Reinhold Müller zuständig. Er verantwortet die Ressorts Finanzen, Controlling und IT. Der CFO war zuvor kaufmännischer Geschäftsführer bei dem Automobilzulieferer Odelo. Hinter dem Leuchtenhersteller verbergen sich die Überreste des einst stolzen Rückspiegel- und Leuchtenherstellers Schefenacker, der durch eine umfassende Anleiherestrukturierung Schlagzeilen machte. Dessen ehemaliger Eigentümer, Alfred Schefenacker, ist dem Vernehmen nach auch bei Heckler & Koch beteiligt und gilt als Intimus des H&K-Eigentümers Andreas Heeschen.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.