Windreich ist pleite. Nach langem Überlebenskampf hat der Windkraftprojektierer Insolvenz angemeldet und eine Sanierung in Eigenregie beantragt. Der umstrittene Windreich-Chef Willi Balz hat die Geschäftsführung an den Unternehmensberater Werner Heer abgegeben. Zum vorläufigen Sachwalter wurde der Rechtsanwalt Holger Blümle von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt. Windreich geht mit einem Schuldenstand in Höhe von rund 400 Millionen Euro in die Insolvenz. Dazu gehören auch zwei Mittelstandsanleihen in einem Gesamtwert von 125 Millionen Euro. Einer der größten Kreditgeber ist Presseberichten zufolge die Schweizer Bank J. Safra Sarasin, die ein Darlehen in Höhe von 70 Millionen Euro an Windreich vergeben haben soll. Gegen Sarasin läuft im Zusammenhang mit dem Engagement bei Windreich auch eine Klage.
Kursrallye bei Windreich-Mittelstandsanleihen
Den Insolvenzantrag stellte Balz bereits am Freitag, bekannt gab Windreich die Pleite aber erst gestern Abend nach Börsenschluss. Am gestrigen Montag fand noch normaler Handel in den beiden Mittelstandsanleihen des Unternehmens stand. Der bis 2015 laufende Bond ging bei einem Kurs von 56 aus dem Handel, das bis 2016 laufende Papier bei 47,5. Viele Anleger erwischt die Pleite auf falschem Fuß, denn die beiden Mittelstandsanleihen haben in den vergangenen Monaten eine veritable Rallye hingelegt. Nach einem Kurssturz auf 20, zu dem es kam, nachdem die Staatsanwaltschaft Windreichs Büroräume durchsuchte, Willi Balz das Unternehmensrating zurückzog und den Kupon zu spät bezahlte, zogen die Mittelstandsanleihen über den Sommer immer weiter an und erreichten zwischenzeitlich sogar Kurse von über 60.
Dass die Insolvenz erst mit drei bis vier Tagen Verspätung bekannt gemacht wurde, wirkt fragwürdig. Jedoch unterlag Windreich zuletzt keinen strengen Publizitätsvorschriften mehr, nachdem Balz die Notierung seiner Mittelstandsanleihen am Marktsegment BondM der Börse Stuttgart aufgekündigt hatte und in den Freiverkehr gewechselt war.
Wer beantragte wann die Insolvenz?
Die Hintergründe des Insolvenzantrags sind dubios. Wie die FAZ berichtet, habe schon vor „mindestens zehn Tagen“ ein Geschäftspartner mit Millionenforderungen Insolvenzantrag gegen Windreich beantragt. Nach einer Intervention von Willi Balz, der dem Gericht die Zahlungsfähigkeit Windreichs glaubhaft machen konnte, sei das Insolvenzverfahren jedoch nicht eröffnet worden. Dass Balz die Insolvenz schließlich selbst beantragte, ändert die juristische Sachlage. Schließlich sind dadurch die Chancen deutlich höher, dass das Gericht einer Sanierung in Eigenregie zustimmt, als wenn Dritte die Insolvenz auslösen. Offenbar hatte Balz geplant, Windreich selbst durch die Insolvenz zu führen. Dies ist jedoch am Widerstand potentieller Investoren und Geschäftspartner gescheitert, die auf einen Wechsel im Management drängten.
Der Zeitpunkt der Pleite kommt überraschend, da sich die finanzielle Lage bei Windreich zuletzt zu entspannen schien. Erst vor wenigen Wochen hatte sich Balz im Interview mit FINANCE wieder einmal sehr hoffnungsfroh geäußert. Er versprach baldige Cashzuflüsse aus großen Offshore-Projekten in der Nordsee und gab an, dass er „nie wieder einen Liquiditätsengpass erleben“ wolle. Sein privates finanzielles Engagement bei Windreich bezifferte Balz gegenüber FINANCE auf 250 Millionen Euro: „Egal, ob das Geld aus der linken oder der rechten Tasche kommt – die Hose habe ich an“, sagte der Unternehmer. Das ist jetzt vorbei.
Info
Alle Details zur Windreich-Story finden Sie in unserem ausführlichen Themendossier zu Windreich.