Newsletter

Abonnements

Active Ownership will den Stada-Aufsichtsrat umkrempeln

Bisher war noch unklar, was Active Ownership bei Stada vorhat. Jetzt hat der aktivistische Investor konkrete Schritte angekündigt.
Stada

Die aktivistische Investorengruppe Active Ownership, die kürzlich beim Pharmakonzern Stada eingestiegen ist, hat jetzt in den Angriffsmodus umgeschaltet: Die Investorengruppe rund um den ehemaligen Triton-Manager Florian Schuhbauer will auf der Hauptversammlung am 9. Juni die Neubesetzung von fünf Aufsichtsratspositionen vorschlagen.

Der Aktivist will den Aufsichtsrat ordentlich umkrempeln: Neben vier laut Ownership Capital unabhängigen Kandidaten soll mit Klaus Röhrig, Gründungspartner von Active Ownership Capital, ein Vertreter der aktivistischen Investorengruppe in den Aufsichtsrat gewählt werden. Bei den anderen Kandidaten handelt es sich vor allem um Spezialisten aus der Pharma- und Healthcare-Branche, die Erfahrung in den Bereichen Corporate Governance, Finanzen und Recht haben.

Konkret zur Wahl stehen sollen Julia Barth, Legal Counsel bei GE Healthcare, Norbert Klusen, ehemaliger CEO der Techniker Krankenkasse, Klaus-Joachim Krauth, ehemaliger CFO von Hexal und Athos, sowie Ulrich Wandschneider, ehemaliger CEO der Asklepios Kliniken und Leiter des Healthcare-Beratungsbereichs bei Arthur Anderson.

Active Ownership will veraltete Strukturen aufbrechen

Die Investorengruppe hält inzwischen über 5 Prozent der insgesamt 62,3 Millionen Stada-Aktien. Wie bereits kurz nach dem Einstieg aus Finanzkreisen verlautete, plant Active Ownership mit dem Einstieg, veraltete Strukturen aufzubrechen. Dazu passt die Neubesetzung des Aufsichtsrates. Denn gehen sollen vorwiegend Mitglieder, die mitunter seit über 20 Jahren im Aufsichtsrat sind, teilweise sogar seit über 30 Jahren. Die meisten sind Arzt oder Apotheker von Beruf, viele gehören mit Jahrgang 40 oder 50 bereits einer älteren Generation an.

Laut Active Ownership passen diese Mitglieder nicht mehr zum Geschäftsmodell von Stada: „Stada hat sich von einem in Deutschland tätigen Generikahersteller, dessen Kunden hauptsächlich aus deutschen Apotheken bestanden, zu einem global agierenden Pharmaunternehmen mit einer internationalen Kundschaft entwickelt, ohne dabei die Kompetenzen im Aufsichtsrat entsprechend anzupassen“, schreibt Active Ownership in einer Mitteilung. „Stada hat aus unserer Sicht großes Wertsteigerungspotential“, heißt es weiter.

Aktivistischer Investor könnte Übernahmen erleichtern

Und das ist noch nicht alles: Active Ownership schlägt zusätzlich vor, die vinkulierten Namensaktien in Namensaktien umzuklassifizieren. Die vinkulierte Namensaktie hat die Besonderheit, dass die Eigentumsübertragung von der Zustimmung der Aktiengesellschaft abhängig ist. Dadurch können Übernahmen besser verhindert werden. Active Ownership hält „die Beschränkung der Rechte der Aktionäre durch das Management weder für zeitgemäß noch für angemessen“, heißt es in der Stellungnahme. Mit der Umklassifizierung könnte der Investor den Weg für Übernahmen ebnen.

Stada war in den vergangenen Jahren immer wieder Übernahmeziel, doch alle Versuche scheiterten. Auch eine Zusammenarbeit mit Private-Equity-Investoren hatte Stada immer wieder abgelehnt.

Hauptversammlung am 9. Juni könnte Richtungswechsel andeuten

Stada-Chef Harmut Retzlaff steht bei manchen Aktionären auch wegen seiner hohen Vergütung und umfangreichen Pensionszusagen in der Kritik. Der Angriff von Active Ownership fällt daher auf fruchtbaren Boden: Die Aktionäre scheinen den Vorstoß zu begrüßen, die Aktie hat nach Veröffentlichung der Stellungnahme einen leichten Sprung nach oben gemacht.

Für CEO Retzlaff und CFO Helmut Kraft wird es bei der Hauptversammlung am 9. Juni um viel gehen. Wenn Active Ownership sich mit seinen Vorschlägen durchsetzt, könnte das nur der Anfang sein.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.