Lange hatte Adidas darauf verzichtet, sich ein externes Rating einzuholen. Nun ist es endlich soweit: Wie der Sportartikelhersteller heute bekanntgab, hat er sich erstmalig ein Rating der US-Agenturen Moody’s und S&P besorgt. Von Moody’s erhält der Dax-Konzern ein A2-Rating mit stabilem Ausblick. S&P vergibt ein A+ mit stabilem Ausblick.
Damit macht Adidas eine Ankündigung von Ende April wahr: Wie das Unternehmen damals auf Nachfrage von FINANCE bestätigte, arbeite man „aktuell auf den Erhalt eines externen Kreditratings hin.“ Bislang war Adidas eines der wenigen Dax-Unternehmen ohne ein Rating.

Adidas
Adidas zieht Finanzierungslehren aus Coronakrise
Adidas verzichtete auf externe Rating
Der üblicherweise cashflow-starke Sportartikelhersteller ist zwar kein Frequent Issuer am Anleihemarkt, zapfte den Kapitalmarkt allerdings in der Vergangenheit immer mal wieder an. Zuletzt nahmen die Herzogenauracher Ende 2018 eine eigenkapitalneutrale Wandelanleihe über 500 Millionen Euro auf. 2016 emittierte Adidas zwei Bonds über insgesamt 1 Milliarde Euro.
Auch ohne externe Bonitätseinschätzung konnte der Dax-Konzern dabei jeweils gute Konditionen erzielen. Wohl auch deshalb verzichtete die Finanzabteilung darauf, sich ein Rating einzuholen, das in der Regel mit einem hohen finanziellen und administrativen Aufwand verbunden ist.
Nicht geratete Emittenten haben es wegen Corona schwer
In der Coronakrise rächte sich dieses Vorgehen allerdings: Adidas litt stark unter den Folgen der Krise und musste heftige Cash-Abflüsse verkraften. Allerdings war der Fremdkapitalmarkt für ungeratete Unternehmen so gut wie zu. Das lag auch daran, dass die EZB, die in der Krise als wichtiger Investor für Anleihen und Commercial Paper einsprang, nur Papiere mit einem Investment-Grade-Rating zeichnet.
Adidas-CFO Harm Ohlmeyer sah sich daher gezwungen, KfW-Kredite über 3 Milliarden Euro zu beantragen, um Liquiditätsvorsorge zu treffen – ein Spielzug, den damals dem Vernehmen nach auch nicht alle beteiligten Banken guthießen.
Das externe Rating von Adidas erweitert nun die Finanzierungsoptionen für den Konzern – insbesondere in Krisenzeiten, wenn die Investoren noch kritischer auf die Bonität der Emittenten schauen. Auch der Modehersteller Hugo Boss hat daher in dieser Woche bekanntgeben, dass er ein externes Rating prüft. Das MDax-Unternehmen hatte sich ebenfalls KfW-Kredite gesichert.
FINANCE-Köpfe
Adidas erhält Investment-Grade-Rating
Das erste Rating für Adidas ist sehr positiv ausgefallen: Die Bewertungen beider US-Ratingagenturen rangieren mit A+ und A2 im soliden Investment-Grade-Bereich. S&P und Moody’s begründen die Einstufung mit Adidas‘ starkem Markenprofil, dem soliden Umsatzwachstum sowie der operativen Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Zwar wurde Adidas heftig von der Coronakrise getroffen, doch die Agenturen gehen davon aus, dass sich der Konzern ab 2021 schnell wieder erholen wird.
In das gute Rating zahlt auch die konservative Finanzierungspolitik von Adidas ein: Der Leverage des Dax-Konzerns liegt seit 2017 unter 1x Ebitda, so S&P. Die Coronakrise dürfte den Verschuldungsgrad zwar auf bis zu 1,7x Ebitda anheben, aber nicht langfristig auf diesem Niveau bleiben, schätzt die Ratingagentur. Moody’s stimmt dieser Argumentation zu, wenngleich die Agentur ein Anschwellen des Leverage auf bis zu 2x Ebitda prognostiziert. Doch auch Moody’s rechnet damit, dass Adidas seine Schulden schnell wieder zurückführen kann.
CFO Ohlmeyer ist erfreut über das Urteil von Moody’s und S&P: „Die Investment-Grade-Ratings sind eine klare Bestätigung. Adidas ist nun bestmöglich aufgestellt, um jederzeit Zugang zum Kapitalmarkt zu haben.“
Adidas schreibt rote Zahlen
Kurzfristig leidet Adidas jedoch unter der Krise, wie die Zahlen für das zweite Quartal zeigen, die Adidas ebenfalls heute veröffentlicht hat. Wie die Herzogenauracher bekanntgaben, sind die Umsatzerlöse in diesem Zeitraum um 35 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro eingebrochen. Allerdings hatten Analysten mit einem noch stärken Minus gerechnet. Den Verlust vor Steuern (Ebt) weist Adidas mit minus 364 Millionen Euro aus. Im zweiten Quartal 2019 stand dort noch ein Vorsteuergewinn von 618 Millionen Euro.
Die Quartalszahlen drücken auch auf das Halbjahresergebnis von Adidas: Die Umsatzerlöse im ersten Halbjahr sind um 27 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro zurückgegangen, unter dem Strich steht auch für das erste Halbjahr ein Verlust vor Steuern von 337 Millionen Euro. Im Vorjahr erzielte Adidas in diesem Zeitraum noch einen Vorsteuergewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro.
Allerdings rechnet der Konzern damit, dass die Talsohle durchschritten ist: „Nach allem, was wir heute wissen, wird sich die Erholung unseres Geschäfts im dritten Quartal fortsetzen", erklärte Adidas-Chef Kasper Rorsted.
olivia.harder[at]finance-magazin.de

Mehr über den Adidas-CFO erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Harm Ohlmeyer.