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Comdirect-Aktivist Petrus Advisers will mehr Geld von der Commerzbank

Zentrale der Commerzbank in Frankfurt: Bereitet man sich bereits auf Plan B vor?
Commerzbank

Gelingt der Commerzbank die Übernahme der Direktbank-Tochter Comdirect? Der aktivistische Investor Petrus Advisers macht die Sache zumindest noch einmal richtig spannend. Das Londoner Investmenthaus hat eigenen Aussagen zufolge seinen Anteil an Comdirect von 5,7 auf 7,5 Prozent erhöht und lehnt die bisherige Offerte weiterhin vehement ab. „Der angebotene Preis von 11,44 Euro pro Aktie liegt deutlich unter dem gegenwärtigen Aktienkurs der Bank und reflektiert den fairen Wert der Comdirect nicht“, ließ Petrus in einer Pressemitteilung wissen.

Seine Begründung: Laut dem Investor sollten die in den vergangenen zwei Jahren getätigten, hohen Investitionen der Comdirect in den kommenden Jahren zu einem „Quantensprung in der Profitabilität“ führen. Zudem wiesen die Briten nochmals auf die bereits von Bankenseite kommunizierten Synergieeffekte in Höhe von 150 Millionen Euro hin, welche der Commerzbank bei einem Zusammengehen zugutekämen.

Petrus Advisers auch bei Commerzbank beteiligt

Grundsätzlich unterstütze Petrus die gewählte Strategie der Commerzbank, allerdings stehe der gebotene Kaufpreis „in keinem Verhältnis zu den finanziellen Vorteilen, die für die Commerzbank im Falle einer Komplettübernahme entstehen“, hieß es weiter. Daher empfehle er allen Minderheitsaktionären, das Angebot nicht anzunehmen.

Gleichzeitig gab Petrus bekannt, auch an der Commerzbank beteiligt zu sein. Zur genauen Höhe wollte sich das Unternehmen auf FINANCE-Nachfrage nicht äußern, gab aber an, dass es sich bislang lediglich um ein kleines Investment handeln würde.

Ein Sprecher der Commerzbank wollte sich auf FINANCE-Anfrage weder zu den Aussagen des Investors, noch zu dem laufenden Prozess äußern. Die Bank hält 82,3 Prozent an der Comdirect und hat im Zuge des laufenden Übernahmeangebots ihren Anteil bisher auf lediglich 0,22 Prozent vergrößert. Das Übernahmeangebot gilt, wenn das Finanzinstitut nach Ende der Angebotsfrist am kommenden Freitag über die selbstgesetzte Anteilsschwelle von 90 Prozent kommt. Die übrigen Aktionäre sollen dann mit einer Barabfindung im Rahmen eines Squeeze-Outs aus dem Unternehmen gedrängt werden.

Petrus ist seit zwei Jahren an Comdirect dran

Zwar ist es bei Übernahmeofferten üblich, dass Anleger erst in den letzten Tagen ihre Papiere andienen, allerdings steht die Aktie derzeit bei 12,24 Euro, was deutlich attraktiver als das Angebot der Commerzbank ist. Ein höheres Angebot hat die zweitgrößte deutsche Privatbank bereits ausgeschlossen. Ihr Angebot entspricht einem Aufschlag von 25 Prozent auf den Schlusskurs der Aktie an dem Tag, bevor die Übernahme angekündigt wurde.

Bleibt Petrus hart oder überzeugt viele Aktionäre, dürfte es für die Commerzbank schwierig werden, die noch fehlenden 7,5 Prozent zu erwerben. Petrus beweist bei der Comdirect schon einen langen Atem: Seit mehr als zwei Jahren greift er die Direktbank immer wieder in offenen Briefen an und kritisiert mit teils scharfen Worten die seiner Meinung nach unzureichende Wachstums- und Innovationsgeschwindigkeit oder die angeblich ineffiziente Kosten- und IT-Struktur.

Commerzbank hat einen Plan B

Für die Commerzbank ist die Übernahme allerdings von hoher Bedeutung – sie ist ein wichtiger Bestandteil des Konzernumbaus, den die Bank Ende September vorgestellt hatte. Sollte sie am Ende tatsächlich unter der 90-Prozent-Hürde bleiben, hat das Frankfurter Geldhaus daher noch einen aufwendigeren Plan B in petto: Dieser sieht eine Zwangsfusion von Commerzbank und Comdirect vor. Hierfür müssen die Aktionäre beider Finanzinstitute mit jeweils einer Dreiviertel-Mehrheit für das Zusammengehen zustimmen. Statt Geld würden die übrig geblieben Comdirect-Aktionäre dann Commerzbank-Titel erhalten. Sollten streitbare Aktionäre die Beschlüsse anfechten, könnte sich der Fusionsprozess in die Länge ziehen.

Für das genaue Umtauschverhältnis selbst müssten externe Prüfer Wertgutachten erstellen, welche sowohl die jeweiligen Aktienkurse, als auch die zukünftige Erträge miteinbeziehen – der gesamte Prozess wäre also aufwendiger und risikoreicher. Anfang kommender Woche wird klar, ob Commerzbank-Chef Martin Zielke diese teurere Karte ausspielen muss.

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de
 

Info

Aktivisten wie Petrus Advisers treten auch in Deutschland immer selbstbewusster und aggressiver auf. Wen sie im Visier haben und wie sie vorgehen, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite aktivistische Investoren.