Der hochverschuldete Waffenhersteller Heckler & Koch erhält erneut eine Kapitalspritze: Ein namentlich nicht genannter Großaktionär werde ein Gesellschafterdarlehen über 50 Millionen Euro bereitstellen, teilte das Oberndorfer Unternehmen mit. Im August soll das Darlehen dann in Eigenkapital umgewandelt werden. Die dafür notwendige Kapitalerhöhung will sich Heckler & Koch Mitte August im Rahmen der Hauptversammlung genehmigen lassen.
Wer das frische Geld zuschießen wird, wollte das Unternehmen auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass es sich um den Investor Andreas Heeschen handelt. Der Mehrheitsaktionär hatte Heckler & Koch bereits 2015 mit einer Finanzspritze über 60 Millionen Euro ausgeholfen.
Heckler & Koch-CFO Wolfgang Hesse will Schulden drücken
Mit der erneuten Kapitalspritze rüstet sich CFO Wolfgang Hesse für die anstehende Umschuldung: Im Zuge der Kapitalerhöhung werde die Bruttoverschuldung auf 170 Millionen Euro sinken, teilte das Unternehmen mit. Abzüglich liquider Mittel beträgt die Nettoverschuldung rund 135 Millionen Euro. Selbst auf Basis des für 2016 ausgewiesenen „bereinigten“ Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 48 Millionen Euro entspräche die Verschuldung nach der Kapitalerhöhung aber immer noch einem Leverage von 2,8x.
Parallel zur Kapitalerhöhung bereitet der Waffenhersteller, der von der Ratingagentur Moody’s mit Caa1 tief im spekulativen Bereich gesehen wird, eine Anleiheemission vor: Im Mai 2018 läuft ein 2011 begebener High-Yield-Bond über ursprünglich 295 Millionen aus. Das Papier wird mit 9,5 Prozent verzinst.
Der enorm hohe Kupon erklärt sich aus dem Umstand, dass Heckler & Koch damals bereits schwer angeschlagen war, 2015 stand das Unternehmen sogar kurz vor der Pleite. Inzwischen sind nur noch 220 Millionen Euro des teuren Papiers ausstehend, nachdem Heckler & Koch einen Teil der Anleihen zurückgekauft hat.
Citi soll neue Anleihe für Heckler & Koch platzieren
Das frische Eigenkapital soll dabei helfen, bessere Konditionen für den neuen Bond zu erzielen. Die Chancen, das dies gelingt, stehen gut: Das Kapitalmarktumfeld ist deutlich besser als 2011, und auch das operative Geschäft von Heckler & Koch kam zuletzt wieder etwas auf die Beine. Nichtsdestotrotz gibt es für den Waffenhersteller immer wieder Ärger: Erst kürzlich hatte der Rüstungskonzern Orbital ATK die Deutschen verklagt. Die Amerikaner fordern 27 Millionen Euro Schadensersatz.
Die Ausgabe einer neuen Anleihe steht offenbar kurz bevor. Bereits im April hatte die Waffenschmiede die Kapitalmarktexperten der Citi mandatiert, den Deal vorzubereiten. Am 27. April begann CFO Hesse seine Roadshow mit einem Investorentreffen in London. Dafür, dass Heckler & Koch es mit der Transaktion eilig hat, spricht auch, dass man bei der jetzigen Transaktionen einen Umweg gewählt hat: Zunächst nimmt das Unternehmen ein Gesellschafterdarlehen auf, das erst im zweiten Schritt im August in Eigenkapital gewandelt wird.
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