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German Startups Group schockt den Kapitalmarkt

Drei Gewinnwarnungen in nur zwei Wochen: Kein guter Lauf für Christoph Gerlinger, den Chef der German Startups Group
German Startups Group

Mit der dritten Gewinnwarnung innerhalb von nur zwei Wochen hat die German Startups Group ihren Ruf am Kapitalmarkt schwer beschädigt. Nachdem die Hiobsbotschaft heute Morgen veröffentlicht wurde, stürzte die Aktie des Wachstumskapitalgebers deutlich ab und notierte um 1 Uhr bereits um 7 Prozent tiefer bei 2,10 Euro ab. Damit näherte sich die Aktie wieder ihrem historischen Tiefstand, den das Papier vor einer Woche kurz nach der zweiten Gewinnwarnung erreicht hatte.

Der Mitteilung vom heutigen Montag zufolge rechnet die German Startups Group für das abgelaufene Geschäftsjahr nun mit einem Nachsteuerverlust von 10 Cent je Aktie, was insgesamt etwas mehr als 1 Million Euro entspricht. Damit kassiert Unternehmenschef Christoph Gerlinger jene Guidance ein, die er erst am 31. Dezember aufgestellt hatte . Am Silverstertag rechnete er noch mit einem Gewinn von 20 Cent je Aktie.

Einen ersten Warnschuss hatten die Investoren zuvor schon kurz vor Weihnachten erhalten, am 22. Dezember: Damals hielt Gerlinger zwar noch an der ursprünglichen Gewinnerwartung von 30 Cent je Aktie fest, allerdings nur unter Vorbehalt: Er teilte mit, dass bei einer wichtigen Beteiligung ein hoher Wertverlust eingetreten sei, der nur durch Höherbewertungen anderer Portfoliounternehmen noch ausgeglichen werden könnte. Diese Hoffnung hat sich binnen weniger Tage zerschlagen.

German Startups Group schweigt zu genauen Hintergründen

Das Stakkato an Gewinnwarnungen hat mehrere Gründe: Zum einen zeichnet sich nun auch bei zwei weiteren wichtigen Beteiligungen ein Wertverlust ab, der die Investmentfirma zu Abschreibungen zwingt. Welche Unternehmen konkret die Auslöser der Schwierigkeiten sind, gibt die German Startups Group nicht bekannt. Zudem erhöhen sich bilanzielle Sonderlasten für die Abwertung abgegrenzter Eigenkapitalbeschaffungskosten. Am 22. Dezember war davon noch keine Rede, am 31. Dezember warnte Gerlinger die Investoren vor einer Gewinnbelastungen von 5 Cent je Aktie. Inzwischen erwartet er eine Sonderbelastung von 10 Cent je Aktie.

Hintergrund ist laut Gerlinger, dass Aufwendungen für eine geplante Kapitalerhöhung nun nachträglich in der GuV erfasst werden müssen, weil die Transaktion auf sich warten lässt. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die von Gerlinger noch kurz vor Weihnachten in Aussicht gestellten Aufwertungen anderer Beteiligungen auf sich warten lassen.

Die German Startups Group ist ein Frühphaseninvestor und bezeichnet sich selbst als einen der aktivsten Player in der deutschen Gründerszene. Die Berliner sind nach eigenen Angaben an über 25 Start-ups beteiligt, darunter so bekannte Namen wie der Online-Brillenhändler Mister Spex, der Lieferdienst Delivery Hero, der Musikdienst Soundcloud und die Fintechs CRX Markets und Scalable Capital.

Von der Finanzkraft her ist die German Startups Groups allerdings ein vergleichsweise kleiner Fisch. Die Summe aller Finanzanlagen betrug zum jüngsten Bilanzstichtag (30. Juni 2016) knapp 24 Millionen Euro. An den meisten Unternehmen sind die Berliner nur mit sehr geringen Anteilen beteiligt. Der große Branchennachbar Rocket Internet setzt hingegen auf Kontrollbeteiligungen sowie große Minderheitsbeteiligungen und kommt so auf eine Marktkapitalisierung von über 3 Milliarden Euro – mehr als einhundertmal so viel wie die German Startups Group. So sind beispielweise beide VC-Häuser an Delivery Hero beteiligt – Rocket Internet mit fast 40 Prozent, die German Startups Group mit 0,06 Prozent.  

CEO Gerlingers Aussicht auf frische Investorengelder schwindet

Die Fülle an Gewinnwarnungen könnte mittelfristig auch negative Folgen für die Finanzkraft der German Startups Group haben. Die Entscheidung, ungeachtet der schwachen Investorennachfrage eine Notierungsaufnahme an der Börse zu wagen, hatte CEO Gerlinger im Herbst 2015 mit der Etablierung des Kapitalmarktzugangs begründet. Mit einer guten Performance wollte er den Wert und die Liquidität der Aktie erhöhen, um dann in einem zweiten Schritt über Kapitalerhöhungen neue Investorengelder ins Unternehmen zu holen.

Das dürfte nun schwieriger geworden zu sein, zumal die bereits engagierten Investoren seit dem Börsengang wenig Freude mit dem Papier hatten. Nach dem IPO im November 2015 bei 2,50 Euro konnte der Kurs nur kurzzeitig zulegen, bevor sich ein steiler Abwärtstrend etablierte. Am späten Montagvormittag lag die Aktie fast 20 Prozent unter ihrem Einstandspreis.

Kurz vor Weihnachten wurde zudem bekannt, dass Chief Investment Officer Nikolas Samios aus der Geschäftsführung ausgeschieden ist und nur noch als Berater der German Startups Group fungiert. Dass daneben nun gleich drei Gewinnwarnungen binnen weniger Tage bekannt wurden, dürfte das Vertrauen in das Unternehmen und sein Management weiter verringert haben.

Schwache Kassenlage: CEO Gerlinger setzt auf Exits im Jahr 2017

Gerlinger räumt gegenüber FINANCE ein, dass sich die Liquiditätsausstattung im Jahresverlauf verschlechtert hat. Zum Halbjahr lagen nur 1,2 Millionen Euro Cash in der Kasse, und von einer 8 Millionen Euro großen Kreditlinie hat die German Startups Group laut Gerlinger schon 6,5 Millionen Euro gezogen. „Der Grund dafür ist, dass Exits, die wir für 2016 erwartet hatten, noch nicht stattgefunden haben und wir keine Kapitalerhöhung durchgeführt haben“, erklärt der CEO.

Er hofft jetzt auf das neue Jahr: „2017 wird einiges passieren“, kündigt Gerlinger an. Mit künftigen Exit-Erlösen plant er auch, die aufgenommenen Kredite wieder zurückzuführen. Trotz der derzeit schwierigen Lage hält der Vorstandschef die German Startups Group aber nach wie vor – „zumindest in einem gewissen Rahmen“, wie er FINANCE sagte – zu weiteren Investments fähig. Als Beispiel nannte er anstehende Finanzierungsrunden bei bestehenden Portfoliounternehmen. Eine Kapitalerhöhung, die die Kassen wieder füllen könnte, bezeichnete Gerlinger gegenüber FINANCE unter Verweis auf das aktuelle Kursniveau hingegen als „derzeit nicht attraktiv“.