Der chinesische Mischkonzern HNA treibt den Börsengang der Schweizer Bordverpflegungsfirma Gategroup voran. Wie die Unternehmen nun bekanntgegeben haben, liegt die angepeilte Preisspanne bei 16 bis 21 Franken je Aktie, damit wäre Gategroup 2,1 bis 2,6 Milliarden Franken (1,8 bis 2,2 Milliarden Euro) wert.
Über eine Kapitalerhöhung sollen der Gategroup noch 350 Millionen Schweizer Franken zufließen. Das Geld will Gategroup unter anderem für den Erwerb der restlichen Anteile am Konkurrenten Servair von Air France nutzen. Inklusive Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) soll der Börsengang HNA bis zu 1,3 Milliarden Schweizer Franken in die Kasse spülen.
Nach der Transaktion dürfte HNA nur noch ein Drittel der Gategroup halten, die zu den größten Flugzeug-Caterern der Welt zählt. Der Handelsstart an der Schweizer Börse Six ist für den 27. März geplant. Der Gang aufs Parkett von Gategroup wäre der bislang größte Börsengang des Jahres in der Schweiz. Gategroup erzielte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 4,6 Milliarden Franken einen Gewinn von 85,2 Millionen Franken und beschäftigt weltweit rund 43.000 Mitarbeiter.
S&P stuft HNA-Rating auf CCC+ herab
Der Gategroup-IPO fügt sich in eine Kette von Transaktionen ein, mit denen die HNA Group ihren drohenden Liquiditätsengpass überbrücken will. Nach einer milliardenschweren Einkaufstour rund um den Erdball sind die Chinesen – seit etwa einem Jahr auch Großaktionär der Deutschen Bank – hoch verschuldet. S&P hat das HNA-Rating unlängst auf CCC+ herabgestuft.
Vor wenigen Tagen erst trennte sich der Mischkonzern von seiner Beteiligung an dem US-Unternehmen Park Hotels & Resorts. Reuters zufolge soll HNA auch die milliardenschwere Abspaltung des Schweizer Flugzeugabfertigers Swissport vorbereiten. Zudem versilberte HNA zahlreiche Immobilien und Grundstücke, unter anderem in Hongkong.
HNA hatte die Gategroup erst Ende 2016 übernommen und im Frühjahr 2017 von der Schweizer Börse genommen. Der Kaufpreis belief sich damals auf 1,4 Milliarden Franken. Obwohl man den IPO der Gategroup als Notverkauf bezeichnen kann, winkt den Chinesen damit ein Gewinn.
Geht der Börsengang wie geplant über die Bühne, würde ein Großteil des ursprünglich eingesetzten Geldes wieder an HNA zurückfließen. Der verbleibende Anteil wäre dann zwischen 600 und 900 Millionen Franken wert. Stoßen die Chinesen die Restanteile auf diesem Niveau ab, hätten sie mit dem Gategroup-Investment eine Rendite von rund 50 Prozent eingefahren.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.