Das Telekommunikationsunternehmen Freenet löst seinen im April fällig werdenden High-Yield-Bond durch einen Schuldschein ab. 560 Millionen Euro hat das Unternehmen durch das Instrument eingesammelt – 160 Millionen mehr, als für die Anleihe zurückgezahlt werden müssen. Mit der Differenz will das Unternehmen sowohl aus eigener Kraft als auch durch Zukäufe wachsen, heißt es in einer Pflichtmitteilung.
Platziert wurde der Schuldschein durch die BayernLB, die Commerzbank, die LBBW und die UniCredit Bank. Die Auszahlung erfolgt am 3. März, rund eineinhalb Monate bevor der Bond fällig wird.
Freenet spart sich durch Schuldschein jährlich 6 Prozent Zinsen
Die 560 Millionen Euro teilen sich auf in fünf Tranchen, von denen drei fix und zwei variabel verzinst werden. Die erste Tranche über 264 Millionen Euro läuft fünf Jahre und hat einen festen Kupon von 1,03 Prozent. Die zweite Tranche wird bei gleicher Laufzeit und einem Volumen von 179 Millionen Euro variabel verzinst. Freenet kalkuliert für die ersten sechs Monate mit 1 Prozent.
Die dritte Tranche ist 78,5 Millionen Euro schwer und läuft sieben Jahre, bei einer fixen Verzinsung von 1,45 Prozent. Die vierte Tranche über 15 Millionen Euro läuft ebenfalls sieben Jahre, ist aber wieder variabel verzinst, mit geschätzten 1,20 Prozent für das erste halbe Jahr.
Den Abschluss bildet die fünfte Tranche. Über sie sichert sich CFO Joachim Preisig weitere 23,5 Millionen Euro, für die er über zehn Jahre fix 1,95 Prozent bezahlen muss. Der durchschnittliche Zinssatz für die genannten Laufzeiten beträgt laut Unternehmensangaben damit 1,12 Prozent, könnte sich jedoch erhöhen, sollten die Kapitalmarktzinsen wieder steigen. Zum Vergleich: Für den High-Yield-Bond, der jetzt abgelöst wird, musste Freenet jährlich 7,125 Prozent berappen.
Das hohe Volumen des Schuldscheins hat am Markt Spekulationen über eine unmittelbare bevorstehende M&A-Akquisition ausgelöst, zumal Freenet auch noch völlig überraschend für den 3. März kurzfristig zu einem Kapitalmarkttag eingeladen hat. Die finanzielle Feuerkraft für einen Zukauf schätzt die Berenberg Bank auf 150 bis 300 Millionen Euro, sofern das Management den bislang moderaten Leverage von rund 1x Ebitda beibehalten will.
Freenet und Kion kehren High-Yield-Bonds den Rücken
Freenet ist nicht der erste High-Yield-Emittent, der das Niedrigzinsumfeld nutzt und seine Anleihe durch eine Banken- oder Schuldscheinfinanzierung ablöst. Vor wenigen Wochen tilgte der Gabelstablerhersteller Kion seinen 450 Millionen Euro schweren Bond durch einen Konsortialkredit über 1,5 Milliarden Euro aus.
Der Schuldscheinmarkt ist hierzulande im Aufwind. Im Oktober vergangenen Jahres begab der Autozulieferer Mann+Hummel einen Mega-Schuldschein über 1,1 Milliarden Euro, wodurch sich CFO Emese Weissenbacher und ihr Vorgänger Frank Jehle gleich auf Platz Drei der größten Emissionen aller Zeiten vorschoben. Ganz oben vom Treppchen grüßt weiterhin ZF Friedrichshafen mit einem 2,2 Milliarden Euro schweren Schuldschein.
Info
Der Schuldschein ist das Finanzinstrument der Stunde. Zwischen Kredit und Anleihe angesiedelt, erfreut er sich bei kleinen und großen Unternehmen großer Beliebtheit. Woran das liegt und warum ihn sowohl CFOs als auch Investoren schätzen, zeigen eine FINANCE-Studie sowie unsere Themenseite Schuldschein.