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Schuldscheinmarkt bleibt ein Schatten seiner selbst

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Die Porsche SE sorgte für eines der wenigen Highlights am Schuldscheinmarkt 2025. Foto: piter2121 – stock.adobe.com
Die Porsche SE sorgte für eines der wenigen Highlights am Schuldscheinmarkt 2025. Foto: piter2121 – stock.adobe.com

Am Schuldscheinmarkt wurden im ersten Halbjahr nur rund 7 Milliarden Euro platziert. Damit liegt das Volumen fast ein Viertel unter dem ersten Halbjahr des Vorjahres. Deutlich rückläufig war auch die Anzahl der Deals: Diese summierten sich im ersten Halbjahr auf 30, im Vorjahreszeitraum waren es noch 47 gewesen. Dies geht aus dem neuen FINANCE-Schuldschein-Update hervor, das das Datenanalysehaus LSEG exklusiv für FINANCE aufbereitet.

Auch im langfristigen Vergleich fallen die ersten sechs Monate des laufenden Jahres ab. So gab es in den vergangenen zehn Jahren lediglich ein erstes Halbjahr (2021), in dem das Volumen noch etwas niedriger ausfiel (6,8 Milliarden Euro).

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Anzeichen einer Belebung am Schuldscheinmarkt

Immerhin: Gegenüber dem äußerst schwachen Auftaktquartal gab es Marktexperten zuletzt vorsichtige Anzeichen einer Belebung. „Der Schuldscheinmarkt hat im zweiten Quartal 2025 ein Comeback hingelegt“, sagt Barbara Ambrus, Senior Analystin von der LBBW. Laut Angaben der Landesbank lag das platzierte Volumen im zweiten Quartal bei 5,4 Milliarden Euro, was in etwa einer Verdoppelung gegenüber dem Vorquartal entspreche.

Klaus Pahle, Head of Schuldschein-Syndicate der ING in Deutschland, sieht einen Hauptgrund für das etwas aktivere zweite Quartal in den geopolitischen Entwicklungen: „Es ging zwar auch im zweiten Quartal volatil zu, aber in manchen Bereichen hat sich der Nebel doch gelichtet.“ Dies gelte vor allem mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und deren Unternehmen als größte Emittentengruppe im Schuldscheinmarkt.

Anleihemarkt bleibt starke Konkurrenz

Weniger hilfreich ist hingegen die bereits seit längerem zu beobachtende relative Attraktivität des Anleihemarktes. „Vor allem Unternehmen mit sehr guter Bonität können sich am Bondmarkt aktuell zu extrem günstigen Konditionen refinanzieren“, erklärt ING-Banker Pahle. Im Rekordjahr 2022 war das noch ganz anders: Damals zapften nicht zuletzt viele Dax-Konzerne den Schuldscheinmarkt an, da sich der Anleihemarkt als schwierig erwies. Diese Impulse fehlen heute.

Auch der Immobiliensektor, der bis 2022 sehr aktiv am Schuldscheinmarkt war, ist inzwischen ein seltener Gast: „Die Zinswende hat viele Geschäftsmodelle unter Druck gesetzt und Banken sind als Schuldscheingläubiger sehr selektiv unterwegs“, so Pahle.

Experten: Schuldscheinmarkt 2025 auf Vorjahresniveau

Dennoch glauben sowohl Ambrus als auch Pahle, dass sich die Aufholjagd in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird: „Wir erwarten für das Gesamtjahr 2025 eine vergleichbare Entwicklung zu 2024. Neuvolumen und Transaktionszahl dürften sich also seitwärts entwickeln“, so Ambrus.

Wenn es gut läuft, könnte der Markt laut Pahle sogar um etwa 10 Prozent wachsen: „Wir sind positiv gestimmt. Die Pipeline ist gut gefüllt, auch weil noch einige Schuldscheine aus volumenstarken Jahrgängen refinanziert werden müssen.“

Stützend wirke zudem die anhaltend hohe Anzahl an Debütanten, darunter im Mai der Optikerfilialist Fielmann: „Wir haben im ersten Halbjahr neben deutschen auch etliche neue Emittenten aus dem europäischen Ausland gesehen, was ein gutes Signal für die langfristige Attraktivität des Marktes ist“, betont Pahle.

Grüne Schuldscheine verlieren an Bedeutung

Abgenommen hat hingegen der Anteil grüner Schuldscheine. Laut LBBW gab es im ersten Halbjahr nur zwei Schuldscheine mit ESG-Links zu verzeichnen. „Aufgrund der strengeren Anforderungen der CSRD sind die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen qualitativ immer besser geworden. Dies macht den dezidierten Einbau eines Nachhaltigkeitslinks in die Schuldschein-Dokumentation oftmals weniger dringend“, sagt Ambrus.

Der bislang größte Deal im laufenden Jahr, der aufgrund seiner Nähe zum Stichtag 30. Juni allerdings noch keine Berücksichtigung in den LSEG-Daten findet, stammt von der Porsche Automobil Holding SE: Das Unternehmen, über das die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile an Volkswagen und Porsche verwalten, sammelte Ende Juni 1,5 Milliarden Euro ein. Knapp dahinter folgt der Discounter-Riese Lidl, der einen Schuldschein im Volumen von 1,3 Milliarden Euro platzierte.

Bookrunners: DZ Bank schiebt sich hinter LBBW

Bei den Bookrunners im Schuldscheinmarkt gibt weiter die LBBW den Ton an. Mit einem Marktanteil von 21,3 Prozent führt sie das Ranking im ersten Halbjahr 2025 deutlich an. Auf Rang 2 folgt die DZ Bank, die es auf 13,3 Prozent bringt und sich damit um gleich vier Positionen nach vorne schiebt.

Zwei beziehungsweise drei Plätze gut machen konnten die BayernLB und BNP Paribas. Commerzbank, Helaba und Unicredit haben dagegen jeweils Marktanteile verloren. Auffallend ist zudem, dass es Deutsche Bank, HSBC und SEB diesmal nicht in die Top 10 geschafft haben. Neu vertreten sind dafür die österreichische Erste Bank, Banco Sabadell aus Spanien sowie die niederländische ING.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.