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Finanznöte: Uniper ruft Staat um Hilfe

Der Energiekonzern Uniper leidet unter den geringen Gaslieferungen aus Russland und ruft die Bundesregierung zur Hilfe. Foto: Björn Wylezich - stock.adobe.com
Der Energiekonzern Uniper leidet unter den geringen Gaslieferungen aus Russland und ruft die Bundesregierung zur Hilfe. Foto: Björn Wylezich - stock.adobe.com

Uniper hat massive Probleme: Das Energieunternehmen hat seine Ergebnisprognose kassiert und erwartet einen weit unter den Vorjahreswerten liegenden Halbjahresüberschuss. Im ersten Halbjahr 2021 betrug der Überschuss noch 485 Millionen Euro. Doch die Krise geht noch viel tiefer: Es ist keine normale Gewinnwarnung, Uniper steht das Wasser offenbar bis zum Hals.

Uniper will Sicherheitsleistungen vom Staat

Grund dafür ist die deutliche Kappung der Gaslieferungen aus Russland. Aktuell erhält Uniper lediglich 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmenge. Damit geht dem Energieunternehmen nicht nur das Gas, sondern auch das Geld aus, denn Uniper muss am Spotmarkt Ersatz beschaffen, um seine Lieferverpflichtungen einhalten zu können. Dort sind die Gaspreise aber explodiert, und solange der Bund nicht offiziell eine „Gasmangellage“ ausruft, kann Uniper die höheren Bezugspreise nicht an die Kunden weitergeben.

Um in dieser brenzligen Lage liquide zu bleiben, ruft der Gashändler mit Sitz in Düsseldorf nun den deutschen Staat um Hilfe. Konkret erhofft sich Uniper „Garantie- und Sicherheitsleistungen“ von der Bundesregierung. Doch es geht auch um echte Finanzspritzen. Nach eigenen Angaben spricht Uniper mit Berlin gerade über eine „Reihe von Instrumenten“. Unter anderem stünden eine „Erhöhung der aktuellen, noch nicht gezogenen KfW-Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital“ im Raum, teilte das Unternehmen mit.

Uniper leider unter Ukrainekrieg

Bereits zum Jahreswechsel hatte Uniper die angesprochene Kreditlinie mit der Förderbank KfW arrangiert, diese allerdings noch nicht vollständig gezogen. Die Kreditfazilität umfasst 2 Milliarden Euro. Zusätzlich hatte sich Uniper eine Kreditlinie über 8 Milliarden Euro bei der finnischen Muttergesellschaft Fortum  gesichert.

Durch den jetzigen Hilferuf Richtung Berlin wird klar, dass die bisherigen Vorkehrungen vor dem Hintergrund der weiteren Zuspitzung am Gasmarkt nicht ausreichen. Beim ersten Hilfspaket ging es darum, Uniper zu ermöglichen, auch in einem Umfeld stark steigender Gaspreise seinen Cash-Hinterlegungspflichten im Energiehandel nachkommen zu können.

Nun aber wird Europas größtem Abnehmer von russischem Gas die Abhängigkeit von Gazprom zum Verhängnis. Die Gasmengen, die Gazprom zu wenig liefert, muss Uniper zu dramatisch hohen Preisen an anderer Stelle einkaufen.

Der Energiekonzern leidet noch an anderer Stelle unter dem Ukraine-Krieg: So ist Uniper stark vom Aus der Gaspipeline Nord Stream 2 betroffen. Uniper muss ein Darlehen an die Betreibergesellschaft der Ostsee-Pipeline in Höhe von 987 Millionen Euro abschreiben. Dadurch entgehen dem Konzern auch Zinserträge von 100 Millionen Euro pro Jahr.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de