Im Firmenkundengeschäft der Banken erwartet das Beratungsunternehmen ZEB für die kommenden Jahre nur ein moderates Wachstum. Das ist ein Ergebnis aus der 11. Firmenkundenstudie des auf die Finanzbranche spezialisierten Hauses, die FINANCE exklusiv vorliegt. Bis 2030 rechnet ZEB mit einem Wachstum des Firmenkundengeschäfts um jährlich 3 Prozent, für 2025 allerdings noch mit einem Rückgang um rund 2 Prozent.
Ein Grund dafür ist, dass die Banken aktuell bei der Kreditvergabe die Zügel straffen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Geldhäuser striktere Vorgaben machen, weil das Risiko von Ausfällen steige und ihre eigene Risikotoleranz geringer sei. Gerade unter kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) mit einem Umsatz von bis zu 50 Millionen Euro weist die Untersuchung einen Anteil von über 30 Prozent aus, der die derzeitige Kreditvergabe der Banken als „restriktiv“ bewertet. Das ist erheblich mehr als etwa vor der Corona-Pandemie. Damals lag der Anteil zeitweise unter 10 Prozent.
Kreditvolumen wird moderat wachsen

Für die kommenden Jahre geht ZEB-Partner Bernd Liesenkötter bei Krediten im Firmenkundengeschäft lediglich von einem moderaten Anstieg des Volumens aus, weil sich angesichts globaler wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten, darunter dem Zick-Zack-Kurs der US-Administration bei Zöllen, viele Unternehmen bei Investitionen zurückhalten. Auch bei den Margen im Kreditgeschäft erwartet er wenig Bewegung.
Besonders hart dürfte aus Liesenkötters Sicht der Wettbewerb um nachhaltige Finanzierungen werden. Die Studie geht für 2030 von einem Neugeschäft bei Investitionsfinanzierung in Höhe von grob 850 Milliarden Euro aus. Davon würden rund 90 Milliarden oder 11 Prozent auf grüne Finanzierungen entfallen.
Banken planen mit hohem Anteil grüner Finanzierungen
Hinter den Ambitionen einiger Geldhäuser bleibe dieser Anteil deutlich zurück, hebt der ZEB-Berater hervor. Bereits für 2027 habe sich die Unicredit-Tochter HVB ein Ziel von 15 Prozent an nachhaltigem Neugeschäft gesteckt, die Sparkassen gar ein Ziel von 20 Prozent; die Commerzbank strebe seit 2025 einen Anteil von 10 Prozent an grünen Finanzierungen an. Einige Banken wollen also mehr Geschäft in diesem Segment machen, als die Prognose für den Gesamtmarkt aktuell hergibt.
Info
Die Firmenkundenstudie des Beratungsunternehmens ZEB legt den Fokus auf das Bankgeschäft kleiner und mittelständischer Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 500 Millionen Euro. An der elften Untersuchung vom September 2025 nahmen rund 400 Unternehmen und 100 Banken teil.
Die Zusammenarbeit mit ihren Banken bewerten die Unternehmen in der Studie meist als gut. So gaben von den größeren mittelständischen Unternehmen 85 Prozent an, sie hätten im Sommer 2025 positive Kundenerfahrungen bei der Deutschen Bank gemacht, bei der Commerzbank waren es 79 Prozent. Allerdings wünschen sich 57 Prozent sämtlicher Betriebe mehr digitale Dienstleistungen.
Externer Inhalt von Datawrapper
Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen.
Über den richtigen Weg in der Digitalisierung herrschen zwischen Banken und Betrieben jedoch ganz unterschiedliche, ja diametrale Ansichten. Gerade bei den Unternehmenskunden, in der Studie definiert als größere Mittelständler mit einem Umsatz von mehr als 25 Millionen Euro, tut sich eine enorme Diskrepanz auf: Unter ihnen ziehen 39 Prozent ein gemischtes Modell aus digitaler und persönlicher Betreuung vor, für 33 Prozent ist ein persönlicher Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin das bevorzugte Betreuungsmodell, und bereits 28 Prozent von ihnen genügt eine rein digitale Betreuung.
Banken setzen auf persönliche Beratung
Ganz anders die Sicht der Banken: Für 85 Prozent von ihnen steht die persönliche Betreuung von Unternehmenskunden im Vordergrund. Nur 15 Prozent halten ein hybrides Modell für angebracht. Allerdings: Die Neigung zur persönlichen Beratung hängt vom Umsatz ab, den Banken mit einem Unternehmen verbinden. Je geringer dieser ist, umso weniger sind sie bereit, persönliche Betreuung zu stellen.
Gerade größere Mittelständler sehen zudem ein erhebliches Potential im Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Bei einfachen Serviceanfragen und in der Kundenberatung sind es bereits mehr als 50 Prozent der Unternehmenskunden, und selbst bei komplexeren Vorhaben sind zwei von fünf Betrieben dafür offen: 38 Prozent können sich einen Einsatz in der Transaktionsberatung vorstellen, 42 Prozent in Kreditprozessen. Dahinter bleiben die Zahlen bei den Banken noch zurück.
Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.
