Der kriselnde Immobilienentwickler Corestate hat die Restrukturierung nach langem Bemühen abgeschlossen. Bei dem nun finalisierten Rettungspaket handelt es sich um ein Alternativkonzept, das im Mai dieses Jahres nach längerem Ringen zwischen Anleihegläubigern, Aktionären und Vorstand vorgestellt wurde. Das Konzept konnte umgesetzt werden, obwohl kein geprüfter Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022 vorliegt.
Corestate reduziert Verbindlichkeiten
Das Restrukturierungspaket umfasst einen Forderungsverzicht der Anleihegläubiger, eine neue Finanzierung und einen Debt-to-Equity-Swap mit Folgen für die Eigentümerstruktur. Zum einen hat Corestate die Nominalbeträge zweier Anleihen aus den Jahren 2017 und 2018 um 78 Prozent reduziert von 300 Millionen und 200 Millionen Euro auf jeweils 100 Millionen Euro. Zusätzlich wurden die Laufzeiten beider Bonds bis Ende 2026 verlängert – beide Anleihen waren ursprünglich im April 2023 fällig.
Zum anderen wurde eine bestehende Brückenfinanzierung inklusive Zinsen durch eine neue Schuldverschreibung in Höhe von 37 Millionen Euro abgelöst, die bis Ende 2026 läuft. Durch diese Schritte belaufen sich die Finanzverbindlichkeiten aus Anleihen nun auf 143 Millionen Euro, was eine deutliche Reduzierung gegenüber den vorherigen 535 Millionen Euro darstellt.
Corestate mit Debt-to-Equity-Swap
Zudem wurde ein Debt-to-Equity-Swap durchgeführt. Nach einem Kapitalschnitt wurde das Kapital der Gesellschaft durch Ausgabe von 132 Millionen Aktien erhöht. Insgesamt stieg die Anzahl der Corestate-Aktien von 34,2 Millionen auf rund 166,2 Millionen. Von den neuen Aktien gingen 113,5 Millionen an die Inhaber der Schuldverschreibungen – damit übernehmen die Anleihegläubiger die Kontrolle bei Corestate.
Dadurch haben sich die Eigentümerverhältnisse geändert. Sechs institutionelle Investoren und Hedgefonds halten nun jeweils Aktienpakete in Höhe von rund 10 Prozent. Die neuen Investoren sind Corbin ERISA Opportunity Fund, Nut Tree Master Fund, Indaba Capital Fund, WGRE Corporation, Weiss Asset Management und Pacific Investment Management. Corestate Capital Advisors ist nun im Besitz von 11,11 Prozent der Aktien. Der Investor Invivo Capital hat seine Beteiligung von 9,36 auf 1,93 Prozent reduziert.
„Die neuen, langfristig ausgerichteten Großaktionäre, die mit der Kapitalerhöhung gewonnen werden konnten, tragen die strategische Neuausrichtung der Gruppe voll mit und gewährleisten für diese Unternehmensphase Stabilität und breite Unterstützung für das Management“, heißt es vonseiten des Unternehmens.
Abschlussprüfer gesucht
Zudem beinhaltet die Restrukturierung eine Besonderheit: Ein Teil der verbleibenden 18,5 Millionen neuen Aktien sind die Basis für ein Management-Incentive-Programm, im Rahmen dessen das Management mit 10 Prozent künftig am Unternehmen beteiligt sein wird.
Knackpunkt ist immer noch die Abschlussprüfung: Die neuen Aktien sollen bald zum Handel zugelassen werden, was von der Bestellung eines Abschlussprüfers abhänge, teilte das Unternehmen mit. Bislang war Corestate vergeblich auf der Suche, die erfolgreiche Restrukturierung könnte hier helfen. Insgesamt sei durch die Restrukturierung eine deutlich positive Eigenkapitalbasis „im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ erreicht worden, teilte das Unternehmen mit.
Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.
