Mit Transfergesellschaften günstiger Personal abbauen

Während einer Restrukturierung ist bei Unternehmen Sparkurs angesagt. Um die Kosten zu reduzieren, setzt das Management dabei häufig bei den Mitarbeitern an und baut Personal ab. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Unternehmen das finanziell angehen können. Ein Beispiel ist Alno, der Küchenmöbelhersteller musste 2021 erneut Insolvenz anmelden. Die Verhandlungen mit potentiellen Investoren liefen zunächst eher schleppend – die Einstellung des Geschäftsbetriebes stand bevor, Mitarbeitern drohte die Kündigung. Ein Investor stellte die Forderung: Er würde Alno nur übernehmen, wenn innerhalb von zehn Tagen 95 Prozent der Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft wechseln würden, erklärt Christian Summa, Geschäftsführer & Partner von der Beratungsgesellschaft V. Rundstedt, die damals mit Alno zusammengearbeitet hat. Am bisherigen Geschäftsbetrieb und den dazugehörigen Mitarbeitern hätte der Investor kein Interesse gehabt. Alno zählte damals rund 200 Mitarbeiter. Betriebsbedingte Kündigung vs. Transfergesellschaft Betriebsbedingte Kündigungen seien damals für Alno und den Investor nicht infrage gekommen – denn laut Summa ist eine Transfergesellschaft häufig günstiger und hat mehr Vorteile für Unternehmen und Mitarbeiter. Immer wieder beobachtet Summa, dass Investoren, Gläubiger oder Insolvenzverwalter auch auf solch eine Lösung drängen. Die Vorteile für Unternehmen: Bei einer betriebsbedingten Kündigung müsste der Arbeitgeber die Gehälter und Löhne während der Kündigungsfrist weiterzahlen, in der Regel beträgt diese zwischen drei bis sechs Monate. Zusätzlich könnten noch Abfindungszahlungen dazukommen, Kündigungsschutzklagen sind ebenfalls nicht ausgeschlossen, was den Kündigungsprozess nicht nur weiter in die Länge ziehe, sondern auch teurer machen könnte. „Mittels einer Transfergesellschaft kann im Gegenzug der gleiche Personalabbau rechtssicher, nahezu kostenneutral, sozialverträglich und im gewünschten Zeitraum umgesetzt werden“, so Summa. Wenn sich das Unternehmen beziehungsweise der Investor entscheidet, mit einer Transfergesellschaft zu arbeiten, gründet – in diesem Fall V. Rundstedt – solch eine Gesellschaft. Den Mitarbeitern werde ein neuer befristeter Vertrag angeboten und, wenn sie den Vertrag annehmen, können sie sofort zur Transfergesellschaft wechseln. „Der Vertrag ist ein rechtwirksames Konstrukt und nicht mehr anfechtbar“, erklärt Summa. Mitarbeiter könnten den sogenannten dreiseitigen Vertrag auch ablehnen, dann müssten sie in der Regel mit einer betriebsbedingten Kündigung rechnen. Unternehmen können mehr einsparen In der Transfergesellschaft sind die Mitarbeiter in der Regel doppelt so lange angestellt, wie ihre Kündigungsfrist ursprünglich beim alten Arbeitgeber gedauert hätte, maximal jedoch zwölf Monate. Wenn ein Mitarbeiter also eine Kündigungsfrist von drei Monaten habe, bekomme er einen neuen Arbeitsvertrag für sechs Monate. „Für Unternehmen bedeutet das, dass die Mitarbeiter schneller von der Payroll verschwinden, weil die Mitarbeiter sofort wechseln können und nicht mehr die Kündigungsfrist abgewartet werden muss“, argumentiert der V.-Rundstedt-Partner. Alles zum Thema Alno Die spektakuläre Pleite von Alno war eine mit Ankündigung. Am Ende eskalierte der Machtkampf zwischen dem Managements und der bosnischen Investorenfamilie Hastor. Mehr lesen Im Gegenzug bedeutet das, dass V. Rundstedt als neuer Arbeitgeber dann die Gehälter auszahlt. Allerdings bekommen die Mitarbeiter in der Zeit, in der sie bei der Transfergesellschaft angestellt sind, meist lediglich 80 Prozent ihres letzten Nettogehalts. Ein weiterer Vorteil sei, „dass die Mitarbeiter mit spezialisierten Beratern zusammenarbeiten, die sie schulen und mit ihnen zusammen neue Jobs suchen“. Das erhöhe laut Summa ihre Chancen, einen neuen Job zu finden. Bei Alno zum Beispiel hätte die Transfergesellschaft 75 Prozent der übernommenen Mitarbeiter vermitteln können. Ein besonderer Faktor beim Thema Personalabbau sei die Zielgruppe der älteren Mitarbeiter, die kurz vorm Rententritt stehen. „Aus Unternehmenssicht ist das ein besonders kostspieliger Faktor, weil sie häufig eine längere Betriebszugehörigkeit haben und eine höhere Abfindung bekommen.“ Doch auch in solchen Fällen sei eine Transfergesellschaft die günstigere Alternative für das Unternehmen. Agentur für Arbeit subventioniert Gehälter Finanziell laufe es laut Summa wie folgt: Das Unternehmen zahlt der Transfergesellschaft die sogenannten Remanenzkosten, die sich aus der Aufstockung des Transferkurzarbeitergelds der AfA auf in der Regel 80 Prozent des letzten Nettogehalts sowie den entsprechenden Sozialversicherungskosten und dem Entgelt für Urlaubs- und Feiertage zusammensetzen. Hinzu kommt das Budget für fachliche Qualifizierungsmaßnahmen sowie das Honorar für V. Rundstedt. Summa nennt eine Beispielrechnung: Würde ein Unternehmen betriebsbedingt kündigen, müsste es 3,6 Millionen Euro an Kündigungsfristgehältern (Auslauflöhnen) zahlen, zuzüglich Kosten für mögliche Rechtsstreitigkeiten. Bei einer Transfergesellschaft würde das Unternehmen mit den Remanenzkosten (2,1 Millionen Euro), dem Qualifizierungsbudget (170 Tausend Euro) und dem Rundstedt-Honorar (530.000 Euro) insgesamt 2,8 Millionen Euro zahlen – also deutlich weniger als die zur Verfügung stehenden und einzubringenden Kündigungsfristgehälter. Das Unternehmen spare also 800.000 Euro. „Je größer das Unternehmen ist, beziehungsweise je mehr Mitarbeiter betroffen sind, desto höher ist die potenzielle Einsparung. Damit können Unternehmen im Einzelfall mehrere Millionen Euro sparen.“ Zudem sei das Qualifizierungsbudget in der Regel zu hoch angesetzt, „wenn da Geld übrigbleibt, kriegt es häufig der alte Arbeitgeber zurück“, verspricht Summa. V. Rundstedt wiederum würde von der Agentur für Arbeit 60 bis 67 Prozent der Gehaltszahlungen als Transferkurzarbeitergeld erhalten. Summa sieht die Transfergesellschaft für Unternehmen in der Restrukturierung als eine kostengünstigere Alternative, die für Arbeitgeber und -nehmer Vorteile habe.

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