Newsletter

Abonnements

Air Berlin präsentiert Sparprogramm

Ulf Hüttmeyer ist seit dem 1. Februar 2006 CFO von Air Berlin.
Air Berlin

Morgen wird Air Berlin, Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft, das Sparkonzept „Turbine 2013“ vorstellen. Dieses Sparprogramm wird nach Unternehmensangaben das bereits laufende Programm „Shape & Size“, in dessen Rahmen die defizitäre Fluggesellschaft ihre Flotte verkleinert und unrentable Verbindungen gestrichen hat, ergänzen. Der Vorstand erhofft sich von dem zweiten Sparprogramm, das auf 24 Monate angelegt ist, schon in diesem Jahr erste Erfolge. Das Ziel lautet, Ende 2013 ein positives Nettoergebnis zu erreichen. Das dürfte ganz im Sinne von CFO Ulf Hüttmeyer sein, denn es wäre das erste Mal seit 2006, dass Air Berlin schwarze Zahlen schreibt. Nach Jahren des rasanten Wachstums waren die Kosten bei der Fluggesellschaft in die Höhe geschnellt.

Air Berlin will Schuldenberg abbauen

Am 15. Januar stellt der erst vor einigen Tagen ernannte neue CEO Wolfgang Prock-Schauer als Nachfolger von Hartmut Mehdorn die Maßnahmen vor. An den Standorten Berlin, Düsseldorf, Wien, Zürich, München und Palma de Mallorca soll das Sparprogramm zeitgleich präsentiert werden. Markteilnehmer rechnen mit Stellenstreichungen. Bereits Ende 2012 gab es einen Bericht, demzufolge die Airline 900 Arbeitsplätze oder jede zehnte Stelle streichen will. Air Berlin hatte den Jobabbau damals weder bestätigt noch dementiert.

Der Verkauf von weiterem Tafelsilber könnte ebenfalls dazu beitragen, den Schuldenberg bei Air Berlin abzubauen. Beobachtern zufolge wäre es möglich, dass die Airline Flugzeuge, Techniksparte oder Flugschule dafür verkauft. Bereits Ende 2012 hatte die defizitäre Fluggesellschaft die Mehrheit ihres Vielfliegerprogramms an ihren Großaktionär Etihad Airways für rund 184 Millionen Euro verkauft. Die Nettoschulden in Höhe von 853 Millionen Euro zum Ende des Sommerquartals werden um diese Summe gesenkt.

Hinzu kommt die Haltung von CFO Ulf Hüttmeyer: „Eine Airline kann eigentlich nicht alle Flieger in die Bilanz nehmen, sonst liegt unter Umständen die Eigenkapitalquote in einer Höhe, mit der sich die Fremdkapitalgeber nicht mehr wohl fühlen“, sagte der Air-Berlin-Finanzchef einmal in einem Interview mit FINANCE. Seine ideale Bilanz sieht demnach so aus: „Auf der Aktivseite ein bisschen Umlaufvermögen, das vor allem aus Forderungen etwa an Reiseveranstalter besteht, und dazu ein bisschen Kasse, auf der Passivseite Eigenkapital und erhaltene Anzahlungen. Und das Schönste wäre, wenn man die Flugzeuge saisonal aus einem Pool mieten könnte.“ Ende September, und damit vor dem schwächeren Winterhalbjahr, lag die Eigenkapitalquote von Air Berlin nur noch bei 7,8 Prozent.

Als Jungspund zum CFO berufen

Hüttmeyer ist seit dem 1. Februar 2006 CFO von Air Berlin. Damals hatte die Fluggesellschaft im Zuge der Umfirmierung zur Aktiengesellschaft den CFO-Posten neu geschaffen. Bei seiner Berufung war Hüttmeyer erst 32 Jahre jung und hatte nur in einem einzigen Kreditinstitut Berufserfahrung gesammelt.

Doch der ehemalige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold kannte den Commerzbanker persönlich, da Hüttmeyer als Großkundenbetreuer unter anderem für Air Berlin zuständig war. Beide haben diesen Schritt nicht bereut, denn Hüttmeyer hat gezeigt, dass er etwas vom Finanzierungshandwerk versteht und die Fluggesellschaft stets vor den drückendsten Finanzierungsproblemen befreit.

Air Berlin hat beispielsweise 2007 und 2009 zwei Wandelanleihen begeben, die sie inzwischen schon wieder zurückgekauft hat. Über das Mittelstandssegment Bondm hat die Airline mit der im Herbst 2012 durchgeführten Aufstockung der 2011-Anleihe insgesamt drei Bonds platziert. Diese Fremdkapitalstruktur wird seit Januar 2012 durch eine Kreditlinie über bis zu 255 Millionen US-Dollar der Fluggesellschaft Etihad Airways, die größter Einzelaktionär von Air Berlin ist, ergänzt. Bei der Unternehmensfinanzierung arbeitet der Air-Berlin-CFO aber nicht nur mit Banken, sondern auch mit vielen bankenunabhängigen Finanzierungspartnern zusammen, von denen die meisten noch nie gehört haben: Jackson Square, Mubadala oder MC Aviation Partners gehören dazu.

Das mag auch einer der Gründe sein, warum der vorsichtig agierende und nach wie vor jungenhaft wirkende Ulf Hüttmeyer die ganze Misere bei Air Berlin bislang überlebt hat und immer noch CFO der Fluggesellschaft ist. Er ist das letzte verbliebene Mitglied aus der ersten Führungsebene der Ära Hunold.

sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Info

Ulf Hüttmeyer ist seit dem 1. Februar 2006 CFO von Air Berlin. Damals hatte die Fluggesellschaft im Zuge der Umfirmierung zur Aktiengesellschaft den CFO-Posten neu geschaffen. Hüttmeyer wechselte von der Commerzbank, wo er zuletzt als Großkundenbetreuer tätig war, zu Air Berlin. Bei Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus hatte der Niedersachse 1996 seine berufliche Karriere als Analyst im Bereich Credit and Financing begonnen. Von der Bremer Niederlassung wechselte er für dreieinhalb Jahre nach Singapur, bevor er nach Berlin ging. Dort war er als Group Manager Corporate Clients Services tätig. Zu Beginn des Jahres 2005 wurde er schließlich noch zum Director ernannt.

Ulf Hüttmeyer wurde am 9. Juli 1973 in Wildeshausen, Deutschland, geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er hat ein Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Abschluss zum Diplom-Kaufmann (FH) absolviert.

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.