Die Entscheidung ist gefallen: Galeria Karstadt Kaufhof hat für sich und die Tochter Karstadt Sports die Einleitung eines Schutzschirmverfahrens beantragt. Gründe seien die „harten wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise für den innerstädtischen Non-Food-Handel und die langwierige Umsetzung staatlicher Hilfe über die Hausbank“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Das Amtsgericht in Essen habe dem Antrag bereits stattgegeben.
„Wir haben uns ab dem ersten Tag des Shut Down mit aller Kraft auch um die versprochene staatliche Hilfe bemüht,“ lässt sich Galeria-CFOMiguel Müllenbach zitieren. Die Zusagen der Politik wertschätze er sehr – doch gleichzeitig lässt er kein gutes Haar an deren Umsetzung und den beteiligten Finanzinstituten: „Dieser Prozess ist sehr bürokratisch, kostet wertvolle Zeit, ist mit zusätzlichen Hürden verbunden – und hat deshalb einen ungewissen Ausgang. Dies zeigten auch die Gespräche mit unserer langjährigen Hausbank.“ Auf eine Lösung könne man nicht noch weitere Wochen der Krise warten, sondern müsse jetzt handeln.
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Galeria Karstadt Kaufhof mit massiven Umsatzausfall
Wegen des Coronavirus musste das Unternehmen seit dem 18. März auf behördliche Anweisung alle Geschäfte schließen – seitdem muss es einen dramatischen Umsatzeinbruch hinnehmen. So verliert Galeria Karstadt Kaufhof nach eigenen Aussagen jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz, bis Ende April rechne man mit einem Umsatzausfall von mehr als einer halben Milliarde Euro.
Um die Liquidität beisammenzuhalten, griff die Handelskette bereits zu einer Vielzahl von Maßnahmen: So wurde für den Großteil der Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet und das Zahlungsziel für Lieferanten einseitig 30 Tage verlängert. Zudem gehörten die Essener zu den Unternehmen die vorübergehend die Mietzahlungen einstellten.
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Bereits in der vergangenen Woche sprach der Chef der Warenhauskette, Stephan Fanderl, in einem Brief an die Mitarbeiter von einer „existenziellen Bedrohung“. Wie das Portal „Business Insider“ berichtete, soll bei Galeria Karstadt Kaufhof ein dreistelliger Millionenbetrag von Nöten gewesen sein. Geplant war, dass der Bund für 90 Prozent der Summe bürgen sollte und die restlichen 10 Prozent von den Geschäftsbanken getragen werden sollten.
Galeria-Eigner Signa schießt Geld zu
Doch nun kommt alles anders: Im Rahmen des Schutzschirmverfahrens nach Paragraf 270b der Insolvenzordnung will die bestehende Geschäftsführung das Unternehmen in Eigenverwaltung sanieren. Als Chefsanierer soll ihnen der frühere Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz für die Restrukturierung zur Seite stehen. Zum vorläufigen Sachwalter ist Frank Kebekus bestellt worden.
Die Eigentümerin von Karstadt Kaufhof, die Signa-Holding des österreichischen Eigentümers René Benko, kündigte auch unter den neuen Bedingungen weitere finanzielle Hilfe in dreistelliger Millionenhöhe an. Bereits in dieser Woche hatte Signa bereits 140 Millionen nach Essen transferiert. In den Monaten zuvor wurden bereits mehr als 500 Millionen Euro investiert, hieß es in der Mitteilung.
Fusionierter Konzern war „auf einem sehr guten Weg“
Die beiden Warenhausketten Karstadt und Kaufhof waren im Herbst 2018 fusioniert, seit Sommer vergangenen Jahres ist die Signa-Holding 100-prozentige Eigentümerin des Konzerns. Laut CFO Müllenbach habe sich der Konzern vor der Krise „auf einem sehr guten Weg“ befunden.
Über Digitalisierung, moderne Logistik, Cross-Channel und neue Sortierungsformate habe man „enorme Fortschritte erzielt“, die eingeleiteten Maßnahmen hätten Wirkung gezeigt. Für das laufende Geschäftsjahr habe man mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von mehr als 100 Millionen Euro gerechnet – eine aktualisierte Prognose gab der CFO jetzt nicht.
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