Das Ifo-Institut geht mittlerweile für 2023 von einer Stagnation statt einem Einbruch der Wirtschaftsleistung aus. Was bedeutet das für die Unternehmen? Kann also Entwarnung für KMU gegeben werden? Ist das Schlimmste im Grunde überstanden?
Wer dies glaubt, könnte einem gefährlichen Irrtum erlegen sein. Denn keine der aktuellen Herausforderungen ist vom Tisch: weder der Ukraine-Krieg noch die horrenden Energiepreise für Verbraucher und Unternehmen oder die schwächelnden internationalen Lieferbeziehungen.
Die erste Aufregung mag sich etwas gelegt haben, aber jederzeit kann neues Unheil für den Mittelstand drohen. Wenn beispielsweise der Konflikt zwischen China, Taiwan und den USA die nächste Eskalationsstufe erreicht, könnte für die heimische Wirtschaft ein weiterer Material- und Preisschock drohen. Hinzu kommt der unaufhaltsam steigende Anpassungsdruck im Zuge von Digitalisierung, Energiewende und Nachhaltigkeit. Ein ebenso unaufhaltsam scheinendes Problem sind die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Unternehmen.
Herausforderung: Fachkräftemangel
So gab im aktuellen DIHK-Fachkräftereport über die Hälfte der Befragten an, offene Stellen nicht besetzen zu können. Beim Blick in einzelne Branchen wird die Dimension dieses Themas offenkundig. So sind mittlerweile 67 Prozent der Hersteller elektrischer Ausrüstungen und der Maschinenbauer vom Personalmangel betroffen; im Fahrzeugbau sind es 65 Prozent. Zwei Millionen Stellen dürften in Deutschland laut DIHK insgesamt vakant bleiben; das entspricht einer verlorenen Wertschöpfung von 100 Milliarden Euro.
Auch die Unternehmensnachfolge wird immer unsicherer. Laut einer weiteren DIHK-Umfrage kommen auf einen potentiellen Übernehmer mittlerweile drei Alt-Unternehmer. Obendrein hätten die wenigen verbliebenen Nachfolgekandidaten häufig Schwierigkeiten bei der Übernahmefinanzierung.
Wandel kostet Geld
Generell sind derzeit für Unternehmen die Sicherung von Kapital und Liquidität ein heikles Thema: Finanzielle Mittel werden dringend gebraucht, sei es, um hohe Energiekosten abzufangen, attraktive Bedingungen für Arbeitskräfte zu schaffen, die Lagerhaltung oder Lieferantenstruktur neu aufzustellen oder Prozesse, Strukturen und Geschäftsmodelle zu modernisieren.
Wandel kostet Geld, doch die gewohnten Finanzierungsoptionen brechen für insbesondere KMU immer mehr weg. Angesichts der schwierigen Marktlage und einer lähmenden gesetzlichen Regulierung agieren Hausbanken immer zurückhaltender, wenn es um die Belange von Mittelständlern geht. Das zeigt die aktuelle KfW-Ifo-Kredithürde deutlich. So sprechen mittlerweile über 31 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen von einem restriktiven Verhalten ihrer Bank.
KMU, die handlungsfähig bleiben wollen, müssen sich heute fast zwangsläufig nach Alternativen umsehen. Gefragt sind dabei vor allem die Möglichkeiten der Innenfinanzierung. Laut einer Umfrage der DZ Bank und des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken rangiert diese bei Unternehmen auf Platz zwei der angestrebten Finanzierungsarten; direkt hinter dem gewohnten Bankkredit. Auf dem Prinzip der Innenfinanzierung fußen auch objektbasierte Ansätze wie das sogenannte Sale & Lease Back.
Liquidität aus gebrauchten Maschinen
Beim Finanzierungsmodell Sale & Lease Back (SLB) werden werthaltige, mobile und fungible Maschinen-, Anlagen- oder Fuhrparks an einen Finanzierer verkauft und unmittelbar zurückgeleast. Die Produktionsmittel sind somit ohne Unterbrechung nutzbar. Durch die Innenfinanzierung über SLB können stille Reserven gehoben und Liquidität für die aktuellen Herausforderungen freigemacht werden.
Auch Nachfolgen, Restrukturierungen, Sanierungen oder die Ablösung bestehender Finanzierungen sind mit dem Ansatz realisierbar. Dabei vergehen von der ersten Anfrage bis zur Auszahlung des Kaufpreises meist nur wenige Wochen.
Bei Asset Based Credit handelt es sich ebenfalls um eine objektbasierte Finanzierung. Der Kredit bietet sowohl Produktionsbetrieben, Händlern und Dienstleistern als auch Start-ups einen Lösungsansatz. Im Gegensatz zu Bankkrediten, deren Vergabe fast ausschließlich von der Unternehmensbonität abhängt, steht hier die Besicherung über das Anlage- und Umlaufvermögen im Zentrum. Dadurch können vom Betrieb Maschinen und Fahrzeuge, das Handels- und Fertigwarenlager oder Sachwerte und Immobilien eingesetzt werden, um den Kredit zu erhalten. Entscheidend für die Vergabe der kurz- bis mittelfristigen Darlehen sind die Werthaltigkeit und Marktgängigkeit der Objekte.
Carl-Jan von der Goltz ist geschäftsführender Gesellschafter von Maturus Finance, einem Anbieter für objektbasierte Finanzierungslösungen.