Die Pandemie und ihre Folgen schlagen sich auch im zweiten Jahr nicht auf die Insolvenzstatistik nieder: Die Zahl der Insolvenzanträge bei Unternehmen mit mehr als 20 Millionen Euro Jahresumsatz lag 2021 mit insgesamt 69 Anträgen so niedrig wie zuletzt 2015, als 70 Insolvenzanträge in dieser Größenordnung gezählt wurden. Das zeigt der aktuelle FINANCE-Insolvenz-Report, für den die Restrukturierungsberatung Falkensteg exklusiv für FINANCE die Großinsolvenzen von Unternehmen mit einer Umsatzgröße ab 20 Millionen Euro auswertet. Staatliche Hilfen haben in vielen Unternehmen dazu beigetragen, dass diese Pandemie-bedingte Ausfälle kompensieren konnten. Zum Vergleich: 2020 hatte es noch 181 Insolvenzanträge gegeben.
69 Insolvenzanträge
gab es 2021, davon entfielen 19 auf das vierte Quartal.
Von den 69 Anträgen des zurückliegenden Jahres entfielen 19 auf das vierte Quartal. Besonders auffällig dabei: Gleich acht Insolvenzen entfielen auf Automobilzulieferer, und die Lage spitzt sich offenbar zu. Die Hälfte der Jahresinsolvenzen in der Branche entfiel auf die Monate Oktober bis Dezember. In allen übrigen Branchen dagegen verzeichnete die Statistik zum Jahresende hin Rückgänge.
Restrukturierungsfälle nehmen wieder zu
Die hohen Energie- und Rohmaterialpreise sowie die strapazierte Liquiditätslage in vielen Unternehmen trüben allerdings den Ausblick: „In den ersten Wochen des Jahres 2022 ist ein deutliches Anziehen der Insolvenz- und Restrukturierungsfälle zu erkennen“, teilt die Restrukturierungsberatung Falkensteg mit.
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Bitte einloggenDie Verlängerung von Kurzarbeit und Überbrückungshilfen bis in den Sommer hinein helfe da nur bedingt: „Die Auftragsbücher sind voll. Allerdings weichen die im Angebot kalkulierten Kosten von den derzeitigen Kosten deutlich ab, und Nachverhandlungen sind in den wenigsten Fällen so einfach möglich“, erklärt Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt. Wenn die Belastungsfaktoren länger anhalten, könnten dadurch Liquiditätslücken entstehen, die letztlich eine Insolvenzantragspflicht auslösen. „Das kann dazu führen, dass auch Unternehmen, die Hilfsmaßnahmen erhalten, trotz Rettungsweste untergehen.“
Jede fünfte Insolvenz endet mit Asset Deal
Von den 69 Insolvenzanträgen aus dem Jahr 2021 ist unterdessen rund die Hälfte der Verfahren schon beendet. In 14 Fällen hat eine übertragende Sanierung in Form eines Asset Deals den Unternehmen eine Zukunftsperspektive eröffnet, in weiteren sieben Fällen haben sich die Antragsteller über einen Insolvenzplan saniert. 15 Verfahren endeten mit der Liquidation des Unternehmens oder dem Anzeigen von Masseunzulänglichkeit.
Damit ist einem Drittel der Unternehmen, die 2021 Insolvenz beantragt haben, bereits ein Neustart gelungen. Dies ist zwar etwas weniger als am Vorjahresstichtag (36 Prozent), aber immer noch eine überdurchschnittlich hohe Quote. Durchschnittlich sind vor der Pandemie 27 Prozent der Verfahren bereits im Antragsjahr zu einer Lösung gekommen.