Die Gries Deco Company will sich im Schutzschirmverfahren sanieren. Das Unternehmen, das vor allem für seine Deko-Marke Depot bekannt ist, reiht sich in eine lange Liste an insolventen Einzelhändlern ein.
Die Gruppe, die mehr als 300 Filialen in Deutschland betreibt, setzte im vergangenen Jahr rund 390 Millionen Euro um, kämpft aber schon lange mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Gründer Christian Gries hatte Anfang 2024 selbst wieder die operative Führung übernommen und wollte das Geschäft aus eigener Kraft sanieren. Dazu gehörte unter anderem eine Neuausrichtung des Depot-Filialnetzes, bei der auch rund 30 Prozent der Artikel aus dem Sortiment genommen wurden.
Alle Depot-Filialen kommen auf den Prüfstand
Jetzt hat Gries jedoch Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und will mit einem Schutzschirmverfahren die Sanierung beschleunigen. Die bisher geplante Transformation hätte sich laut Gries Deco Company über mehrere Jahre erstrecken sollen.
Nun wolle man „das Unternehmen im Schulterschluss insbesondere mit der Vermieter- und Lieferantenbasis nachhaltig auf die neuen Marktgegebenheiten ausrichten“. Heißt: Die Vermieter der Ladenflächen und die Lieferanten müssen sich auf weitere Zugeständnisse einstellen. Auch alle Filialstandorte von Depot in Deutschland und Österreich stehen nun auf dem Prüfstand.
Nicht betroffen ist laut Gries Deco die Schweizer Tochtergesellschaft mit ihren 34 Depot-Filialen. Diese sei eigenständig aufgestellt und erwirtschafte seit Jahren positive Erträge, heißt es.
Erfahrene Restrukturierer übernehmen die Führung
Für die Sanierung hat sich Gries mit Sven Tischendorf und Alexander Höpfner von der Kanzlei ACT Legal zudem zwei Schutzschirmexperten in die Geschäftsführung geholt. Auch der langjährige Rechtsbeistand des Unternehmens, William Panagiotides, ist einstweilen Teil des Führungsteams.
Das Amtsgericht Aschaffenburg hat das Schutzschirmverfahren am 15. Juli bewilligt. Als vorläufiger Sachwalter wurde Martin Kaltwasser bestellt.
Der Geschäftsbetrieb soll indes uneingeschränkt weiterlaufen. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in Deutschland seien bis September 2024 gesichert, teilte das Unternehmen mit. Der Sanierungsplan soll dann spätestens zum Jahreswechsel stehen.
Laut „Handelsblatt“ ist Sanierer Tischendorf optimistisch, dass ein Turnaround ohne neuen Investor gelingen kann. Das Problem ist demnach vor allem die Ertragslage. Bankschulden habe das Unternehmen keine und das Lager sei voll.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.