Saxovent Renewables kauft Solar-Portfolios von Fellensiek
Die insolvente Fellensiek-Gruppe konnte wesentliche Teile an Saxovent Renewables verkaufen. Die Berliner Beteiligungsgesellschaft übernimmt drei Aufdachsolar-Portfolios mit einer Gesamtleistung von 13,6 Megawattpeak – damit kann sie rund 4.000 Haushalte jährlich mit grünem Strom versorgen. Diese Übernahme umfasst die Vermögenswerte von Fellensiek Projektmanagement sowie deren operative Tochtergesellschaften. Die Übertragung der Assets erfolgt rückwirkend zum 1. Mai.
Der Investorenprozess, der im September 2024 begann, zog über 170 Interessenten an, teilte Insolvenzverwalter Christian Kaufmann (Pluta) mit. Saxovent Renewables erhielt den Zuschlag und will die Photovoltaik-Portfolios unter ihrem Dach weiterführen, teilten die Berliner mit. Diese erworbenen Anlagen sollen Saxovents Präsenz im norddeutschen Raum stärken. Ein Großteil des ehemaligen Projektteams von Fellensiek hat bereits bei Saxovent Renewables eine neue Anstellung gefunden.
Hasenclever kann fortbestehen
Der Gießereibetrieb Hasenclever hat nach einem Insolvenzantrag im Februar seine Zukunft gesichert. Durch Sanierungsbeiträge der Hauptkunden und die Bereitschaft der Beschäftigten zu Zugeständnissen konnte der bisherige Gesellschafter den Geschäftsbetrieb durch eine übertragende Sanierung übernehmen. Das hatte die „Wirtschaftswoche“ zuerst berichtet und beruft sich auf Informationen des Generalbevollmächtigten des Automobilzulieferers Sebastian Knapp (Dr. Knapp Restructuring Law).
Das Unternehmen produziert in Battenberg Teile wie Auspuffkrümmer und Turboladergehäuse für namhafte Automobilhersteller wie Audi, BMW und Mercedes. Im Rahmen der Sanierungslösung wird rund ein Viertel der 600 Mitarbeitenden seinen Job verlieren.
Die Insolvenz im Februar folgte auf den Verlust wichtiger Automobil-Serienprojekte und einer schwachen Nachfrage im Automobilsektor. Die Schuldenlast des Unternehmens war nach dem Wegfall von Aufträgen und Großkunden zu hoch. Dissonanzen mit einem Automotive-Kunden über Sanierungsbeiträge trugen zur Krise bei. Bereits im November 2023 hatte Hasenclever ein erstes Insolvenzverfahren durchlaufen, damals noch mit 840 Mitarbeitern.
Amevida geht in die Eigenverwaltung
Der Call-Center- und Customer-Care-Dienstleister Amevida aus Gelsenkirchen hat Ende Mai ein Eigenverwaltungsverfahren beantragt. Nils Meißner (Görg) wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Meißner überwacht das Verfahren und die Geschäftsleitung im Interesse der Gläubiger und unterstützt den Restrukturierungsprozess.
Der Vorstand sieht das Verfahren als wichtigen Schritt zur Beschleunigung der Sanierung, ohne operative Veränderungen während des Prozesses. Der Abschluss wird im dritten Quartal 2025 erwartet. Ein Restrukturierungsteam bestehend aus Thorsten Prigge (Activelaw), Valentin Röttger (Auricon) sowie Thomas Ellrich und Franz Zilkens (Voigt Salus) begleitet die Gesellschaft.
Fahl-Gruppe übernimmt Orbisana
Die Restrukturierung der insolventen Weltbild-Tochter Orbisana Healthcare ist abgeschlossen. Insolvenzverwalter Christian Plail (SGP Schneider Geiwitz) hat das Unternehmen an den Medizintechnik-Vertrieb Andreas Fahl übertragen.
Der Zukauf soll das Angebot und die Versorgung für Patienten, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen sowie Krankenkassen erweitern, heißt es. Der Investorenprozess, durchgeführt von WMCF Corporate Finance, zog „zahlreiche“ Bieter an, wobei die Fahl-Gruppe aufgrund ihrer Zukunftsperspektiven den Zuschlag erhielt, berichtet das Unternehmen.
Nach der Insolvenz der ehemaligen Muttergesellschaft WB D2C Group, zu der auch Weltbild gehörte, wurde im Oktober 2024 ein Insolvenzverfahren für Orbisana eröffnet. Im Rahmen dessen konnten nun die Geschäftsanteile des Medizinprodukteherstellers an Andreas Fahl Medizintechnik-Vertrieb übertragen werden.
Mitte April stimmten die Gläubiger dem Insolvenzplan einstimmig zu, und das Verfahren wurde zum Mai aufgehoben. Die Restrukturierung umfasste Carve-Oout-Maßnahmen und Kapitalmaßnahmen. Die Kanzlei Loschelder beriet die Fahl-Gruppe während des Prozesses. Dentons beriet den Insolvenzverwalter.
TF Wickeltechnik ist insolvent
TF Wickeltechnik aus Neulingen hat Insolvenz angemeldet. Tobias Hirte (Schultze & Braun) wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Ziel ist es, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und Arbeitsplätze zu erhalten. Ein möglicher Investoreneinstieg wird geprüft, erste Gespräche laufen bereits, teilt Hirte mit.
Das Unternehmen, das seit 1992 Maschinen für die Automatisierung von Reel-to-Reel-Prozessen entwickelt, kämpft mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, Preissteigerungen und Umsatzrückgängen durch geopolitische Verwerfungen. TF Wickeltechnik hat weltweit über 3.500 Anlagen im Einsatz.
Karl Pollmann wird Teil der MIH Group
Das Straßen- und Tiefbauunternehmen Karl Pollmann aus Beckum ist gerettet. Das europaweit tätige Glasfaserunternehmen MIH Group aus Horstmar übernimmt im Rahmen einer übertragenden Sanierung das operative Geschäft des insolventen Traditionsunternehmens.
Die MIH Group stärkt mit dem Kauf ihr eigenes Kerngeschäft durch die Integration des Tiefbauspezialisten. Insolvenzverwalter Andreas Grund (Andrespartner) sichert damit alle 95 Arbeitsplätze. Der Kauf umfasst den Standort in Beckum, Liegenschaften, die Mischanlage und den Maschinenpark. Starkpartners Consulting führte den Investorenprozess.
CTP-Gruppe übernimmt Krankenhaus
Die CTP-Gruppe des Reeders und Logistikunternehmers Thomas Pötzsch übernimmt das insolvente Krankenhaus Geesthacht samt Geriatrie und Seniorenzentrum. Unterstützt von einem Team um Johan Schneider (Heuking) wurde die Investorenvereinbarung bereits im März beurkundet. Die Gläubiger stimmten den Insolvenzplänen zu, was die Übernahme zum Juli ermöglicht. Rund 700 Arbeitsplätze bleiben erhalten. Die CTP-Gruppe plant eigenen Angaben zufolge eine Digitalisierungsstrategie, um die medizinische Versorgung zu verbessern.
Investor Sodecia steigt bei Huf ein
Der Automobilzulieferer Huf kann seine Sanierung abschließen. Durch eine Vereinbarung mit Banken und Schuldscheingläubigern konnte das Finanzierungskonzept erfolgreich umgesetzt werden. Der Einstieg des Investors Sodecia ermöglichte die Rückführung eines Teils der Schuldscheindarlehen. Zudem haben die verbleibenden Gläubiger ihre Darlehen verlängert. Die Gläubigergruppe wurde von Dentons beraten. Huf stellt Schließsysteme für die Automobilbranche her. Das Familienunternehmen sitzt im nordrhein-westfälischen Velbert und verfügt über Standorte in Europa, Amerika und Asien.
Autoindustrie verlagert Produktion
Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Automobilunternehmen sinkt. Das zeigt eine Studie von Alvarez & Marsal in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Managementforschung. Laut dieser sieht fast ein Viertel der Entscheidungsträger die Wettbewerbssituation als schwierig an. Der technologische Rückstand gegenüber China, insbesondere in der Batterietechnologie und beim autonomen Fahren, sowie hohe Energiepreise und Bürokratie belasten die Branche zusätzlich. Dennoch investieren die Unternehmen in strategische Partnerschaften und technologische Innovationen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Die Standortbedingungen verschlechtern sich weiter, da Überregulierung und veränderte Handelsbeziehungen die Investitionsentscheidungen beeinflussen, so die Beratung. Viele Unternehmen reagieren mit Effizienzmaßnahmen und verlagern ihre Produktion ins Ausland. Ein Drittel der Befragten setzt auf ein neues Lieferantenmanagement, während 61 Prozent bereits Produktionsverlagerungen vorgenommen haben. Trotz der Herausforderungen zeigt die Branche Entschlossenheit zur Transformation.
BBR ernennt drei neue Partner
Die Wirtschaftskanzlei BBR Buchalik Brömmekamp Rechtsanwälte ernennt Daniel Eckart, Mike Zerbst und Hans Georg Fritsche zu Partnern. Die Erweiterung der Partnerebene stärkt die Standorte Berlin und Hannover. Daniel Eckart aus Berlin ist spezialisiert auf Restrukturierungs- und Sanierungsberatung sowie auf die Abwehr von Ansprüchen aus Geschäftsführerhaftung. Hans Georg Fritsche aus Hannover bringt umfangreiche Erfahrung in der Begleitung von Eigenverwaltungen und außergerichtlichen Sanierungen mit. Mike Zerbst, ebenfalls aus Berlin, berät umfassend bei insolvenzspezifischen Ansprüchen. Die Partnerschaft von BBR zählt nun zwölf Partner, die mittelständische Unternehmen in Krisensituationen beraten.
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Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
