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Rickmers kauft sich mit Kreditverlängerung Zeit

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Rickmer CFO Erdmann wirft ein wenig Ballast ab und verlängert Kredite über 520 Millionen Dollar.
Rickmers

Die kriselnde Reederei Rickmers hat sich mit einer Verlängerung von Krediten über 520 Millionen Dollar etwas Luft verschafft. Nach eigenen Angaben konnte das Unternehmen eine vorfällige Laufzeitverlängerung eines „bedeutenden Teilvolumens“ von 520 Millionen US-Dollar (etwa 470 Millionen Euro) seines Kreditpakets „mit einer der wesentlichen Hausbanken bis in die Jahre 2020/2021 im Grundsatz vereinbaren“. Es handele sich um Finanzierungsverträge für fünf Containerschiffe.

Die Grundsatzeinigung über die Finanzierung verschafft der angeschlagenen Reederei etwas Luft, mehr jedoch nicht. Die frisch veröffentlichten Geschäftszahlen von Rickmers zeigen, dass die Reederei operativ nach wie vor zu kämpfen hat. Die Umsätze kletterten zwar um 7,6 Prozent auf 587 Millionen Euro und das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte sogar um 20,8 Prozent auf 253,1 Millionen Euro zu.

Doch die wesentlichen Treiber für das Wachstum waren laut Unternehmensangaben Währungseffekte, Kosteneinsparungen und Skaleneffekte durch die Aufstockung der Schiffsflotte von 110 auf 130 Schiffe. Das Konzernergebnis lag mit 1,3 Millionen Euro um 2,7 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Bezieht man die saldierten Wertberichtigungen auf das Schiffanlagevermögen mit ein, die allerdings nicht zahlungswirksam sind, steht unter dem Strich beim Konzernergebnis ein Minus von 135,5 Millionen Euro.

Rickmers-CFO Mark-Ken Erdmann verlängert einen Teil der Kredite

Der Reederei setzt vor allem der starke Preisverfall bei den wichtigen Charterverträgen zu. Margenstarke Verträge laufen teilweise aus und können derzeit nur zu deutlich schlechteren Konditionen verlängert werden. Umso wichtiger ist für CFO Mark-Ken Erdmann die grundsätzliche Einigung mit einer der sieben Hausbanken. Die Kredite sind Teil eines insgesamt 1,39 Milliarden Dollar schweren Kreditpakets, das Rickmers im Februar 2015 abgeschlossen hat und das 2018 fällig wird.

Durch die Verlängerung muss CFO Erdmann 2018 nun einen etwas geringeren Anteil refinanzieren. Abzüglich der verlängerten Anteile bleiben noch eine 275 Millionen Euro schwere Anleihe sowie das restliche Kreditpaket über rund 870 Millionen Dollar (rund 780 Millionen Euro) abzulösen. Konkrete Pläne für die Refinanzierung der Anleihe gibt es einem Unternehmenssprecher zufolge noch nicht, das Thema sei jedoch „auf der Agenda“. Wann Rickmers konkrete Details bekannt geben wird, sagte er nicht.

Dass Rickmers den 2018 fälligen Gesamtbetrag von rund 1 Milliarde Euro aus eigenen Mitteln wird zurückzahlen können, scheint angesichts eines Kassenbestands von 95,7 Millionen Euro nach dem ersten  Halbjahr 2015 unwahrscheinlich. Für eine Anschlussfinanzierung über die Banken müsste Erdmann alle sieben Kernbanken überzeugen, erneut entsprechende Linien zur Verfügung zu stellen.

Ein schon länger im Raum stehender Börsengang bleibe weiterhin eine der verschiedenen Optionen, um das Eigenkapital aufzustocken, heißt es aus dem Unternehmen. Wie konkret die Pläne sind, lässt Rickmers allerdings weiter offen.

Rickmers will schwachen Zahlen mit Verkäufen begegnen

Die aktuelle Entwicklung der Geschäftszahlen spielt CFO Erdmann bei der finanziellen Neuausrichtung alles andere als in die Karten. Für das Jahr 2016 rechnet das Unternehmen nach eigenen Angaben eher mit rückläufigen Zahlen. Der Vorstand hat daher ein Maßnahmenpaket beschlossen. Dieses Paket sieht vor, „Non-core-Schiffs- sowie Unternehmensbeteiligungen“ zu verkaufen, „ausgewählte Bankdarlehen zu refinanzieren“ und die „gruppenweite Kostenstrukturen zu optimieren“.

Wie dies genau gelingen soll, beantwortete die Reederei auf Anfrage allerdings zunächst nicht. Genaueres könnten die Investoren vielleicht am 30. März erfahren, wenn Rickmers die endgültigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlicht. Die Bondholder scheinen von der Kreditverlängerung jedoch zunächst besänftigt: Nachdem der Bond Mitte Januar zwischenzeitlich massiv eingebrochen war, stieg die Anleihe heute Vormittag um rund 4,5 Prozent und stand am Mittag bei rund 62 Prozent.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Alles Wichtige zur aktuellen Situation der Traditionsreederei und zu den Versuchen des Managements, die Lage zu stabilisieren, finden Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Rickmers.